Ich möchte es mir an dieser Stelle nicht nehmen lassen, mich ganz herzlich für das breite Interesse an meiner täglich erscheinenden Börsenkolumne zu bedanken. Ich wünsche Ihnen, meine Leserinnen und Leser, besinnliche Feiertage im Beisein Ihrer Liebsten und für das kommende Jahr viel Freude, Glück und vor allem gute Gesundheit. Ich freue mich jetzt schon auf ein spannendes Börsenjahr 2013.

Soviel darf ich schon mal verraten: Ich werde nächste Woche meine Schweizer Aktienfavoriten für das kommende Jahr bekannt geben und auf meine diesjährigen Empfehlungen zurückkommen.

Heute nun sorgt eine mir aus London zugetragene Studie aus dem Hause Merrill Lynch für Aufsehen. Darin zählt der Chef-Stratege des mächtigen amerikanischen Bankinstituts vier mögliche Überraschungen für 2013 auf.

Droht den USA eine Leitzinserhöhung? Der Studienverfasser hält die neuen Bedingungen der US-Notenbank für einen zinspolitischen Kurswechsel für sehr aufschlussreich. Hätten die Verantwortlichen bisher für Ende 2015 einen Kurswechsel in Aussicht gestellt, so stehe für sie neu eine Arbeitslosenrate von unter 6,5 Prozent an erster Stelle.

Diese neue Zielformulierung deute darauf hin, dass sich die Ära historisch tiefer Leitzinsen in den USA ihrem Ende entgegen bewege. Interessanterweise sei seit dem letzten Treffen des Offenmarktausschusses der US-Notenbank ein kontinuierlicher Mittelabfluss aus Anleihenfonds zu beobachten.

Fallen die Konsumausgaben tiefer als erwartet aus? Der Stratege hält es auch für möglich, dass das Wirtschaftswachstum in den USA aufgrund enttäuschender Konsumausgaben schwächer als erwartet ausfallen könnte. In einer Anfang Dezember durchgeführten Umfrage hätten sich Vermögensverwalter und Fonds-Manager so zuversichtlich wie schon lange nicht mehr für die Wirtschaftsentwicklung gezeigt. In ihrer Hoffnung hätten sich die Umfrageteilnehmer an eine Erholung des Privatkonsums geklammert, so der Experte. Viele Wertschriftenportfolios müssten wohl völlig neu ausgerichtet werden, sollte eine solche Erholung ausbleiben.

Schwächt sich der USD/YEN noch einmal deutlich ab? Bei Merrill Lynch wird nicht ausgeschlossen, dass der Yen gegenüber dem Dollar weiter an Wert verliert. Gleichzeitig bricht der Chef-Stratege allerdings eine Lanze für den japanischen Aktienmarkt. Letzterer werde derzeit mit einem Bewertungsabschlag von bis zu 50 Prozent gegenüber den westlichen Märkten behandelt. Sei Japan im Weltaktienindex 1988 noch mit 44 Prozent vertreten gewesen, so seien es mittlerweile nur noch 7 Prozent.

Steht der Volatilität ein Anstieg bevor? Eine der grössten Überraschungen sei im laufenden Jahr der bei der Volatilität beobachtete Einbruch gewesen. Dieser stehe im Zusammenhang mit der massiven Liquiditätsversorgung der Märkte durch die Zentralbanken. Gerade an den Devisenmärkten hält der Studienverfasser stärkere Kursschwankungen und einen Anstieg der Volatilität jedenfalls für wahrscheinlich.

Mit seinen Prognosen lehnt sich der Chef-Stratege von Merrill Lynch meines Erachtens nicht übertrieben stark aus dem Fenster. Ich bin deshalb gespannt, ob er mit diesen Annahmen im Laufe des nächsten Jahres dann wenigstens auch richtig liegt.

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Übernahmespekulationen liessen die Aktien von Illumina im gestrigen Handel zeitweise um 10 Prozent nach oben schnellen. Angeblich sei Roche bereit, den Publikumsaktionären des US-Diagnostikunternehmens 66 Dollar je Aktie in bar zu bezahlen. So will zumindest die Westschweizer Wirtschaftszeitung L'Agéfi in Erfahrung gebracht haben.

Da die meisten Analysten wohl schon im Weihnachtsurlaub verweilen, trafen bisher kaum Kommentare zu den Übernahmespekulationen ein. In einem mir vorliegenden Kommentar nimmt der für Kepler Capital Markets tätige Experte allerdings kein Blatt vor den Mund. Nachdem Roche im vergangenen April jegliche Übernahmepläne über den Haufen geworfen habe, hält er einen weiteren Anlauf der Basler für höchst unwahrscheinlich. Eine Übernahme von Illumina sei nichts anderes als eine langfristige Wette auf den Erfolg der Gen-Entschlüsselung. Darüber hinaus hätten die Amerikaner in den vergangenen acht Monaten keine Gründe geliefert, weshalb Roche von ursprünglich 51 auf 66 Dollar je Aktie nachbessern sollte. Der Experte glaubt, dass die Basler mit einem solch hohen Übernahmeangebot das Gesicht und die Glaubwürdigkeit verlieren würden.

Meines Erachtens verspricht sich Roche von Illumina einen Quantensprung auf dem Gebiet der personalisierten Medizin. Insbesondere in der Krebstherapie könnte die personalisierte Medizin in Zukunft zu einem Paradigmenwechsel führen. Für mich lässt sich die Begehrlichkeiten der Basler als Pionier auf diesem Gebiet deshalb durchaus nachvollziehen – auch wenn mit einer solchen Grossübernahme das Thema Sonderdividende fürs erste vom Tisch wäre.

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Die Namenaktien von Georg Fischer stehen am Freitag über weite Strecken unter Verkaufsdruck. In einer Sektorstudie nimmt der für die MainFirst Bank tätige Verfasser die Wiederabdeckung der Papiere mit «Underperform» und einem Kursziel von 375 Franken auf.

Das Schaffhauser Industriekonglomerat versuche zwar den Rohrleitungsbereich kontinuierlich auszubauen und verfüge darüber hinaus über einen hohen Ergebnisbeitrag aus Asien. Allerdings habe die Transformation ihren Preis. Ausserdem seien alle drei Geschäftsbereiche starken zyklischen Schwankungen unterstellt.

Der Experte bezeichnet die diesjährigen Markterwartungen eines Free-Cash-Flow von 141 bis 206 Millionen Franken als hoch. Das Unternehmen selber spreche nur von einem Free-Cash-Flow von 50 bis 100 Millionen Franken. Bei der MainFirst Bank bleibt man deshalb mit den eigenen Annahmen hinter den Markterwartungen zurück.

Die kommenden 6 bis 9 Monate werden bei Georg Fischer zeigen, ob die Konglomeratsstruktur noch Sinn macht und wie stark sich die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Gewinnentwicklung niederschlagen wird. Ich zähle mich derzeit jedenfalls auch eher zu den Skeptikern.