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Die verbalen Angriffe auf unsere Schweizerische Nationalbank (SNB) wollen nicht verstummen. Als eingefleischter Kritiker gilt insbesondere der für die Commerzbank tätige Währungsstratege. Wie die meisten seiner Kollegen wurde auch er im Januar letzten Jahres von der Aufgabe des Mindestkurses gegenüber dem Euro eiskalt auf dem falschen Fuss erwischt.

Im Kampf gegen den starken Franken sei die SNB am Ende ihres Lateins angelangt, liess der Experte seine Kundschaft schon vor Monaten wissen. Und um dieser Einschätzung den gewünschten Nachdruck zu verleihen, sagt er der europäischen Einheitswährung einen Rückschlag auf unter einen Franken vorher.

Selbst den Zwischenbericht der SNB nach dem ersten Quartal liess der Währungsstratege zuletzt nicht unkommentiert. Er stösst sich vor allem an der Aussage "die Aufwertung des Frankens führte zu wechselkursbedingten Verlusten von insgesamt 6,9 Milliarden Franken" und wirft den Autoren des Berichts Realitätsverschleierung vor.

Der Grund: Der Euro und andere G10-Währungen haben in den letzten Monaten gegenüber dem Franken sogar zugelegt. Die SNB hält allerdings einen Drittel ihrer Fremdwährungsreserven in Dollar und weitere 7 Prozent in Pfund - und damit in vergleichsweise schwachen Währungen. Die Entscheidungsträger hätten schlichtweg auf die falschen Währungen gewettet, so lautet die Einschätzung des Commerzbank-Experten.

SNB-Präsident Thomas Jordan und seine Mitstreiter dürften sich in den letzten Jahren ein dickes Fell zugelegt haben, kann man es doch auch als Notenbanker nicht allen recht machen. Der Euro entwickelt sich allerdings weiterhin mit einem komfortablen Abstand zur Franken-Parität, und Offenmarktinterventionen sind, wenn überhaupt, dann nur punktuell notwendig. Was kann man der kleinen SNB im Kampf gegen mächtige ausländische Hedgefonds schon mehr wünschen...?

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Nicht nur bei den Banken aus der Schweiz gilt das erste Quartal als das stärkste des ganzen Jahres. Für gewöhnlich fällt rund einen Drittel des Jahresgewinns in den ersten drei Monaten an. In diesem Jahr scheint jedoch alles anders: Schon vor Wochen berichteten die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse, dass sich die saisonale Belebung bei ihnen kaum bemerkbar mache. An der ordentlichen Generalversammlung warnte am Freitag nun auch EFG International vor einem enttäuschenden Neugeldzufluss und einer Flaute bei den Erträgen. Gerade letztere kommt angesichts der geplanten Kapitalerhöhung zur Teilfinanzierung der milliardenschweren Übernahme der Banca della Svizzera Italiana (BSI) zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt für den akquisitionshungrigen Vermögensverwalter.

Mut beweisen die Strategen der Citigroup. Sie stufen den europäischen Bankensektor von "Neutral" auf "Overweight" herauf. Nach der Bewertungskorrektur der vergangenen 6 bis 12 Monate weise die Branche eine um 50 Prozent höhere Dividendenrendite als der Gesamtmarkt auf, so lautet das Hauptargument der Experten. Kommt dazu, dass die amerikanische Grossbank bei vielen ihrer europäischen Rivalen über die nächsten 12 bis 24 Monate mit steigenden Ausschüttungen rechnet.

Die Strategen raten denn auch von Wetten auf Aktien von Banken mit einer eher geringen Eigenkapitaldecke ab und setzen statt dessen auf diejenigen von UBS, HSBC sowie Société Générale. Überzeugung sieht anders aus.

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Vor dem Wochenende mussten sich der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der Credit Suisse an der ordentlichen Generalversammlung unangenehmen Fragen stellen (cash berichtete am Freitag live).

So richtig zu überzeugen wussten die Antworten nicht. Das liessen zumindest die bei Börsenschluss um 4,1 Prozent tieferen Kursnotierungen vermuten.

Öl ins Feuer goss der für Morgan Stanley tätige Bankenanalyst. Er erachtet die überarbeitete Strategie von CS-Chef Tidjane Thiam zwar als glaubwürdig, befürchtet allerdings Probleme bei deren Umsetzung. In der Folge liegen seine Gewinnschätzungen für die kommenden zwei Jahre um bis zu 20 Prozent unter den jeweiligen Konsensschätzungen.

Das hat übrigens auch noch einen anderen Grund: Seinen Berechnungen zufolge führt die für nächstes Jahr geplante Publikumsöffnung der bis dahin abgespalteten Schweizer Bank zu einer Gewinnverwässerung von 10 bis 20 Prozent.

Die Credit Suisse lässt derzeit keine Gelegenheit verstreichen, um ihre Eigenkapitalbasis zu stärken. Wie der Börsengang der Schweizer Bank zeigt, schreckt sie dabei auch nicht davor zurück, das Tafelsilber zu verhökern und damit Aktionärswerte zu vernichten.
 

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