Wenn man Carsten Maschmeyer etwas nicht vorwerfen kann, dann ist es mangelnder Geschäftssinn. Der Mitgründer und ehemalige Schlüsselaktionär des Allfinanzdienstleisters AWD hat es verstanden, sein Lebenswerk auf dem Höhepunkt für eine ganze Menge Geld an Swiss Life zu verkaufen.

Selbsteinsicht hingegen scheint nicht zu seinen Stärken zu gehören. Denn nur so lässt sich erklären, wieso Maschmeyer in einem Gespräch mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» ziemlich hart mit dem Schweizer Mutterhaus ins Gericht geht.

Im Zusammenhang mit den gegen AWD hängigen Sammelklagen wegen systematischer Falschberatung stellt das ehemalige Gründungsmitglied den Verantwortlichen von Swiss Life ein schlechtes Zeugnis aus: Die jetzigen Akteure würden das Unternehmen zu technokratisch und zu kostenorientiert führen, so lautet sein Vorwurf. Zu seiner Zeit habe der Allfinanzdienstleister weit mehr kompensiert, als er an Provisionen bekommen habe. Seine Nachfolger hingegen schöpften lieber alle juristischen Mittel aus, statt irgendwo klein beizugeben. Das sei ein Fehler, könnte doch längst Ruhe sein. Der Ruf des von ihm einst mitbegründeten Unternehmens sei noch nie so schlecht wie derzeit gewesen, so Maschmeyer weiter.

Der Vorwurf systematischer Falschberatung ist nahezu so alt wie AWD selber. Meines Erachtens versucht Maschmeyer mit seinen Vorwürfen an die Adresse von Swiss Life von sich selber abzulenken. Denn das Geschäftsmodell und die Unternehmenskultur des Allfinanzdienstleisters boten zumindest in der Vergangenheit geradezu einen Nährboden für solche Ausuferungen.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Umsatz der heute unter Swiss Life Select am Markt auftretenden Tochter seit dem Besitzwechsel im Jahr 2007 von 762 auf 489 Millionen Euro eingebrochen ist. Dies allerdings nicht zuletzt aufgrund des über die vergangenen Jahre widrigen Umfelds. Selbstverständlich hat unter den ursprünglich in Österreich laut gewordenen Anschuldigungen auch der Ruf gelitten.

Ob diese Anschuldigungen der Wahrheit entsprechen, darüber müssen nun die Gerichte entscheiden. Ich bin während meiner bisherigen Laufbahn zahlreichen AWD-Beratern begegnet. An dieser Stelle enthalte ich mich allerdings eines Urteils. Meines Erachtens hätte Carsten Maschmeyer besser zuerst einmal vor seiner eigenen Haustür gekehrt, bevor er die Verantwortlichen von Swiss Life frontal angreift. Denn diese haben ein nicht einfaches Erbe angetreten. Wenn man den Verantwortlichen von Swiss Life aus Aktionärssicht etwas vorwerfen kann, dann höchstens, dass mit der Übernahme von AWD ein weiteres Auslandsabenteuer kostspielig zu Ende geht.

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Und wieder hat Norwegens Staatsfonds hierzulande zugeschlagen: In einer heute erschienenen Offenlegungsmeldung geben sich die Skandinavier nun auch bei Logitech als Grossaktionär zu erkennen.

Alleine seit Anfang Februar hat der norwegische Staatsfonds Beteiligungen von jeweils etwas über 3 Prozent an Nobel Biocare, Clariant, Rieter, Valora und der Gategroup aufgebaut. Es ist unnötig zu erwähnen, dass das Engagement bei Logitech wunderbar ins Bild passt. Denn die Skandinavier scheinen geradezu eine Vorliebe für mittelgrosse Schweizer Unternehmen mit Problemen im operativen Geschäft entwickelt zu haben.

Für den Westschweizer Peripheriegerätehersteller ist der Einstieg so etwas wie ein Ritterschlag. Denn nicht nur das am vergangenen Donnerstag für das Fiskaljahr 2012/13 veröffentlichte Ergebnis liess zu wünschen übrig. Auch der Ausblick für das laufende Jahr fiel für die Aktionäre ziemlich ernüchternd aus. Wie bei den anderen Schweizer Firmenbeteiligungen scheint der norwegische Staatsfonds jedoch auch bei Logitech mit einem erfolgreichen Turnaround zu rechnen. Seit Donnerstag ist klar, dass ein solcher möglicherweise mehr Zeit als ursprünglich gedacht in Anspruch nimmt.

Interessant ist, dass vor dem Wochenende Übernahmespekulationen an unsere Redaktion herangetragen wurden. Diesen Spekulationen zufolge sollen sowohl Microsoft als auch Samsung Interesse an Logitech bekunden und zwischen 12 und 15 Franken je Aktie bieten. Auf eine Anfrage meinerseits hin dementierte das Westschweizer Unternehmen die Spekulationen allerdings.

Auch ich hege Zweifel am Gehalt der Spekulationen und stehe damit wohl nicht alleine. Zwar haben die derivatseitigen Handelsaktivitäten seit gestern deutlich angezogen. Anhaltspunkte für gezielte Käufe gibt es jedoch nicht. Und auch die Kursentwicklung der Aktien selber spricht eine Sprache für sich.