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In den letzten Wochen machte die MainFirst Bank mehrfach mit ihrer negativen Haltung für die Namenaktien von Novartis von sich reden. Und das nicht ohne Grund, empfiehlt der für das Basler Gesundheitskonglomerat verantwortliche Experte die Papiere doch mit «Underperform» und einem Kursziel von 70 Franken zum Verkauf.

Seine Botschaft ist unmissverständlich: Anleger sind in den Bons des Platzrivalen Roche auf lange Sicht deutlich besser aufgehoben.

Das wollen die Firmenverantwortlichen von Novartis nicht einfach so hinnehmen. Wie sich einem aktuellen Kommentar entnehmen lässt, hielten die Basler am vergangenen Mittwoch bei der MainFirst Bank eine sogenannte In-House-Präsentation ab. Was der Investors-Relations-Verantwortliche von Novartis dem zahlreich erschienenen Publikum zu sagen hatte, will ich den Aktionären nicht vorenthalten.

Interessant sind vor allem die Aussagen zur Überprüfung des Firmenportfolios unter Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt. Bis Mitte Jahr sei mit einem Entscheid zu rechnen, ob die Geschäftszweige Selbstmedikation, Tiermedizin und Impfstoffe im Portfolio verbleiben oder verkauft werden. Andeutungshalber will Novartis am Geschäft mit nichtverschreibungspflichtigen Medikamenten festhalten.

Auch die an Roche gehaltene Beteiligung scheint zur Disposition zu stehen. Allerdings wähnt sich Novartis in diesem Zusammenhang nicht unter Zeitdruck. Die Meinungen innerhalb des Aktionariats über die Bedeutung dieses Engagements seien sehr unterschiedlich.

Im Hinblick auf den auslaufenden Patentschutz beim Leukämiemedikament Glivec versucht Novartis die Rentabilität im Pharmageschäft zu verbessern. Das Präparat werde in den USA voraussichtlich im Juli 2015 und in Europa im Dezember 2016 den Patentschutz verlieren. Helfen sollten die in Zukunft etwas moderateren Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Ihr Anteil sollte von derzeit 22,3 Prozent des Umsatzes auf rund 20 Prozent fallen. Gleichzeitig versprechen sich die Basler strategisch bedingte Fortschritte bei den Vertriebskosten.

Es sei allerdings nicht auszuschliessen, dass sich der Markteintritt von Konkurrenzpräparaten für Glivec in den USA bis ins Jahr 2019 verzögern werde. Ausserdem warte die Tochter Sandoz mit einer eigenen generischen Version des Medikaments auf, so ist dem Kommentar aus dem Hause MainFirst Bank zu entnehmen.

Bei der Ausschüttungsquote will Novartis am Bewährten festhalten. Wenig überraschend wird den Aktionären eine mit dem vergangenen Jahr vergleichbare Ausschüttungsquote in Aussicht gestellt. Die Dividende sollte scih in Zukunft deshalb im Gleichschritt mit der Gewinnsituation entwickeln.

In den letzten Jahren mussten die Aktionäre von Novartis mit ihren Interessen oft hinten anstehen. Unter dem neuen Verwaltungsratspräsidenten Jürg Reinhardt scheint das Unternehmen nun endlich einen aktionärsfreundlicheren Kurs einzuschlagen. Insbesondere in Bezug auf die am Platzrivalen Roche gehaltene Beteiligung scheint am Hauptsitz in Basel ein Umdenken stattzufinden. Ich gebe zu, dass es ein Für und Wider für einen Beteiligungsverkauf gibt. Dennoch bleibe ich dabei: Mit einer langfristigen Plazierung des Roche-Pakets über eine Wandelanleihe liessen sich bei Novartis Aktionärswerte schaffen.

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Schon seit Tagen ist in den Namenaktien von Holcim ein erbitterter Schlagabtausch zwischen Haussiers und Baissiers zu beobachten. Die für den kommenden Mittwoch angesetzte Jahresergebnispräsentation bietet Nährboden für allerlei Spekulationen.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Ostschweizer Zementhersteller in zwei Tagen mit einem ernüchternden Zahlenkranz aufwarten wird. Denn die Turbulenzen in den Schwellenländern fanden in den Konsensschätzungen der Analysten zuletzt zu wenig Berücksichtigung.

Beim Zahlenkranz handelt es sich allerdings um ein Souvenir aus dem vergangenen Jahr, welches vermutlich noch einmal den einen oder anderen Analysten zu einer Abwärtsrevision seiner Schätzungen veranlassen wird. Viel wichtiger ist, wie sich die Firmenverantwortlichen am Mittwoch zu den Aussichten äussern werden. Zumindest beim französischen Erzrivalen Lafarge fiel der Ausblick anlässlich der Jahresergebnispräsentation unerwartet optimistisch aus, was auch die Aktionäre von Holcim hoffen lässt.

Eher nachdenklich stimmt hingegen, was die Deutsche Bank in einem heute erschienenen Kommentar über den Schlüsselmarkt Indien sagt. Dort geht die Regierung aufgrund von Unregelmässigkeiten bei der Abführung von Umsatzsteuern gegen zahlreiche Zementhersteller vor. Betroffen ist auch die Holcim-Tochter Ambuja Cement.

Dass die Regierung vorübergehend eine Schliessung von Produktionsanlagen erwirkt hat, hat allerdings nicht nur negative Auswirkungen. Zwar hat die Schliessung geringere Absatzvolumen zur Folge. Das gerade im Norden Indiens knappe Zementangebot spricht allerdings für höhere Absatzpreise, was die geringeren Volumen zumindest teilweise wettmachen sollte.

Warnte ich in der Vergangenheit davor, dass der hohe Ergebnisanteil aus den Schwellenländern für Holcim zum Bumerang werden könnte, so sehe ich nun im weiteren Jahresverlauf ein nicht unbeträchtliches Erholungspotenzial. Ich bleibe daher bei meiner positiven Einschätzung der Aktien von Holcim.