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Es ist noch keine zwei Wochen her, dass die Familienaktionäre von Sika ihre stimmenmässige Mehrheitsbeteiligung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion für 2,75 Milliarden Franken an Saint-Gobain verkauft haben. Das Nachsehen haben die Publikumsaktionäre, sind die Franzosen gemäss hiesiger Gesetzgebung doch nicht zu einem Angebot für die übrigen Aktien verpflichtet.

Übergangen wurden vermutlich auch die ungebundenen Mitglieder des Verwaltungsrats und die Geschäftsleitung. Das könnte mit ein Grund sein, weshalb diese mit einem geschlossenen Rücktritt drohten, sollte die Transaktion vollzogen werden.

Gestern stellten sich Mitglieder aus der Geschäftsleitung in London den Publikumsaktionären. Dabei liessen sie keine Zweifel offen, dass das neue französische Mutterhaus das Unternehmen voll konsolidieren wird. Ihre Botschaft an die Aktionäre: Es drohen Interessenskonflikte zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen und negative Auswirkungen auf das Tagesgeschäft. Und an die Adresse von Saint-Gobain: Eine effektive und effiziente Integration der Geschäftsaktivitäten ist nicht möglich und die dadurch erhofften Synergien sind "übertrieben".

Darf man mir zugetragenen Marktgerüchten Glauben schenken, dann könnte die Geschichte eine ganz neue Wendung nehmen. Denn diese besagen, dass gleich mehrere Mitbewerber um die Gunst der Geschäftsleitung von Sika buhlen.

Dabei fällt - wenn wunderts - auch der Name der Familie Blocher. Diese wolle die gesamte Geschäftsleitung für die Ems Chemie abwerben, so heisst es.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der beeindruckende Leistungsausweis der Entscheidungsträger rund um CEO Jan Jenisch und CEO Adrian Widmer den Rivalen von Sika nicht verborgen geblieben ist und Begehrlichkeiten weckt.

Alleine in den ersten neun Monaten dieses Jahres konnte das Unternehmen den Umsatz in Lokalwährungen um 16 Prozent steigern. In Franken betrachtet resultierte immerhin noch ein Plus von 9,6 Prozent auf 4,2 Milliarden Franken. Der Reingewinn stieg sogar um 21 Prozent auf 310 Millionen Franken. Schon heute steht fest, dass sich 2014 bei Sika nahtlos in die Erfolgsserie der letzten Jahre einreiht.

Nicht nur für Saint-Gobain, auch für die Publikumsaktionäre des Innerschweizer Chemieherstellers wäre ein Wechsel der gesamten Geschäftsleitung zu Ems Chemie oder einem anderen Rivalen ein schwerer Schlag. Nicht auszudenken, wie der Aktienkurs auf eine solche Nachricht reagieren würde.

Das Gute an Marktgerüchten ist, dass sie sich nicht immer bewahrheiten. Das ist im vorliegenden Fall zumindest den Minderheitsaktionären von Sika zu wünschen.

Bei Ems Chemie heisst es auf Anfrage, dass derzeit keine Vakanzen auf Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsebene offen seien. Meine Anfrage bei Sika blieb unbeantwortet.

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Heute morgen erwischte die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Devisenspekulanten einmal mehr auf dem falschen Fuss. Überraschend reduzierte sie den Zielkorridor für den 3-Monats-Liborsatz auf minus 0,75 bis plus 0,25 Prozent. Schon ab kommender Woche sollen Einlagen mit einem Strafzins von 0,25 Prozent belegt werden.

In einer ersten Reaktion sprang der Euro in die Nähe von 1,21 Franken. Seither nähert sich die Einheitswährung allerdings wieder dem im September vor drei Jahren eingeführten Mindestkurs von 1,20 Franken.

Die Reaktionen auf diesen Vorstoss fallen denn auch uneinheitlich aus. Erwähnenswert erscheint mir vor allem ein Kommentar der Commerzbank. Darin nimmt der Verfasser kein Blatt vor den Mund und lässt durchblicken, dass sich die Verantwortlichen der SNB mit ihrem Entscheid einen Bärendienst erwiesen haben.

Mit der überraschenden Zinssenkung von heute morgen hätten die Währungshüter zwar unmittelbar Druck vom Mindestkurs genommen. Lange werde die Freude allerdings nicht währen. Denn damit hätten sie klar gemacht, dass sie nicht so sehr Willens seien, "uneingeschränkt" zu intervenieren, wie sie stets versprochen hätten.

Dadurch habe die SNB ihre Glaubwürdigkeit selber beschädigt, was nur allzuleicht noch grösseren Druck auf den Franken entstehen lassen könne.

Mittlerweile hat Präsident Thomas Jordan offiziell bestätigt, dass in den letzten Tagen wieder Offenmarkttransaktionen durchgeführt worden sind. Über deren Umfang wurden allerdings keine Angaben gemacht. Gerüchte aus dem Devisenhandel besagen allerdings, dass die SNB alleine am Dienstag Euro im Gegenwert von 8 Milliarden Franken kaufen musste.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich die Einführung und die konsequente Umsetzung des Mindestkurses immer verteidigt habe. Der heutige Vorstoss lässt nun erstmals einen Anflug von Panik vermuten, hat die SNB mit dem beschlossenen Negativzins doch einen der letzten Pfeile im Köcher verschossen. Ich muss dem Währungsstrategen der Commerzbank deshalb leider beipflichten.