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Die Pharmaindustrie wird gerne mit einem riesigen Haifischbecken verglichen, und das nicht ohne Grund. In den letzten Jahren sind die finanzkräftigen Grosskonzerne einem regelrechten Blutrausch verfallen. Fressen oder gefressen werden, so lautet die Devise.

Diese Erfahrung musste auch Actelion schon machen. Am 27. März berichtete ich in der "SonntagsZeitung" von Spekulationen, wonach das Biotechnologieunternehmen aus Allschwil von einem grossen ausländischen Pharmahersteller übernommen werden soll. Diese waren damals allerdings ziemlich vage, der Name des angeblichen Käufers fiel nicht.

Nun rücken die Aktien von Actelion erneut ins Zentrum von Übernahmegerüchten. Wie schon Ende März haben diese in London ihren Ursprung. Anders als damals müssen mit Johnson & Johnson und Bristol-Myers Squibb gleich zwei bekannte Branchengrössen als Interessenten herhalten. Auch Sanofi wird ins Spiel gebracht, sollten die Franzosen bei der amerikanischen Medivation nicht zum Zuge kommen.

Mit anderen Worten: Wäre der Hauptsitz des in den letzten Jahren höchst erfolgreichen Biotechnologieunternehmens auf hoher See und nicht in Allschwil, man würde die Haifischflossen wohl von der Geschäftsleitungsetage aus im Meer kreisen sehen.

An Actelion-Mitgründer und Grossaktionär Jean-Paul Clozel und seiner Frau haben sich in den letzten Jahren bereits andere finanzkräftige Pharmakonzerne wie Amgen oder Shire die Zähne ausgebissen. Für das Unternehmer-Ehepaar steht die Erforschung von Wirkstoffen zur Behandlung seltener Krankheiten an oberster Stelle. Geld scheint da nur von untergeordneter Bedeutung. Selbst der mächtige amerikanische Hedgefonds Elliott konnte die Clozels vor wenigen Jahren nicht in die Knie zwingen.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich bei Übernahmespekulationen gerne das Handelsgeschehen in den Derivaten als Gradmesser hinzuziehe. Das habe ich schon Ende März so getan - mit demselben Ergebnis wie heute: Auffällige Transaktionen gibt es bei Actelion keine.

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Alleine gegen den Rest der Welt, hiess es in den letzten Monaten für den Bankenanalysten der UBS bei den Aktien von EFG International. Die nicht unumstrittene weil milliardenschwere Übernahme der Banca della Svizzera Italiana (BSI) setzte den Valoren der Käuferin aus Zürich sichtlich zu. Immer mittendrin: Der für die grössere der beiden Schweizer Grossbanken tätige Experte mit seiner Kaufempfehlung und dem optisch hohen 12-Monats-Kursziel von 10 Franken.

Nachdem die Finma vergangene Woche den Einzug unrechtmässig erzielter Gewinne im Umfang von 95 Millionen Franken in Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre rund um den malaysischen Staatsfonds gegen die BSI verfügte, wird es nun auch diesem Bankenanalyst zu heiss. Er stuft heute die Aktien von EFG International von "Buy" auf "Neutral" herunter und streicht das Kursziel auf 5,50 (10) Franken zusammen.

Neben den Problemen bei BSI sieht der Experte einmalige Kosten und ausserordentliche Wertberichtigungen auf dem Lebensversicherungsportfolio auf das neue Mutterhaus zukommen. Aufgrund dieser Altlasten reduziert er seine Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre um bis zu 31 Prozent. Obschon diese teilweise deutlich über den Prognosen seiner Berufskollegen liegen, sagt er den Aktien des Vermögensverwalters aus Zürich eine Kursflaute vorher.

Deutlich zuversichtlicher gibt man sich hingegen bei Braun, von Wyss & Müller. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die bekannten Schweizer Substanzinvestoren sich mit 3,02 Prozent an EFG International beteiligt haben (siehe Kolumne vom 26. Mai). Ob sich diese "Wette gegen den Rest der Welt" ausbezahlt macht, wird sich zeigen.

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Für gewöhnlich lässt man auf Worte Taten folgen. Nicht so bei BlackRock. Gestern liess der weltgrösste Vermögensverwalter nämlich auf Taten Worte folgen, als bekannt wurde, dass dieser europäische Aktien von "Overweight" auf "Neutral" herunterstuft.

"Der grösste Vermögensverwalter der Welt nimmt in der Schweiz Geld vom Tisch", schrieb ich erst vor wenigen Tagen an dieser Stelle, nachdem gleich für mehrere Unternehmen Beteiligungsreduktionen bei der Schweizer Börse SIX eingegangen waren (siehe Kolumne vom 30. Mai).

Die Begründung der Amerikaner ist an Brisanz kaum zu überbieten. Denn einerseits erachten sie die Leitbörse in New York als überteuert und daher als absturzgefährdet und andererseits verweisen sie auf die hohe Wahrscheinlichkeit einer weiteren Leitzinserhöhung durch die amerikanische Notenbank noch in diesem Sommer.

Wenn jemand weiss, in welche Richtung die amerikanischen Aktienkurse in Zukunft gehen, dann BlackRock. Vermutlich ist der Vermögensverwalter sogar noch besser vernetzt als Goldman Sachs, die wohl mächtigste unter den Investmentbanken.

Was sich in New York abspielt, darf uns nicht egal sein (siehe gestrige Kolumne). Schliesslich wissen wir nur zu gut: Niest die dortige Leitbörse zweimal kräftig, verschlägt es den Schweizer Aktienmarkt mit einer Grippe ins Bett.
 

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