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Die Namenaktien von Santhera fristeten über Jahre hinweg ein Mauerblümchen-Dasein. Das änderte sich im vergangenen Mai schlagartig, als das Pharmaunternehmen überraschend Fortschritte beim Zulassungsprozess für das Schlüsselmedikament Idebenone vermelden konnte.

In den folgenden Monaten kletterte der Aktienkurs steil nach oben und erreichte Anfang September bei gut 100 Franken ein vorläufiges Zwischenhoch. Obschon ab dann Gewinnmitnahmen einsetzten, gehörte Santhera im vergangenen Jahr mit einer Verzwanzigfachung des Börsenwerts zu den heimlichen Stars am Schweizer Aktienmarkt.

Seit Freitag haben die Papiere wieder Auftrieb. Anders als die Finanzpresse schreibt, ist allerdings nicht nur der Zahlenkranz für das vergangene Geschäftsjahr für das jüngste Kursfeuerwerk verantwortlich.

Denn mit RBC Capital Markets nimmt nun erstmals auch ein ausländisches Bankinstitut die Abdeckung des Pharmaunternehmens und seiner Aktien auf. In einer Unternehmensstudie werden diese mit "Outperform" und einem optisch hohen Kursziel von 130 Franken zum Kauf empfohlen. Unter den bestmöglichen Annahmen kommt der Studienverfasser sogar auf einen fairen Wert von fast 160 Franken je Aktie.

Darf man dem Experten Glauben schenken, dann wird das kommerzielle Potenzial von Idebenone unterschätzt. In der Spitze sagt er dem Medikament alleine in den USA und Europa einen jährlichen Umsatz von umgerechnet 460 Millionen Franken vorher. Das wiederum entspricht dem aktuellen Börsenwert von Santhera.

Eine Marktzulassung von Idebenone würde das Pharmaunternehmen zum gefragten Übernahmekandidaten machen. Gemäss RBC Capital Markets reicht vermutlich schon eine positive Haltung der Expertenkommission der US-Gesundheitsbehörde FDA aus, um das Interesse potenzieller Käufer zu wecken. Solche vermutet der Experte in erster Linie in Europa, aber auch in den USA oder Japan.

Selbst im fortgeschrittenen Stadium des Zulassungsprozesses sind Medikamente wie Idebenone noch immer mit Risiken verbunden. Fehlende Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Muskeldystrophie (DMD) und Leber’scher hereditärer Optikusneurophatie (LHON) lassen eine Marktzulassung jedoch als wahrscheinlich erachten.

Die Erstabdeckung durch RBC Capital Markets könnte weitere Aktienanalysten aus dem angelsächsischen Raum auf die Aktien von Santhera aufmerksam werden lassen und dem Kurs noch einmal kräftig einheizen.

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Ab dem kommenden März wird die Europäische Zentralbank (EZB) im grossen Stil europäische Staatsanleihen zusammenkaufen. So richtig Freude will hierzulande dennoch nicht aufkommen. Denn einmal mehr haben in Franken rechnende Anleger das Nachsehen, schränken die jüngsten Verschiebungen im Währungsgefüge ihre Möglichkeiten ein.

Im Hinblick der geplanten Massnahmen tauchte der Euro am Freitag vorübergehend unter 0,98 Franken. Prompt gerieten die Aktien hiesiger Exportunternehmen wieder unter Abgabedruck.

Eine Ausnahme bildeten die Papiere von Adecco. Obschon der Westschweizer Stellenvermittler nur gerade zwei Prozent des Jahresumsatzes in der Schweiz erzielt, wird das Unternehmen schon heute als einer der wenigen Gewinner der ab März erwarteten Geldschwemme gefeiert.

Die von der EZB angestrebte Schwächung des Euros hilft Adecco aber nur auf den ersten Blick. Die Unternehmensberichterstattung ist zwar in der europäischen Einheitswährung. Damit blähen die jüngsten Währungsverschiebungen die zukünftigen Ergebnisse zumindest optisch auf. Für in Franken rechnende Anleger schaut unter dem Strich jedoch nicht mehr heraus.

Klare Worte findet man bei der Deutschen Bank. Selbst nach einer wechselkursbedingten Aufwärtsrevision der Gewinnschätzungen für die nächsten zwei Jahre streicht der für das Bankinstitut tätige Experte das Kursziel für die zum Verkauf empfohlenen Aktien auf 39 (47) Franken zusammen.

Adecco sitze im selben Boot wie alle anderen Stellenvermittler. Ihnen drohe mittelfristig eine substanzielle Bewertungskorrektur, drohe der Branche im Schlüsselmarkt USA in Zukunft doch eine Wachstumsverlangsamung. Anders als viele seiner Berufskollegen befürchtet der Experte, dass der dortige Arbeitsmarkt seinen Höhepunkt schon bald durchschreiten wird.

Die bankeigenen Gewinnschätzungen der Deutschen Bank für das laufende Geschäftsjahr liegen deshalb um nicht weniger als 13 Prozent unter den entsprechenden Konsensschätzungen. Vom neuen Kursziel lässt sich auf ein Abwärtspotenzial von über 40 Prozent schliessen.

Die Aktien von Adecco bleiben meines Erachtens eine Wette auf einen Erfolg des anlaufenden Anleihenrückkaufprogramms der EZB. Dass dieses den gewünschten Effekt entfaltet, ist jedoch alles andere als sicher. Gerade das Beispiel Japan zeigt den Zentralbanken und ihren Entscheidungsträgern mittlerweile eindrucksvoll ihre Grenzen auf.