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Am kommenden Montag haben die Aktionäre von Holcim endlich Gewissheit: Dann nämlich legt der in Jona beheimatete Baumaterialkonzern sein Jahresergebnis vor.

Einen ersten Vorgeschmack bietet der seit Mittwoch bekannte Zahlenkranz von Lafarge. Und dieser hat es in sich: Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Gewinn sowie beim Reingewinn werden die Markterwartungen teilweise deutlich verfehlt. Auch beim versprochenen Schuldenabbau kann die französische Braut das Versprechen an die Aktionäre nicht einhalten.

In einem Kommentar der MainFirst Bank begründet der Verfasser die Abweichungen zwischen der erwarteten und der effektiven Geschäftsentwicklung unter anderem mit einmaligen Wertberichtigungen auf den Geschäftsaktivitäten in den kriegsgeplagten Regionen Syrien und Irak.

Mit anderen Worten: Die französische Braut putzt sich ein letztes Mal für die geplante Hochzeit mit Holcim heraus. Und das nicht ohne Grund. Denn wie mir Branchenkenner berichten, gab es in der Vergangenheit ziemliche Unterschiede, wie die beiden heiratswilligen Unternehmen buchführen.

Eher beiläufig kommt der für die MainFirst Bank tätige Experte im Kommentar auf einen für die Aktionäre von Holcim wichtigen Aspekt zu sprechen: die Dividende.

Für das vergangene Geschäftsjahr wolle Lafarge den eigenen Aktionären eine Dividende von 1 Euro je Aktie entrichten. Allerdings behalte sich der französische Zementhersteller explizit eine nachträgliche Erhöhung vor, um mit Holcim gleichziehen zu können, so schreibt der Experte. Sein dem Aktienhandel der MainFirst Bank anzusiedelnder Kollege erachtet dies als möglichen Anhaltspunkt dafür, dass Holcim den Aktionären eine Sonderdividende entrichten könnte.

Wie mir Händler bei anderen Banken berichten, gehen diese Spekulationen wie ein Lauffeuer von einer Handelsabteilung zur nächsten. Spätestens am Montagmorgen werden wir Näheres wissen. Offiziell rechnen Analysten bei Holcim mit einer Dividendenerhöhung von 1,30 auf 1,50 Franken je Aktie, was zu aktuellen Kursen einer eher mageren Rendite von 2,1 Prozent entsprechen würde.

Doch auch wenn sich die Spekulationen als falsch erweisen sollten, ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen. Denn alleine aus dem Verkauf von Geschäftsaktivitäten an den Rivalen CRH fliessen dem zukünftigen Weltmarktführer umgerechnet 7 Milliarden Franken in bar zu.

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Mit anderen Problemen müssen sich die Aktionäre von Swisscom herumschlagen. Seit dem Verkauf des Rivalen Orange Schweiz an den französischen Milliardär Xavier Niel bekunden die Papiere des einstigen Monopolunternehmens sichtlich Mühe.

Für J.P. Morgan steht denn auch fest, dass der Wettbewerb unter den Schweizer Mobilfunkanbietern härter wird. Orange Schweiz sei schon vor dem Einstieg Niels bedeutend günstiger als der Marktführer gewesen, so der verantwortliche Experte. Nicht zuletzt auch aufgrund der Fortschritte der Konkurrenz in Sachen Netzqualität drohe ein intensiverer Wettbewerb. Bei der amerikanischen Grossbank hält man unter dem neuen Besitzer sogar einen Einstieg von Orange Schweiz ins Festnetz für möglich.

Die Aktien von Swisscom werden deshalb mit "Underweight" und einem neu 530 (545) Franken lautenden Kursziel zum Verkauf empfohlen.

Mit seinem Telekommunikationskonzern Illiad rollte Xavier Niel den französischen Mobilfunkmarkt innerhalb von gerade mal zwei Jahren mit einer aggressiven Preispolitik von hinten auf. Es darf vermutet werden, dass der milliardenschwere Unternehmer in der Schweiz ähnlich vorgehen wird.

Dass Swisscom ab Mitte April die Roaming-Gebühren für Europa abschaffen will, ist womöglich ein erster Vorbote eines Schlagabtauschs unter den Schweizer Mobilfunkanbietern. Gut in dieses Bild passt auch die Publikumsöffnung von Sunrise und der Rückzug von CVC Capital Partners beim Dritten im Bunde.

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Mit dem überraschend soliden Zahlenkranz und den ambitiösen neuen Mittelfristzielen hat Sulzer die Baissiers auf dem falschen Fuss erwischt. Wie mir berichtet wird, haben gleich mehrere prominente Hedgefonds aus dem angelsächsischen Raum das Nachsehen.

In Erklärungsnot sind auch zahlreiche Aktienanalysten, unter anderem der viel beachtete Experte der Credit Suisse. Er stuft die Papiere des Winterthurer Traditionsunternehmens weiterhin mit "Underperform" und einem 12-Monats-Kursziel von 102 Franken ein, was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt.

Für den Experten ist klar, dass Sulzer die Mittelfristziele zu hoch angesetzt hat. Denn es gebe Anhaltspunkt, wonach die Grosskunden aus der Öl- und Gasindustrie ihre Investitionsvorhaben für das laufende Jahr um 8 Prozent gekürzt hätten. Im ungünstigsten Fall sei sogar mit einem Rückgang von bis zu 30 Prozent zu rechnen, schreibt er weiter.

Er glaubt, dass Sulzer nur mittels einer transformellen Grossübernahme oder eines Verkaufs des erst vor wenigen Jahren erworbenen Abwasserpumpengeschäfts in die Reichweite der Mittelfristziele kommt.

Das von aggressiven Deckungskäufen gezündete Kursfeuerwerk der letzten Tage dürfte alles andere als nachhaltig sein. Deshalb rate ich Anlegern dazu, bei den Aktien des in Ungnade gefallenen Börsenlieblings bis auf Weiteres an der Seitenlinie zu verharren. Nur ein gewinnverdichtendes Aktienrückkaufprogramm oder ein Verkauf des Sorgenkinds Abwasserpumpen könnte daran etwas ändern.
 

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