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Im Handelszentrum der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Zürich dürfte seit gestern wieder Hochbetrieb herrschen. Und das obschon man sich nach der im Dezember kommunizierten Einführung eines negativen Einlagezinses zumindest eine Verschnaufpause erhofft hatte.

Die Frage ist nicht ob, sondern in welchem Umfang unsere Währungshüter in den letzten Tagen wieder zugunsten des angeschlagenen Euros intervenieren mussten. Devisenhändler vermuten jedenfalls, dass die Fremdwährungsreserven der SNB die Schallmauer von 500 Milliarden Franken längst überschritten haben.

Eines unterscheidet den jüngsten Angriff auf den vor drei Jahren zur Stützung es Euros eingeführten Mindestkurs grundlegend von jenen vergangener Tage. Diesmal wird das Feld nicht von spekulativen Marktakteuren wie Hedgefonds sondern von ausländischen Investoren auf der Flucht angeführt. Diesen Rückschluss lässt unter anderem die angeblich kaum zu stillende Nachfrage nach 1000-Franken-Noten zu, welche die SNB und ihre Entscheidungsträger vor grundlegende Probleme stellt (siehe Artikel vom 30. Dezember). Denn die Besitzer von Bargeld lassen sich nicht mit negativen Einlagezinsen in die Knie zwingen.

Die Flucht ausländischer Investoren in den Franken hat vermutlich mehrere Gründe. Da wäre einmal die instabile Lage in Russland. Der Ölpreiskollaps hat die Folgen des Wirtschaftsembargos gegen das ehemalige Zarenreich noch einmal verschärft. Die Zinsen laufen aus dem Ruder und dennoch befindet sich der Rubel – zumindest gefühlt – im freien Fall.

Gleichzeitig führt uns die Regierungskrise in Griechenland eindrucksvoll vor Augen, dass die strukturellen Probleme Europas alles andere als gelöst sind. Mit den Liquiditätsspritzen der letzten Jahre hat die Europäische Zentralbank (EZB) das Finanzsystem zwar stabilisiert. Allerdings gingen die Interventionen bislang nie über die reine Symptombekämpfung hinaus. Die Probleme, welche zur Krise geführt haben, sind heute allgegenwärtiger denn je: Dank den rekordverdächtig tiefen Zinsen und den mit wenigen Ausnahmen gedrückten Risikoaufschlägen hat die Staatsverschuldung in unseren Breitengraden längst einen neuen Rekordstand erreicht. Gleichzeitig sind die Peripherieländer innerhalb des europäischen Gebildes alles andere als wettbewerbsfähig. Daran ändert auch der von der EZB mit aller Vehemenz geschwächte Euro nicht viel. Vom gewaltigen Anstieg notleidender Kredite in Italien und anderen südeuropäischen Ländern gar nicht erst zu sprechen.

Die Angst vor einem Schuldenschnitt in Griechenland drängt die Investoren genauso in den Franken wie die Probleme einiger Schwellenländer im Zusammenhang mit dem Ölpreiszerfall.

Die Kombination aus schwachem Euro, gesuchtem Franken und dem von der SNB vehement verteidigten Mindestkurs bescherte dem Dollar einen regelrechten Höhenflug auf zuletzt über 1,02 Franken.

Darf man den Charttechnikexperten von Julius Bär Glauben schenken, dann wird der Greenback auch in Zukunft seine Muskeln spielen lassen. Sie rechnen mit einer Beschleunigung des jüngsten Anstiegs und einem Vorstoss in die Region von 1,08 Franken. Eventuell werde der Dollar sogar auf sein Zwischenhoch aus dem Jahre 2010 bei 1,1730 Franken klettern, so die Experten. Der eigenen Anlagekundschaft raten sie deshalb mit einer Verkaufslimite zur Verlustbegrenzung bei 0,9790 Franken zu einem Wiedereinstieg, sprich zum Kauf.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich schon seit gut einem Jahr immer mal wieder eine Lanze für den Dollar breche. Der Grund ist einfach: Während die EZB zu einer ultralockeren Zins- und Geldpolitik verdammt ist und die SNB ihr wohl oder übel folgen muss, dürfte die US-Notenbank am schon vor Monaten eingeleiteten geldpolitischen Kurswechsel festhalten. Dadurch werfen Dollaranlagen der gesamten Kurve entlang die attraktiveren Zinsen ab.

Es fühlt sich allerdings gut an, für einmal bereits engagiert zu sein und nicht jetzt erst auf den "fahrenden Zug" aufspringen zu müssen - zumal mir nach der jüngsten Hausse eine Verschnaufpause überfällig scheint.

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Der amerikanische Aktienmarkt bleibt weiterhin das Mass aller Dinge. Nach fünf rückläufigen Handelstagen in Folge machten der S&P-500-Index und der Nasdaq Composite Index den Einbruch innerhalb von gerademal zwei Tagen wieder wett.

Wie schon beim Rückschlag von Mitte Dezember sorgten versöhnliche Aussagen aus dem Lager von Vertretern der dortigen Notenbank für eine Stimmungsaufhellung.

In den vergangenen Monaten erwies sich vor allem die sogenannte Repatriierung von Auslandsvermögen als treibende Kraft hinter der Rekordjagd in New York. Im Zuge geopolitischer Unsicherheiten holten amerikanische Investoren im grossen Stil Gelder nach Hause. Ein Teil davon floss in den heimischen Aktienmarkt. Dieser Faktor erklärt übrigens auch den starken Dollar.

Überraschend gelangt in diesen Tagen die Citigroup mit einer Hochstufung amerikanischer Aktien von "Underweight" auf "Neutral" an die Öffentlichkeit. Die für die Grossbank tätigen Aktienstrategen trauen dem S&P-500-Index bis Ende Jahr einen Anstieg auf 2200 Punkte zu, was einem Plus von knapp 7 Prozent entspricht.

Begründet wird dies mit der gegenüber Anleihen günstigen Bewertung sowie mit den intakten wirtschaftlichen Wachstumsaussichten. In Erwartung eines weiterhin rückläufigen Ölpreises, eines starken Dollars sowie verhaltener wirtschaftlicher Rahmenbedingungen im Ausland können sich die Strategen der Citigroup jedoch nicht zu einer optimistischeren Haltung durchringen.

Nach sechs Jahren ohne nennenswerten Rückschlag und einer Verdrei- bis Vervierfachung der wichtigsten Indizes befindet sich die Hausse am amerikanischen Aktienmarkt in einem weit fortgeschrittenen Stadium. Wie mir berichtet wird, ist die Angst bei Fondsmanagern und Portfolio-Managern weit verbreitet, weitere Kursgewinne zu verpassen. Ich erachte diese Entwicklung als äusserst ungesund und rate weiterhin entschieden von Zukäufen in Übersee ab. Rückschlagspotenzial orte ich vor allem im Biotechnologiesektor (siehe gestrige Kolumne).