In der erfolgreichen und weiter stark wachsenden ETF-Industrie ist die Diskussion ein Dauerbrenner: Sollen börsengehandelte Indexfonds ihren zugrunde liegenden Index physisch oder synthetisch abbilden? Die Antwort lautet "je nachdem".

«Volle Replikation»

Bei der physischen Indexabbildung, der "vollen Replikation", hält der ETF alle Aktien, die im Index enthalten sind. Der Fonds orientiert sich genau an der Gewichtung der Indexwerte. Bei jeder Veränderung der Indexzusammensetzung wird diese nachvollzogen. Die vollständige Abbildung eines Finanzmarkt-Index stösst allerdings zuweilen an die Grenzen der Machbarkeit. Ein Index kann aus einer sehr grossen Anzahl Titel zusammengesetzt sein, die teilweise wenig gehandelt werden und sich allenfalls über verschiedene Zeitzonen verteilen. Oder ein Index bildet einen Finanzmarkt ab, der für Ausländer nur erschwert zugänglich ist. Oder bei der physischen Replikation entstehen Transaktionskosten, die den betroffenen ETF weitgehend wettbewerbsuntauglich machen.

Deshalb gibt es Methoden der "optimierten physischen Replikation". Dabei wird lediglich in eine repräsentative Auswahl der im Index enthaltenen Werte investiert. Unter Einbezug von mathematischen Optimierungsmodellen wird dann angestrebt, im Zeitablauf eine möglichst bescheidene Abweichung vom Index zu erreichen. Das ist aber in den modernen dynamischen Finanzmärkten nur sehr schwer zu verwirklichen.

«Synthetische Replikation»

Börsengehandelte Indexfonds sollen den Investoren eine möglichst genaue und kostengünstige Indexabbildung liefern. Zur Erfüllung dieser Anforderung auch bei schwierig abzubildenden Finanzmarktindizes ist von der ETF-Industrie die Technik der "synthetischen Replikation" entwickelt und stets vervollkommt worden. Dabei investiert der Fonds in einen breit diversifizierten Wertpapierkorb. Dieser kann von der Zusammensetzung des nachzubildenden Indexes stark abweichen. Zusätzlich geht der ETF mit einer Investmentbank einen Swap, ein Tauschgeschäft, ein. Damit wird die Rendite des vom ETF gehaltenen Wertpapierkorbs gegen die Rendite des abzubildenden Index ausgetauscht. Diese Technik erlaubt es, den Verlauf des vom ETF angestrebten Index synthetisch sehr genau und sehr kostengünstig nachzubilden. Der Nachteil: Bei den Swaps entsteht für den Fonds gegenüber der Investmentbank, welche die Rendite über das Tauschgeschäft garantiert, ein Gegenparteirisiko.

Viel Erfahrung

Heute weist die ETF-Industrie sowohl in der Technik der vollen wie auch in der Technik der synthetischen Replikation der Finanzmarkt-Indizes der Welt viel Erfahrung und Know-how auf. Zudem ist es möglich anzustreben, das Gegenparteirisiko für jeden synthetisch replizierten ETF auf täglicher Basis auf null zu senken.

Aufgrund des vorhandenen Erfahrungsschatzes in den zwei Methoden der Indexabbildungstechnik gibt es für einen ETF-Anbieter deshalb eigentlich nur eine Schlussfolgerung: Für jeden einzelnen Index ist es entweder die physische oder die synthetische Abbildungsmethode, mit der der effizienteste ETF mit dem grössten Mehrwert für die Investoren kreiert wird.

Wer den Investoren für alle Indizes stets den effizientesten ETF anbieten will, muss deshalb für jeden Index entweder die physische oder die synthetische Methode wählen. Wer sich aus irgendwelchen Gründen prinzipiell nur auf eine Abbildungsmethode festlegen will, bietet den Investoren in einigen Finanzmärkten kaum den effizientesten ETF an.

Effiziente Indexabbildung

Fragt sich, für welche Indizes die physische Abbildung den Investoren am meisten Mehrwert bringt. Dazu zählen beispielsweise europäische Aktinindizes wie der DAX, der CAC40 oder der IBEX35. Das Gleiche gilt für die ETF europäischer Staatsanleihen. Die synthetische Abbildung dagegen bringt den Investoren beispielsweise in den Anlageklassen Emerging Markets oder US-Aktien, aber auch bei breiten Weltindizes eindeutig einen Mehrwert.