Kaum ein Markt zeigt die negativen Folgen, die stationäre Einzelhändler in den vergangenen zwölf Jahren erlitten haben, so gut auf wie der US-Einzelhandel. Viele Einzelhändler mit grosser Filialpräsenz haben in den zurückliegenden Jahren gelitten und Marktanteile an reine Online-Konkurrenten verloren. Die nachstehende Tabelle zeigt, wie sich das Ausgabeverhalten der US-Verbraucher mit steigendem Anteil der Online-Käufe am gesamten Einzelhandelsumsatz verändert hat.

Die meisten grossen US-Einzelhändler verzeichneten zwischen 2006 und 2018 einen deutlichen Rückgang ihres Marktwerts. Amazon, dessen Marktwert um über 4.437 % gestiegen ist, geht als klarer Gewinner hervor. Andere grosse Einzelhändler (mit der bemerkenswerten Ausnahme von Walmart) büssten zwischen 30 % und 98 % ihres Marktwerts ein – im Fall von Sears verloren die Aktionäre sogar fast alles.

Wie sich der Wert von Unternehmen in den vergangenen zwölf Jahren verändert hat

Quelle: Factset; Stand der Daten: 31. Dezember 2006 und 31. Dezember 2018. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Hinweis für die Wertentwicklung in der Zukunft und lässt sich möglicherweise nicht wiederholen. Die Nennung von Wertpapieren dient ausschliesslich der Veranschaulichung und ist nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf zu verstehen.

Das Potenzial für Disruptionen in Asien bleibt beträchtlich

Natürlich sind diese Trends und die zugrunde liegenden disruptiven Kräfte nicht auf die USA beschränkt. Asien registriert zwar ähnliche Veränderungen, jedoch ist das Potenzial für weitere Disruptionen und Veränderungen nach wie vor gross.

In China zum Beispiel sieht sich der Einzelhandel bei steigender Technisierung ähnlichen Faktoren gegenüber. Inländische Kaufhäuser mit Filialnetz werden durch das anhaltende Wachstum neuer Online-Händler unter Druck gesetzt, die ihren Marktanteil rasant erhöhen. Diese Veränderungen können grosse Gewinner hervorbringen, wie z. B. Alibaba und Tencent in China.

Alibaba startete 1999 als B2B-Online-Marktplatz und entwickelte sich schnell zu einem der führenden E-Commerce-Anbieter in China. Über seine Tochtergesellschaften ist das Unternehmen seither in eine Reihe von Sektoren wie Cloud Computing, Online-Zahlungen, Fintech und Unterhaltung vorgedrungen. Sein Finanzdienstleistungsunternehmen, bekannt als Ant Financial, verfügt über einen der grössten Geldmarktfonds der Welt mit einem Volumen von knapp 250 Mrd. US-Dollar.

Tencent begann 1998 zunächst als Instant-Messaging-Unternehmen und zählt mittlerweile zu den grössten Social-Media-Plattformen in China. Seine Messaging-Plattform WeChat/Weixin zählt mehr als eine Milliarde monatlicher Nutzer. Das Unternehmen ist erfolgreich in den Online-Gaming-Markt eingestiegen und hat anschliessend durch seine strategische Zusammenarbeit mit dem Online-Händler JD.com, mit dem es sich sein Online-Zahlsystem PaiPai teilt, massiv in den Ausbau seines E-Commerce-Geschäfts investiert. Über seine Tochtergesellschaften ist Tencent inzwischen auch in mehreren Branchen wie Musik, Film und Finanzen vertreten.

Nicht nur in China...

Auch in Indien ist das Potenzial für technologische Disruption nach wie vor beträchtlich. Von den 560 Millionen Internetnutzern des Landes – eine Zahl, die weiter steigt – tätigen nur 120 Millionen ihre Einkäufe online. Der Spielraum für Wachstum ist enorm. Unterdessen wurde das indonesische Unternehmen Go-Jek, ein digitales Transport- und Logistikunternehmen, das in ganz Südostasien tätig ist, nach einer Finanzierungsrunde im Februar dieses Jahres auf 9,5 Mrd. US-Dollar geschätzt.

Bemerkenswert ist auch die vergleichsweise geringe Anzahl von Menschen, die heute benötigt werden, um ein Unternehmen zu entwickeln, das in der Lage ist, Marktanteile zu gewinnen und Wettbewerber zu dominieren. Der Kontrast zwischen Walmart und Amazon in den USA ist deutlich: Amazon hat einen Marktwert von knapp 738 Mrd. US-Dollar bei nur 647.500 Mitarbeitern, während Walmart einen Marktwert von 270 Mrd. US-Dollar und 2,3 Millionen Mitarbeiter hat. In Asien spiegelt Go-Jek ein ähnliches Bild wider – das Unternehmen beschäftigt nur 3.000 direkte Mitarbeiter.

Die Disruption geht weiter

Im Allgemeinen werden diese disruptiven Faktoren in Asien durch den jungen Massenmarkt verstärkt, der sich neuen Ideen zunehmend öffnet und neue Produkte und Dienstleistungen schnell einführt. Das Potenzial für Disruption von als traditionell oder alt bezeichneten Unternehmen ist demnach gross.

Aus Anlegersicht führen diese Kräfte zu einer Kombination aus Chancen und Herausforderungen. Solche Trends frühzeitig zu erkennen und die Unternehmen sowie ihre Geschäftsmodelle zu verstehen ist entscheidend, um die Gewinner zu finden und die Verlierer zu meiden. Dies erfordert es aus unserer Sicht, dass Anleger einen aktiven Anlageansatz verfolgen.

 

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