Der Pionier und frühere CEO Steve Jobs legte mit dieser bahnbrechenden Innovation den Grundstein für Apples Aufstieg zum grössten Börsenkonzern der Welt. Obwohl der Tech-Gigant einer enormen Konkurrenz ausgesetzt ist, steht er zum iPhone-Jubiläum bei Anlegern so hoch im Kurs wie nie zuvor.

Der 9. Januar 2007 war ein Mittwoch und damit für die meisten Menschen wohl ein völlig normaler Wochentag. Nur die wenigsten dürften geahnt haben, dass dieses Datum in die Geschichtsbücher eingehen würde. In San Francisco stellte Apple ein Gerät vor, welches ohne Übertreibung als eine der grössten Innovationen der Neuzeit bezeichnet werden kann. In seinem typischen, aus Jeans, schwarzem Rollkragenpulli und Sneakers bestehenden Outfit betrat Steve Jobs die Bühne des Moscone Convention Center. »Hin und wieder stehen wir einem wirklich revolutionären Produkt gegenüber, das alles verändert«, begann der damalige Apple-CEO seine Ausführungen. Jobs erklärte, dass er an diesem Tag gleich drei bahnbrechende Produkte zeigen würde. Neben dem Musikspieler iPod mit Touchscreen zählte er ein umwälzendes Handy sowie ein völlig neues Gerät für die Internetkommunikation auf. »Das sind nicht drei separate Geräte, sondern nur ein einziges. Wir nennen es das iPhone«, kam der Visionär auf den Punkt.

Beunruhigung als Antriebskraft

Der Journalist und Schriftsteller Walter Isaacson schildert in seiner autorisierten Biografie über Steve Jobs nicht nur diese legendäre Keynote. Er beschreibt auch, mit welchem immensen Tatendrang der 2011 verstorbene Superstar der Technologieindustrie die Entwicklung des iPhones vorantrieb. 2005 fing alles an. Zu dieser Zeit war der tragbare Musikspieler iPod der Verkaufsschlager von Apple, er steuerte 45 Prozent zu den Konzernumsätzen bei. Allerdings beunruhigte Jobs die Abhängigkeit von diesem Produkt. Als zentrale Bedrohung sah er das Handy – vor allem dann, wenn dieses Gerät eines Tages in der Lage sein sollte, Musik zu speichern und abzuspielen. »Ein Handy hat jeder und der iPod würde einfach überflüssig«, zitiert Isaacson den Unternehmer. Am Ende des von Jobs angetriebenen Entwicklungsprozesses stand ein völlig neues Gerät. Apple verzichte auf die Tastatur und rückte das berührungssensitive Breitbild-Display ins Zentrum. Was damals einer technischen Revolution gleich kam, ist heute Normalität: Rund um den Globus kommunizieren die Menschen über ihr Smartphone, lesen die neuesten Nachrichten, hören Musik oder machen gestochen scharfe Fotos – um nur ein paar wichtige Applikationen zu nennen. Längst sieht sich Apple einer enormen Konkurrenz ausgesetzt. 2016 wurden laut Daten des Marktforschers IDC weltweit knapp 1,5 Milliarden Smartphones verkauft (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Smartphone-Markt 2016

Stand: 1. Februar 2017; Quelle: IDC Worldwide Quarterly Mobile Phone Tracker

Als Steve Jobs das iPhone am 9. Januar 2007 vorstellte, schnellte die Apple-Aktie um mehr als 8 Prozent auf einen Schlusskurs von 13,22 US-Dollar nach oben. Seither hat sich der Wert des Nasdaq-Titels um den Faktor 11,5 vervielfacht. Auf diese Weise stieg Apple mit einer Kapitalisierung von mittlerweile mehr als 800 Milliarden US-Dollar zum grössten Börsenkonzern der Welt auf. Grafik 2 zeigt, dass es bei diesem Höhenflug immer wieder zu Rücksetzern kam. Der jüngste Abschwung nahm vor rund zwei Jahren und damit just zu der Zeit seinen Lauf, als die iPhone-Verkäufe ihren bisherigen Höhepunkt erlebten. Im Fiskaljahr 2015 (per 26. September 2015) setzte Apple mehr als 231 Millionen Stück ab. In der darauffolgenden Geschäftsperiode schrumpften die Absatzzahlen zum ersten Mal überhaupt. An der Wall Street kamen Zweifel an der Wachstums- und Innovationskraft des Konzerns auf. Kritiker monierten die Abhängigkeit vom iPhone. In der Tat steuert der Verkaufsschlager mittlerweile mehr als 60 Prozent zum Konzernumsatz bei. Der Anteil liegt damit deutlich über dem Niveau, bei welchem Steve Jobs anfing, die Zukunft des iPods in Zweifel zu ziehen.

Grafik 2: Wertentwicklung Apple

Stand: Mai 2017; Quelle: Commerzbank

Weniger Wachstum, mehr Substanz

Gleichwohl ist die Apple-Aktie in den Rallye-Modus zurückgekehrt und notiert auf einem Allzeithoch. Offenbar haben sich die Investoren auf die neue Realität bei dem Branchengiganten eingestellt. Zumal das Unternehmen, zu dessen Produktpalette neben dem iPhone das Tablet iPad, die MAC-Computer, eine iWatch, Zubehör sowie die eigenen Online-Läden zählen, nach wie vor eine echte Gewinnmaschine ist. Allein in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2017 verdiente Apple unterm Strich 28,9 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig generierte der Konzern einen operativen Cashflow von 39,6 Milliarden US-Dollar – an einem durchschnittlichen Tag fliessen also mehr als 200 Millionen US-Dollar in die Kasse. Dadurch konnten die Barmittel im abgelaufenen Geschäftsquartal die Marke von einer Viertelmilliarde US-Dollar durchbrechen. Über Aktienrückkäufe und Dividenden lässt das Management die Anteilseigner an dem Geldberg teilhaben. Seit Beginn des Fiskaljahres 2012 hat Apple mehr als 200 Milliarden US-Dollar ausgekehrt. Die Kalifornier geben sich weiterhin grosszügig. »Angesichts der Stärke unseres Geschäfts und des Vertrauens in unsere Zukunft sind wir erfreut, eine weitere Erhöhung unseres Kapitalrückzahlungsprogramms um 50 Milliarden US-Dollar anzukündigen«, sagte CFO Luca Maestri bei der Vorlage des jüngsten Zwischenberichts. Dass aus dem früheren Wachstums- ein Substanzwert geworden ist, zeigt auch das Verhalten von Warren Buffett. Als die Apple-Aktie im vergangenen Jahr korrigierte, schlug der legendäre Value-Investor zu. Über seine Holding Berkshire Hathaway stieg Buffett im grossen Stil bei dem Technologieriesen ein und kaufte mehrmals nach.

Überraschung zum Jubiläum?

Der 86-Jährige traut es seinem neuen Liebling zu, als erstes Unternehmen überhaupt beim Börsenwert die Schallmauer von 1 Billion US-Dollar zu durchbrechen. Aktuell beträgt Apples Börsenwert rund 800 Milliarden US-Dollar. Ob Apple dieses Ziel erreicht, dürfte stark davon abhängen, wie es mit dem iPhone weitergeht. Analysten, Investoren und Technikfreaks rechnen fest damit, dass sich der Konzern zum zehnten Jubiläum etwas Besonderes einfallen lässt. Seit Monaten machen mutmassliche Bilder und Spezifikationen des iPhone 8 die Runde. Die US-Grossbank J.P. Morgan liess vor kurzem mit der These aufhorchen, dass Apple die nächste Version bereits an der Entwicklerkonferenz WWDC Anfang Juni präsentieren könnte. Tatsächlich nutzte der Konzern diesen Anlass schon dazu, eine neue Generation des Smartphones vorzustellen. Allerdings war dies zuletzt vor sieben Jahren der Fall, als Steve Jobs im Rahmen seiner Eröffnungsrede das iPhone 4 präsentierte. Bei der diesjährigen WWDC betritt sein Nachfolger am 5. Juni um 19.00 Uhr unserer Zeit (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) das Podium. Ob Tim Cook am Pfingstmontag tatsächlich das nächste iPhone aus dem Hut zaubert, ist völlig offen. Fest steht, dass mehrere Tausend Besucher vor Ort sowie Millionen Apple-Fans via Livestream gebannt an den Lippen des CEO hängen werden – es könnte ja sein, dass sie Zeugen einer weiteren technischen Revolution werden.

Wettlauf um die Zukunftstrends

In einem harten Wettbewerb steht Apple auch mit Alphabet. Der Google-Mutterkonzern vertreibt mit dem offenen Betriebssystem Android das Gegenmodell zur iPhone-Software iOS. Beide Unternehmen versuchen über die jeweilige Plattform, möglichst viel von den immensen Ausgaben für mobile Applikationen abzubekommen. Den jüngsten Schachzug präsentierte Alphabet an der Entwicklerkonferenz Google I/O in Mountain View: Dort kündigte das Management an, den Google Assistant als eigenständige App zu veröffentlichen. Damit kann die sprachgesteuerte Anwendung auf dem iPhone installiert werden und dort mit anderen Anwendungen des Internetkonzerns zusammenarbeiten. Alphabet greift damit direkt die Apple-Assistentin Siri an und forciert gleichzeitig das Thema künstliche Intelligenz.

Auf diesem und weiteren Zukunftsfeldern befindet sich der Branchenkrösus auch in einem harten Wettstreit mit anderen US-Technologie- und Internetgiganten wie Amazon, Microsoft oder Facebook.

Nicht nur im direkten Konkurrenzumfeld, sondern auch bei den Zulieferern und Dienstleistern des Smartphone-Universums stossen Anleger auf eine Reihe von interessanten Aktien. Beispielsweise liefert die in London beheimatete und an der Deutschen Börse kotierte Dialog Semiconductor Power-Management-Chips für iPhone und iPad. 2016 steuerte Apple knapp drei Viertel zu den Umsätzen bei. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Dialog-Aktie dem Markt seit Jahren davonläuft. Das Prädikat »Outperformer« verdient sich momentan auch ams. Das an der SIX kotierte Unternehmen aus Österreich steuert optische Sensoren zum iPhone bei. Obwohl ams wenige Wochen zuvor rote Zahlen für das erste Quartal gemeldet hatte, markierte die Aktie Mitte Mai ein Allzeithoch. Neben latenten Übernahmespekulationen dürfte die allgemein erwartete Einführung des iPhone 8 den Nebenwert antreiben.

Jede Menge Zubehör

»Vorfreude« könnte das Motto auch bei Logitech lauten. Der SPI-Titel drehte Mitte 2016 nach oben und konnten seinen Wert seither mehr als verdoppeln Mit den Zahlen für das Geschäftsjahr 2016/2017 (per 31. März) lieferte der Computerzubehörhersteller eine fundamentale Begründung für die jüngste Rallye: Bei einem Umsatzwachstum von 9 Prozent steigerte Logitech das operative Ergebnis um ein Drittel. In der laufenden Geschäftsperiode möchte das Unternehmen den Profit weiter ausbauen. Noch entfällt der Grossteil des Geschäfts auf Computermäuse. Doch hat sich Logitech mit einer Vielzahl von Produkten wie mobilen Lautsprechern, Kopfhörern, drahtlosen Tastaturen oder Fernbedienungen auf die digitalen Megatrends eingestellt. Egal ob iPhone oder iPad – auch die Fans von Apple werden im Sortiment des Konzerns fündig.

Grafik 3: iPhone-Absatzzahlen

Stand: Mai 2017; Quelle: Apple-Geschäftsberichte (Form 10-K)

Grafik 4: Wertentwicklung Samsung Electronics GDR

Stand: Mai 2017; Quelle: Commerzbank