Während der Pressekonferenz bestätigte EZB-Präsident Draghi die Auffassung, dass die Wirtschaftsdaten besser als erwartet waren und lockere Finanzierungsbedingungen die Erholung weiterhin unterstützen sollten. Allerdings warten die geldpolitischen Entscheidungsträger immer noch, dass die wirtschaftliche Erholung der Region zu nachhaltiger Preisstabilität führt. Die wirtschaftliche Expansion müsste sich noch in einer stärkeren Inflationsdynamik umsetzen, so EZB-Präsident Draghi.

Er behauptete auch, dass die EZB keine Ausschüsse mit der Analyse von Ausstiegsszenarien beauftragt habe und gab keinen Zeitplan darüber, wann die EZB die Planung für QE ändern würde. Dies gibt der Notenbank maximale Flexibilität und kauft Zeit, um die finanziellen Bedingungen expansive zu halten. Das ist wichtig, weil Draghi sehr deutlich machte, dass die EZB gegen eine ungerechtfertigte Verschärfung der finanziellen Bedingungen vorgehen würde.

Tatsächlich haben sich die Finanzierungsbedingungen zuletzt verschärft, doch sind sie noch wesentlich lockerer als im Jahr 2014. Allerdings ist die Stärke des Euro ein Risiko. Der EUR/USD-Wechselkurs ist in der vergangenen Woche aus seiner Handelsspanne nach oben ausgebrochen und handelt derzeit über 1,16. Das Währungspaar handelte während des Treffens sehr volatil. Anfänglich tauchten die Notierungen unter 1,15 ab, nachdem die Forward Guidance unverändert blieb. Doch der Devisenmarkt nahm auch die Bemerkung von EZB-Präsident Draghi zur Kenntnis, dass die Euro-Neubewertung im Regierungsrat eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich zog. Er interpretierte die Bemerkung als bullish für den Euro, schlug sich diese Aufmerksamkeit in keinerlei Handeln nieder. Vor diesem Hintergrund kletterten die Notierungen bei EUR/USD im Hoch auf 1,165. Seit Donnerstag notiert das meistgehandelte Währungspaar nun über dem Wert von 1,16 und hat damit auch auf Wochenbasis seine Handelsspanne nach oben durchbrochen. Dies sollte den Aufwärtstrend weiterhin unterstützen. Wir erwarten EUR/USD bei 1,20 zum Jahresende.

Der Euro hat allerdings nicht nur gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. Zum Schweizer Franken (EUR/CHF) notiert er inzwischen bei über 1,10 – unserem Jahresendziel. Dies sollte der Schweizerischen Nationalbank etwas Luft verschaffen und zu weniger Interventionen führen sowie die schweizerische Exportwirtschaft unterstützen. Auf handelsgewichteter Basis handelt der Euro wieder über dem Niveau, welches bei der Ankündigung des EZB-Kaufprogrammes im Januar 2015 vorlag.

Insgesamt zeigt die Kommunikation, dass die EZB weiss, was als nächstes passieren wird, sie jedoch den Ausstieg so lange wie möglich verlängern möchte, um die lockeren Finanzierungsbedingungen zu erhalten. Dies sollte über den Sommer Carry-Position im Euro-Zinsmarkt und Übergewichtungs-Positionen in der Peripherie unterstützen.