Vor kurzem jährte sich ein denkwürdiger Auftritt zum zehnten Mal. Am Vormittag des 26. Juli 2012 hat der damalige EZB-Präsident Mario Draghi in London eine Rede gehalten. Der Italiener nutzte eine Investmentkonferenz in der britischen Metropole für ein starkes Bekenntnis zu Europa im Allgemeinen und zur Einheitswährung im Speziellen. Die Europäische Zentralbank werde im Rahmen ihres Mandats alles tun, um den Euro zu erhalten. «Und glauben Sie mir, es wird genug sein», betonte Draghi vor rund 200 Wirtschaftsvertretern, Politikern und Investoren. Da er seinen Vortrag auf Englisch hielt, ging vor allem der Ausspruch «Whatever it takes» in die Geschichtsbücher ein. Draghis Versprechen gilt als ein Wendepunkt der damaligen Euro-Schuldenkrise und löste am Währungsmarkt einen regelrechten «U-Turn» aus: Von rund USD 1.21 wertete der Euro innert sieben Wochen auf mehr als USD 1.31 auf.    

Neues altes Sorgenkind  

Zehn Jahre später scheint es so, als hätte die Einheitswährung einen neuen «Whatever it takes»-Moment nötig. Kurz vor dem Jahrestag des legendären Vortrages sackte der Euro – zum ersten Mal seit Ende 2002 – unter die Paritätsmarke von USD 1.00 ab. Es wirkt wie eine Ironie der Geschichte, dass Mario Draghi auch an der jüngsten Entwicklung nicht ganz unbeteiligt ist. Am 21. Juli ist eine von dem 74-Jährigen geführte Mehrparteienkoalition zerbrochen. Bei den Neuwahlen Ende September droht dem hochverschuldeten Land ein weiterer Rechtsruck. Wenig überraschend: Den Märkten gefällt dieses Szenario nicht besonders. Die politische Krise führte dazu, dass sich die Renditedifferenz von Italiens Staatsanleihen zu den Schuldtiteln Deutschlands deutlich ausgeweitet hat. Neuerdings beträgt der Risikoaufschlag (Spread) des südeuropäischen Landes wieder mehr als 200 Basispunkte.        

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Geldpolitische Diskrepanz

In der jüngsten Abwärtsbewegung von EUR/USD kommt nicht nur die Sorge vor einer neuen Euro-Krise zum Ausdruck. Sie ist auch das Ergebnis einer generellen Dollarstärke. Der Greenback profitierte in den vergangenen Monaten zum einen vom Status als «sicherer Hafen» – diesen dürften viele Investoren angesichts extremer geopolitischer Spannungen angesteuert haben. Hinzu kommt die Geldpolitik. Die Fed stemmt sich mit Vehemenz gegen die hohe Inflation. Im Juni und Juli hat sie den Leitzins um jeweils 0.75 Prozent erhöht. Nach diesem Doppelschlag liegt die «Fed Funds Rate» bei einer Spanne von 2.25% bis 2.50%. Dagegen nahm die EZB lange eine eher zögerliche Haltung ein. Erst an der jüngsten Sitzung im Juli hat ihr Rat – zum ersten Mal seit mehr als einer Dekade – an der Zinsschraube gedreht. Das Gremium um EZB-Präsidentin Christine Lagarde setzte den Leitsatz um einen halben Prozentpunkt auf 0.50% herauf. Gleichzeitig wurde ein neues Anleihekaufprogramm lanciert. Damit möchte die EZB stark verschuldeten Staaten bei Turbulenzen am Anleihemarkt unter die Arme greifen. Konkret soll das «Transmission Protection Instrument» dazu führen, dass es nicht zu einem übermässigen Auseinanderlaufen der Finanzierungskosten der einzelnen Euro-Staaten kommt.    

Diskussion um das «R»-Wort  

Nach dem Taucher unter die Paritätsmarke und den jüngsten Fed- und EZB-Beschlüssen hat sich das Währungspaar EUR/USD etwas stabilisiert. Für den weiteren Verlauf bleibt die Geldpolitik massgeblich. Die Notenbanken wiederum dürften diesseits wie jenseits des Atlantiks penibel darauf achten, wie sich Teuerung und Konjunktur entwickeln. Schliesslich gilt es, den Spagat zwischen Inflationsbekämpfung und Wirtschaftsunterstützung möglichst gut hinzubekommen. Was die Makroökonomie anbelangt, zeigte sich die Eurozone zuletzt relativ robust. Trotz Ukrainekrieg und Gaskrise nahm die Wirtschaftsleistung in den ersten beiden Quartalen 2022 gegenüber dem jeweiligen Vorjahreszeitraum stärker zu als in den USA (siehe Grafik). Im Vergleich zum jeweils vorhergehenden Vierteljahr ist die grösste Volkswirtschaft der Welt sogar zweimal nacheinander geschrumpft. Daraufhin brach eine Diskussion darüber aus, ob sich die Staaten bereits in der Rezession befinden. Gegen das Negativszenario spricht der überraschend starke Arbeitsmarktbericht für den Juli – ausserhalb der Landwirtschaft wurden in den USA 528'000 neue Stellen geschaffen. Der weit über den Erwartungen liegende Jobaufbau liess sogar neue Zinserhöhungsspekulationen aufkommen. Gut möglich, dass die Akteure an den FX-Märkten jetzt erst einmal abwarten, welche Gangart die Währungshüter einschlagen. Im August gönnen sich beide Institutionen eine Sommerpause. Während die nächste EZB-Sitzung am 8. September ansteht, kommt die Fed am 20. September zu einem zweitägigen Meeting zusammen.    

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