Ich habe nie verstanden, was ein unterirdischer Bahnhof mit einer Durchmesserlinie zu tun hat. Wer je schon mal im Hauptbahnhof Zürich dort unten ankam und versuchte, den Weg dorthin zu finden, wo er in der Stadt hinwollte, irrte hilflos herum und weiss es: Sicher nichts mit einem Durchmesser, aber ganz gewiss mit Kommunikations-Legasthenie. Resultat: Die paar Minuten, die ein Reisender auf einer zügigeren Linie gewinnt, verliert er durch die arrogante Nicht-Orientierung im Bahnhof.

Nun ist es ja nichts Neues, dass Leute, die ein Projekt während Jahren planen, es durchsetzen und realisieren, es also in- und auswendig kennen, sich gar nicht vorstellen können, dass sich die Benützer eines Neubaus nicht auf Anhieb zurechtfinden. Ein Pretest mit echten Passagieren hätte da sicher geholfen. Aber das wäre wohl eine unzumutbare Mehrarbeit im Bereich Kundendienst gewesen. Inzwischen vernimmt man, dass die Kritik, die bereits wenige Tage nach der Eröffnung laut wurde, jetzt (endlich!) evaluiert
werde und nötigenfalls Verbesserungen vorgenommen würden.

Kommunikation ist leider immer noch ein Stiefkind in Gesellschaft und Wirtschaft. Nein: Immer mehr! Denn inzwischen sind die Verblödungs-Tsunamis der sogenannten „Sozialen“ Medien über uns hereingebrochen. Hochaktuell zur Zeit der Pokémon-Go- Gugus. Sie führen nicht nur zu einer Überforderung der Aufnahmefähigkeit, Selektion und Gewichtung der Informationen.

Sie fördern Unkonzentriertheit und Fehlleistungen. Tagtäglich. Nicht nur bei IT-Projekten des Bundes oder Wetterprognosen, sondern auch bei der Beschriftung von Lebensmitteln. Zum Beispiel in meinem Migros-Supermarkt. Da heisst es beim Brötchenregal seit Wochen zum Beispiel „Big Semmeli“ statt „Bio Semmeli“. Und auf dem Plastikpack mit Kirschen: „Herkunftsland: Türckei“ (sic!).

Symptome für die Vergammelung der Sprache. Mehr noch: Wer nicht richtig schreiben kann, kann auch nicht sauber denken.

Wenn die Sprache verludert verkommt der Geist.

Hoffentlich habe ich keinen Tippfehler gemacht.