Globalisierung geht nicht. Die Fifa ist dafür ein typisches Beispiel: Durch die globale Vermarktung stürzen plötzlich hunderte von Millionen Dollar auf diesen Verein. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten. O.k. die Fifa hatte von Anfang an schwache Strukturen und in den meisten Länder,  in denen sie tätig ist, gehört Korruption zum Strassenbild.

Doch gilt das im Grund genommen nicht für alle globalen Unternehmen? Mit ihren Patenten,  Markenrechten und Monopolen wirken sie wie ein finanzieller Saugnapf und sie geschäften alle in Ländern, in denen man Regierungen und Beamte kaufen kann. Dazu gehört sogar die Schweiz, auch wenn hier natürlich die Methoden etwas subtiler und die Strukturen transparenter sind. Die Finanzgemeinde erwartet einen vierteljährlichen Rechenschaftsbericht.

Doch auch in diesen transparenten Strukturen ist vieles möglich. Etwa 90 Millionen Franken Jahresgehalt für einen CEO namens Vasella. Um nur ein Beispiel zu nennen. Selbst beim nachweisliche korrupten Fifa-Präsidenten und Blatter-Vorgänger Antonio Samaranch sprach man "nur" von wenigen Dutzend Millionen Schmiergeldern. Auch die zwei Millionen für Michel Platini sind vor diesem Hintergrund Peanuts. Und wenn jeder neue Konzernchef (wie jüngst bei der CS) erst einmal einen riesigen Verlust ausweisen lässt, damit hinterher sein eigener Bonus um so höher ausfällt, dann erinnert das doch sehr an die Machtwechsel in Bananenrepubliken.

Der Moral Hazard, die Zersetzung der bürgerlichen Moral, ist vielleicht die übelste Folge der Globalisierung. Doch wenn sich viel Geld in wenigen Händen konzentriert, hat das noch andere ungünstige Konsequenzen: Nachfrage wird zerstört. Nehmen wir wieder den Fussball: Die zwei- bis dreistelligen stelligen Millionensummen, welche die Messis und Ronaldos dieser Welt kassieren, kommen nichts aus dem Nichts. Die stammen im wesentlichen von der Mittel- und Unterschicht, die die teuren Tickets und Souvenirs kauft und die überteuerte Ware konsumiert, für die ihre Idole Werbung machen.

Doch während diese „Normalos“ oft ihre ganzes bescheidenes Einkommen in den Wirtschaftskreislauf zurückpumpen (müssen) und dabei erst noch auf staatliche Zuschüsse angewiesen sind, kann ein Federer selbst mit drei Wohnsitzen und vier Zwillingen nur einen kleinen Bruchteil des Einkommens konsumieren. Der Kreislauf wird dann geschlossen indem die Federers, Vasella, Messis usw. ihr überflüssiges Geld dem Staat ausleihen, der es in die Sozialhilfe steckt. Ergo Schuldenkrise. Das ist jetzt schematisch dargestellt, trifft aber den Kern.

Und natürlich hat auch die globale Flüchtlingskrise viel mit der Globalisierung zu tun: Unser globales Wirtschaftssystem ist für noch nicht industralisierte Länder eine Sackgasse. Alle modernen Produkte, die sie für sich selbst oder für den Export produzieren könnten, stellen andere schon  besser und billiger her. Das gilt oft sogar für „altmodische“ Produkte wie Fleisch, Getreide oder Käse. Die Abfälle und Überschüsse, die wir „Westler“ in den Süden pumpen sind billiger als das, was einheimische Bauern produzieren können. Und wenn es dann in dieser Sackgasse eng und sozial brenzlig wird, dann ist sogar eine Flucht mit dem Gummiboot oft noch das geringste Übel.

1998 hat der  Harvard-Ökonom Dani Rodrik den später viel zitierten Aufsatz „Has Globalisation gone to far?“ geschrieben. Ist die Globalisierung zu weit gegangen? Damals galt das noch als ketzerisch.  Heute hingegen kommt uns bloss das Fragezeichen spanisch vor – ein glatte Untertreibung.