Der durchschnittliche Stimmenanteil der jeweils regierenden Parteien in den europäischen Ländern ist in den letzten 40 Jahren von über 38 auf unter 28 Prozent gesunken, vermeldet die schottische „Standard Live Investments“ in einer Untersuchung. Also um über 25 Prozent. Offenbar gelingt es den stärksten Parteien immer weniger, die Wähler von der Notwendigkeit und Richtigkeit ihrer Politik zu überzeugen. (Falls sie denn überhaupt notwendig und richtig ist.)

Kein Wunder also, werden die Regierungen Europas immer unstabiler, wird die Realisation ihrer Vorhaben immer unsicherer. Ein Defizit an Kommunikationsqualität vielleicht?

In der Schweiz ist diese Entwicklung nicht feststellbar, weil sie gar nicht möglich ist: Die Mitglieder unserer Regierung werden einzeln vom Parlament gewählt, das vom gleichen Volk gewählt wird, das erst noch die Möglichkeit hat, selber politische Initiativen zu lancieren oder mit einem Referendum Projekte zu Fall zu bringen. Ein Disneyland politischer ultrastabiler Selbstzufriedenheit also.

Trotzdem scheitern auch in der Schweiz gutgemeinte Vorstösse immer wieder daran, dass ihre Konsequenzen nicht durchdacht sind. Und vor allem, weil die sie begleitende Kommunikation oft schlecht ist. Vielleicht drängt sich da vermehrt ein beinharter Kommunikations-Kompatibilitäts-Test auf.

Lange bevor eine Kampagne vorbereitet wird, predige ich darum immer wieder: Klärt zuvor zwei Dinge ab:

- Sind das Projekt, die Vorlage verständlich formuliert und der Inhalt überhaupt kommunizierbar? Kann das Vorhaben so formuliert werden, dass der Stimmbürger sich ein eigenes Urteil bilden kann – so, dass er für sich entscheiden kann, ob es sich um eine akzeptable oder eine inakzeptable Sache handelt?

- Ist die Gefahr gross, dass ein Referendum ergriffen wird? Oder ist die Chance gross, dass eine Initiative erfolgreich sein kann? Wenn ja, ist das jeweils nötige Kampagnen-Budget vorhanden und abgesichert?

Bei Wahlen stellen sich folgende Fragen:

Ist der Kandidat klar positionier- und profilierbar?

Ist er vertrauenswürdig, wirkt er aufrichtig, sympathisch und humorvoll?

Hat er die erforderliche Allgemeinbildung, Kompetenz, Sprach- und Sprechgewandheit?

Würden es die Wähler aushalten, mit ihm drei Stunden lang in einem blockierten Lift auszuharren?

Also: Hat der Kandidat von der Qualität her überhaupt eine Chance, gewählt zu werden und ist genügend Geld da, um ihn durchzubringen?

Wenn dieser Kompatibilitätstest nicht in allen Teilen positiv ausfällt, ist nicht nur die dazugehörende politische Kommunikation massiv gefährdet. Die politische Arbeit wird unglaubwürdig und nutzlos. Sie degeneriert zur Schaumschlägerei.