Man war wieder einmal nachhaltig empört: Raus aus dem Bundeshaus mit all diesen schrecklichen Lobbyisten! Einer schrieb sogar: "Lobbyisten direkt in den Nationalrat wählen wäre einfacher und ehrlicher."

Inzwischen ist festgestellt worden, dass wir eigentlich alle böse Lobbyisten sind. Was den ironisch-spöttischen Ausruf Jesu bestätigt: "Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!"

Wir engagieren uns lobbyistisch Tag für Tag für unsere Familie, für die Firma, in der wir arbeiten, für eine wohltätige Institution, für den Umweltschutz, für tiefere Steuern oder gar für einen Fussballclub.

Und wir wählen Politiker, von denen wir erwarten, dass sie unsere Anliegen mit allen Mitteln vertreten. Sonst würden wir sie ja nicht wählen. Ihnen bleibt also gar nichts übrig, als unsere Lobbyaufträge auszuführen. Oder es wenigstens zu versuchen.

Gleichzeitig erwarten wir natürlich, dass die Volksvertreter (!) den Sachinhalt und die Forderungen ihrer Anfragen, Petitionen und Motionen nicht nur à fond kennen, sondern diese auch selber redigieren.

Das können aber offenbar viele nicht. Sie brauchen Hilfe, weil sie überfordert sind. Weil unser heutiges Milizsystem so nicht mehr funktioniert.

Nicht eilfertige Lobbyisten sind also das Problem, sondern jene Politiker, die das jetzige „System“ nicht neu organisieren, das heisst, finanziell nicht effizienter ausrüsten wollen.

Unser Politiker dürfen nicht zu hilflosen politischen Analphabeten verkommen.