Mit fast 50 Jahren auf dem Buckel sei das WEF "pale, male and stale" - weiss, männlich und langweilig - ist auf der Webseite des WEF zu lesen. Allerdings nur als Vorurteil eines imaginären Gegenübers, welchem in dem Text erklärt wird, was das WEF wirklich ist.

"Stale", fad, ist das Forum spätestens seit 2005 nicht mehr. Die damalige Ausgabe ging mit ihrer hohen Dichte an Showbusiness-Promis als "Holly-WEF" in die Annalen ein. Richard Gere, Peter Gabriel und Lionel Richie gaben sich die Ehre, Angelina Jolie nahm an einer Diskussion über Menschenrechte und Almosen teil. Und "Basic Instict"-Star Sharon Stone sammelte eine Million Dollar Spenden für Moskitonetze, die schliesslich in Afrika als Fischernetze endeten.

Im Jahr drauf prägte Sänger Bono das geflügelte Wort von "wir, die Bonzen im Schnee" (fat cats in the snow), und machte Reklame für Produkte, deren Verkaufserlös an den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria fliesst.

Vermehrt humanitäre Anliegen auf der Agenda

Einladungen an wohltätige Glamour-Ikonen wie diese bezeugten nicht nur die Werbeanstrengungen des WEF, sondern auch seinen zunehmenden Einsatz für humanitäre Anliegen. Mittlerweile gehören ein Drittel der Teilnehmenden nicht mehr zu den Bereichen Politik und Wirtschaft, sondern stammen aus Gruppen, die sich etwa gegen Armut, Ungleichheit, Umweltzerstörung und für Menschenrechte einsetzen, steht auf der Homepage.

Das Konzept des Gemischtwarenladens mit 2000-3000 Wirtschaftsgrössen, Politikern und eben auch wohltätigen Stars und humanitären Gruppen war dem WEF von Beginn an inhärent. Denn die Initialzündung zur Schaffung des European Management Forums erhielt der Gründer und bis heute Geschäftsführer des WEF, der stark in der Schweiz verhaftete deutsche Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schwab, aus dem Stakeholder-Konzept.

Dieses Modell besagt, dass ein Unternehmen nicht nur den Aktionären verpflichtet ist, sondern allen, die ein Interesse an ihm haben: vom Kreditgeber über den Lieferanten, den Arbeiter bis zum Kunden, aber auch der Gesellschaft, die unter den Umweltsünden und anderen Praktiken der Betriebe leidet - und natürlich den Wissenschaftlern und Journalisten, die über all das Bescheid wissen. Sie alle versammelt das WEF zum Treff, zum formellen und informellen Gedankenaustausch, zum Netzwerken und Strategien Entwerfen.

Bedeutende Treffen am WEF

Schwab hat in Davos zusammengebracht, was vorher getrennt war. Acht Jahre nach der Gründung des European Management Symposiums, das ab 1987 World Economic Forum hiess, kamen 1979 erste Vertreter aus China, 1981 meldete sich Ronald Reagan per Live-Schaltung mit dem Satellitentelefon, 1987 traf die erste Delegation aus der Sowjetunion ein.

1990 plauderte Bundeskanzler Helmut Kohl in Davos mit DDR-Premier Hans Modrow, 1992 setzte sich der südafrikanische Staatspräsident Frederik de Klerk mit Anti-Apartheids-Führer Nelson Mandela zusammen und 2001 Jassir Arafat mit Schimon Peres. Arafat verhagelte Schwab allerdings den Umzug mit einer unerwartet harschen Schmährede auf Israel.

"Stale" war das WEF also nicht immer, und auch die Hautfarbe "pale" war nicht exklusiv. Bleibt "male". Aber das soll sich bessern. Die Frauenquote ist dieses Jahr gemäss WEF-Homepage auf 24 Prozent gestiegen, bis in zehn Jahren soll die Anzahl weiblicher Teilnehmer verdoppelt werden.

Auch die Verjüngung schreitet voran, nachdem schon 2004 das Forum of Young Global Leaders und 2011 die Global Shapers gegründet worden waren. Klimaaktivistin Greta Thunberg pfadete den ganz Jungen letztes Jahr den Weg durch den Schnee. Heuer kämpft in Davos unter anderem die 13-jährige Naomi Wadler gegen Waffengewalt und die indigene 15-jährige Autumn Peltier für sauberes Trinkwasser.

(SDA)