Dies wird durch die Technologie des ETH-Start-ups Sevensense ermöglicht. ABB übernimmt dieses Unternehmen inklusive der 35 Mitarbeiter nun vollständig, wie am Donnerstag bekanntgegeben wurde. Bereits Ende 2021 hatte der Technologiekonzern eine Minderheitsbeteiligung am Entwickler von autonomen mobilen Robotern (AMR) übernommen.

Sevensense ist ein Spezialist für KI-gestützte 3D-Vision-Navigationstechnologie für autonome mobile Roboter (AMR). Gemeinsam mit ABB hat das Unternehmen eine Technologie entwickelt, mit welcher die Roboter selber ihre Umgebung immer besser kennenlernen. Die Fahrwege müssen künftig nicht mehr programmiert und mittels Sensoren an den Wänden kontrolliert werden.

Roboter erstellen gemeinsam Karte

Ausgestattet mit Bildverarbeitungstechnologie und KI, scannt jeder mobile Roboter einen bestimmten Teil des Gebäudes. Die Blickfelder aller Roboter werden zu einer vollständigen Karte zusammengefügt, sodass die AMR auch in sich schnell verändernden Umgebungen autonom arbeiten können. Die Roboter können dabei zwischen beweglichen Elementen wie einer Kiste und unbeweglichen wie einer Wand unterscheiden und erkennen auch Menschen.

Den mobilen Robotern, einem der wachstumsstärksten Robotiksegmente, werde damit ein Höchstmass an Geschwindigkeit, Präzision und Autonomie ermöglicht, so ABB. Durch die Vereinigung von KI und 3D-Bildverarbeitung werde den AMR ermöglicht, intelligente Entscheidungen zu treffen und in dynamischen Umgebungen zu arbeiten.

ABB will nun die Technologie von Sevensense in das eigene AMR-Portfolio integrieren. Die Transaktion sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Vision eines Arbeitsumfelds, in dem KI-gestützte Roboter Menschen unterstützen.

ABB sieht grosses Potential

ABB sieht hier grosses Zukunftspotential. «Wir stehen damit vor einem Durchbruch in dieser Industrie», sagte Sami Atiya, Leiter des Geschäftsbereichs Robotik & Fertigungsautomation, an einer Medienveranstaltung an der ETH in Zürich.

ABB schätzt für den Markt für mobile Roboter bis zum Jahr 2026 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 20 Prozent. Das globale Marktvolumen werde sich so auf 9,5 Milliarden US-Dollar von aktuell 5,5 Milliarden entwickeln. Als typische Anwendungsgebiete nennt ABB etwa die Logistik, die Automobil- oder die Nahrungsmittelindustrie.

Wie viel von diesem Kuchen für ABB abfällt, ist vorerst noch offen. Atiya wollte gegenüber AWP keine konkreten Umsatzerwartungen äussern, meinte aber: «Dieser Bereich wird in den kommenden Jahren relevant für uns.»

Dass dies aber nicht bloss Zukunftsmusik ist, die erst mit Inhalt gefüllt werden muss, zeigt sich in Aussagen von Marc Segura, dem Leiter der ABB-Division Robotics. Demnach werden die ersten dieser Roboter in Fabriken von Michelin oder Ford bereits eingesetzt. Ford habe für eine grosse Produktionsstätte von E-Autos in den USA rund 300 solcher Roboter der neuesten Generation angefordert, so Segura. Diese werden nach und nach geliefert.

cf/rw

(AWP)