Dass die Renditen der US-Anleihen am Dienstag zurückkamen - Montag hatte wegen des Columbus-Days in den USA kein Bondhandel stattgefunden - dürfte auf einen generellen «Run auf Zufluchtswerte zurückzuführen sein, der im Zuge der Angriffe von Hamas auf Israel am Wochenende eingesetzt hatte», wie es in einem Kommentar heisst. Die Anleger befürchteten, dass die Situation zu einem breiteren regionalen Konflikt auswachsen könnte. Zwar bestehe mit Blick auf den US-Bondmarkt nach wie vor eine grosse Unsicherheit, heisst es; zuletzt hatten aber hochrangige Fed-Vertreter angedeutet, dass die steigenden Renditen zu restriktiveren Finanzierungsbedingungen geführt hätten, wodurch sich die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen verringern könnte. Am Nachmittag könnten die US-Produzentenpreise einen wichtigen Stimmungstest darstellen, bevor am Donnerstag die Konsumentenpreise folgen.
Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,38 Prozent hinzu auf 11'042,98 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, tritt mit -0,02 Prozent auf der Stelle bei 1720,04 und der breite SPI steigt um 0,37 Prozent auf 14'419,07 Zählern. Von den 30 SLI-Werten gewinnen 19 hinzu und elf geben nach.
Dass der SMI die Nase vor seinen europäischen Pendants hat, liegt an den drei Schwergewichten Nestlé, Roche GS sowie Novartis, die sich um bis zu 1,4 Prozent verteuern. Die beiden Pharmaschwergewichte profitieren von stützenden Analystenkommentaren. So erwarten die Experten von Jefferies bei Novartis ein gutes drittes Quartal, während sie bei Roche nach eine oben überarbeitete Prognose nicht ausschliessen.
Neben Nestlé setzen auch die Inhaber-Aktien von Lindt&Sprüngli (+1,1 Prozent) ihre Erholung fort. Bereits am Vortag hatten die beiden klar im Plus geschlossen, nachdem Ende vergangener Woche noch Spekulationen über den Einfluss der neuen Diätmedikamente für Unsicherheit in der Branche gesorgt hatten.
Klar im Plus notieren auch die Anteilsscheine vom Vakuumventil-Spezialisten VAT (+0,6 Prozent). In einer Branchenstudie der RBC heisst es, die Situation in den Halbleitermärkten habe sich zuletzt verbessert. So würden sich die Preise und Lagerbestände weiter normalisieren und ab dem vierten Quartal dürften die Aufträge wieder anziehen.
Zusätzlich stützen die Zahlen des koreanischen Chip-Konzerns Samsung die gesamte Branche. Die Angebotsschwemme bei Speicherchips macht dem Branchenprimus zwar nach wie vor schwer zu schaffen. So ist der operative Gewinn zwar erneut gefallen, lag aber über den durchschnittlichen Schätzungen. In den hinteren Reihen ziehen AMS Osram und Inficon um jeweils etwa 2 Prozent an.
Die Aufschläge von 0,4 Prozent bei der Swiss Re begründen Händler mit einer Hochstufung durch Mediobanca. Aber auch andere Finanzwerte wie Swiss Life, Julius Bär, UBS und Zurich sind mit Kursgewinnen von bis zu 0,5 Prozent im Gewinnerfeld anzutreffen.
Enttäuscht aufgenommene Zahlen des Branchenkollegen LVMH vom Vorabend drücken derweil die Aktien von Richemont (-3,9 Prozent) und Swatch I (-1,9 Prozent) ans Ende des SLI. Beide Titel hatten am Vortag allerdings mit deutlichen Avancen geglänzt. LVMH hat nicht nur beim Umsatz etwas schwächer als erwartet abgeschnitten, sondern auch einen eher verhaltenen Ausblick gegeben.
Auch andere Zykliker wie Kühne+Nagel, Schindler und Geberit sind auf den Verkaufslisten zu finden und verbilligen sich um bis zu 1,3 Prozent.
Analystenkommentare setzen in den hinteren Reihen Komax (-4,9 Prozent) oder auch Oerlikon (-1,5 Prozent) zu. U-blox (-2,5 Prozent) fallen nach schwächer als erwartet ausgefallenen Zahlen zurück.
hr/uh
(AWP)