Dies meldeten die Nachrichtenagenturen dpa und afp am Mittwoch unter Berufung auf Justizkreise. Die Wohnung des Mannes im Pariser Umland war in der Nacht durchsucht worden. Dort stiessen die Ermittler auch auf das vor der Tat gedrehte Video.

Es liegt aber keine Bekennernachricht des IS oder anderer Terrororganisationen vor. Auch wurden keine weiteren Festnahmen bekannt. Unklar ist deshalb nach wie vor, ob es sich bei dem festgenommenen Verdächtigen um einen - möglicherweise verwirrten - Einzeltäter handelt oder um einen von Hintermännern unterstützten Extremisten.

Der 40-Jährige hatte am Dienstag vor Notre-Dame mit einem Hammer Polizisten attackiert. Er verletzte einen Beamten leicht und wurde dann durch Polizeischüsse verletzt. Bei der Tat schrie der Mann "Das ist für Syrien!" und bezeichnete sich als "Soldaten des Kalifats" - diesen Begriff benutzt der IS für sein Herrschaftsgebiet.

Der Verdächtige wurde mit Verletzungen in ein Spital gebracht. Dort wurde er am Mittwoch formell in Polizeigewahrsam genommen, wie aus den Ermittlerkreisen verlautete. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.

Den Kreisen zufolge handelt es sich beim Angreifer um einen aus Algerien stammenden 40-jährigen Doktoranden der Informationswissenschaft an der Universität Lorraine in Metz in der ostfranzösischen Region Lothringen. Der Mann habe Ausweispapiere bei sich getragen.

Universitätspräsident Pierre Mutzenhardt sagte einem örtlichen Radiosender, der Mann sei nicht auffällig gewesen. Sein Doktorvater Arnaud Mercier sagte im französischen Fernsehen, der Student habe "nach aussen hin keine übermässige Anhängerschaft zum Islam gezeigt".

"Als ich ihn kannte, hatte er eine prowestliche, prodemokratische Anschauung", sagte Mercier dem Sender BFMTV. Seit November habe er allerdings nichts mehr von ihm gehört. Dies habe ihn stutzig gemacht.

Staatspräsident Emmanuel Macron erklärte nach dem neuerlichen Zwischenfall seine Solidarität mit den Sicherheitskräften: "All meine Unterstützung (gilt) den Sicherheitskräften, die jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren", schrieb er in der Nacht zum Mittwoch auf Twitter. "Wir wissen, was wir ihnen schulden."

Frankreich wird seit rund zweieinhalb Jahren von einer beispiellosen Terrorserie erschüttert, knapp 240 Menschen wurden bei Anschlägen ermordet. Wegen der ersten Runde der Parlamentswahl am Sonntag ist die Lage derzeit besonders angespannt.

Sicherheitskräfte waren in Frankreich mehrfach Ziel von Anschlägen. Mitte April war ein Polizist auf dem Pariser Prachtboulevard Champs-Élysées von einem Gewalttäter erschossen worden.

In Frankreich gilt weiter der Ausnahmezustand, der nach den Anschlägen vom 13. November 2015 verhängt worden war. Das französische Sicherheitskabinett wollte noch am Mittwoch über eine geplante Verlängerung bis Anfang November beraten. Auch der Angriff auf dem Vorplatz der Notre-Dame sollte besprochen werden.

(SDA)