Laut Dirk Gojny von der National-Bank spielt es an den Finanzmärkten vermutlich eine Rolle, dass sich zahlreiche Länder zur Deeskalation der Krise zwischen den USA und Nordkorea als Vermittler anbieten. Über das Wochenende wurde ausserdem von beiden Kontrahenten kein neues Öl ins Feuer gegossen.

In der zweiten Börsenreihe ging es vor diesem Hintergrund sogar noch etwas deutlicher nach oben: Der MDax der mittelgrossen Werte stieg am Montag um 1,22 Prozent auf 24 790,68 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax rückte um 1,46 Prozent auf 2250,84 Zähler vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 notierte ebenfalls rund 1 Prozent höher.

VIELE FRONTEN FÜR TRUMP

Nach dem jüngsten Rückschlag blickt die Deutsche Bank nun etwas zuversichtlicher auf den deutschen Aktienmarkt. "Deutschland beginnt attraktiv auszusehen," schrieben Analyst Wolf von Rotberg und seine Kollegen in einer Studie vom Montag. Die Marktstrategen stuften den deutschen Aktienmarkt daher von "Underweight" auf ein "kleines Overweight" hoch.

Charttechniker jedoch bleiben skeptisch. Jochen Stanzl von CMC Markets etwa sprach angesichts der Kursgewinne von einer "Bärenmarktrally", bei der sich der Markt nur zwischenzeitlich erholt. Experten sind sich überwiegend einig, dass Anleger in den kommenden Tagen auch weiterhin sensibel auf das "Säbelrasseln" zwischen den USA und Nordkorea reagieren werden. Am morgigen Dienstag steht dort der Nationalfeiertag an. Staatschef Kim könnte dort einmal mehr militärische Stärke demonstrieren.

Donald Trumps Fronten werden derweil nicht weniger: Neben dem Konflikt mit Nordkorea schliesst der US-Präsident neuerdings auch ein militärisches Eingreifen in Venezuela nicht aus, und er stösst im eigenen Land auf Gegenwind wegen seiner Äusserungen zu den gewaltreichen Demonstationen in Charlottesville. Auch mit China geht er nicht gerade auf Schmusekurs. Am Montag will er offiziell eine Untersuchung der chinesischen Handelspraktiken einleiten.

RWE PROFITIEREN VOM AUSBLICK

Auf der Unternehmensseite sorgten am Montag letzte Zuckungen der Berichtssaison für Gesprächsstoff. Der Energiekonzern RWE etwa zeigt sich nach einem guten ersten Halbjahr für das laufende Geschäftsjahr etwas optimistischer, indem er nun das obere Ende seiner Zielspanne erreichen will. Die Aktien rückten daraufhin im Dax um rund 1,5 Prozent vor.

Wie am Gesamtmarkt war auch bei den Finanzwerten eine deutliche Erholung angesagt: Titel der Commerzbank standen zuletzt mit Kursgewinnen von rund 3 Prozent an der Dax-Spitze, nachdem sie in der Vorwoche Federn gelassen hatten. Aktien der Deutschen Bank standen dem mit 2,5 Prozent Plus nur wenig nach.

TALANX UND PFANDBRIEFBANK MIT ZAHLEN

Auch in der zweiten Börsenreihe beschäftigten noch einige Resultate die Anleger: Papiere der Deutschen Pfandbriefbank und des Versicherers Talanx rückten im MDax um 4,70 respektive 1,31 Prozent vor, nachdem sich beide Unternehmen wie RWE optimistischer zum Jahresausblick geäussert hatten.

Positiv erging es nach Zahlen auch den Papieren von Bilfinger , die 2,20 Prozent zulegten. Der kriselnde Industriedienstleister hat wegen Altlasten in den USA im zweiten Quartal einen Verlust eingefahren, bestätigte aber seine gekappte Prognose. Den Aktien des Hafenbetreibers HHLA verhalfen Zahlen im SDax mit rund 1,5 Prozent ins Plus.

ROCKET UND SGL KRÄFTIG IM AUFWIND

Unter den Kleinwerten im SDax sorgte ausserdem Rocket Internet bei Investoren mit angekündigten Aktienrückkäufen für Freude. Die Papiere sprangen um fast 7 Prozent nach oben. Die Aktien des Kohlefaser-Spezialisten SGL Group profitierten dort ferner mit mehr als 5 Prozent Plus von positiven Analystenkommentaren./tih/fbr

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

(AWP)