Das höchste britische Gericht hatte am Dienstag in London entschieden, dass das Parlament über die Austrittserklärung aus der EU abstimmen muss. Die elf Richter des Supreme Courts bestätigten in dem Berufungsverfahren ein früheres Urteil. Von der britischen Regierung befürchtet werden Verzögerungen beim Brexit-Prozess; zum anderen sorgt man sich, dass die Abgeordneten den geplanten Brexit verwässern und eine stärkere EU-Nähe einfordern könnten.

Zuvor von Marktexperten für möglich gehaltene Auswirkungen am Devisenmarkt waren unterdessen ebenfalls weitgehend ausgeblieben. Das britische Pfund pendelte sich nach kurzen Schwankungen wie zuvor in Reichweite der Marke von 1,25 US-Dollar ein, sodass auch die zuvor befürchteten Folgen für britische Exportwerte eher klein blieben.

In der Rangliste der grössten britischen Börsenunternehmen blieb es dabei, dass Minenwerte die vorderen Ränge einnahmen. Wie schon vor dem Urteil führten Anglo American den Auswahlindex FTSE 100 mit einem Anstieg um mehr als 5 Prozent an - dicht gefolgt von weiteren Branchenunternehmen wie BHP Billiton , Rio Tinto oder Glencore . Ein Börsianer begründete dies nach dem Ausstieg der USA vom Freihandelsabkommen TPP mit der Spekulation auf anziehende Eisenerzpreise. Verwiesen wurde darauf, dass China zum grössten Profiteur der Entscheidung des neuen US-Präsidenten Trump werden könne.

Am anderen Ende befanden sich unter anderem die Papiere von Fluggesellschaften. IAG büssten mehr als 2 Prozent ein und jene des Billigfliegers Easyjet sackten sogar um ungefähr 7,5 Prozent ab. Die Branche gilt als weithin abhängig von der Währungsentwicklung. Easyjet Chefin Carolyn McCall hatte am Morgen bei der Vorlage von Passagierzahlen betont, die Pfund-Schwäche seit dem Brexit-Votum belaste stärker als zuvor angenommen.

Unabhängig vom Pfund und dem Gerichtsurteil waren die Aktien der BT Group jedoch der mit Abstand grösste Verlierer im FTSE 100. Wegen einer Ausweitung des Bilanzskandals in Italien und einer davon ausgelösten Gewinnwarnung brachen sie zuletzt um mehr als 17 Prozent auf rund 315 Pence ein. Sie erreichten den tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren./tih/fbr

(AWP)