Händler erklärten die leichten Preisabschläge mit einer Gegenbewegung auf die Aufschläge vom Montag. Einige Investoren hätten Gewinne mitgenommen, hiess es. Beim Blick in die Zukunft überwog am Markt zuletzt der Pessimismus: Es werde bis 2022 dauern, bis sich der Markt vollends von den Auswirkungen der Corona-Krise erholt hat.

Kurzfristig gebe aber die Hoffnung auf ein neues Konjunkturprogramm in den USA Rückenwind, hiess es von Commerzbank-Experte Carsten Fritsch. Hierdurch würde sich die Nachfrageperspektive aufhellen. Fritsch machte diese Hoffnungen auch für die bessere Stimmung an den Aktienmärkten verantwortlich, wodurch der Ölpreis ebenfalls profitiere.

Neben der zuletzt besseren Stimmung an den Aktienmärkten stützte auch der schwächere US-Dollar die Preise. Beides kommt Erdöl zugute, weil der Rohstoff zum einen eine riskantere Anlage ist. Zum anderen wird Öl international in Dollar gehandelt. Fällt der Dollarkurs, wird Rohöl für Interessenten ausserhalb des Dollarraums rechnerisch günstiger, was die Nachfrage von dort belebt.

Als Belastung führten die Commerzbank-Analysten nicht nur den anhaltenden Druck durch die Corona-Pandemie an, auch die Politik begrenze das Potenzial. So habe es Berichte über eine Verdopplung der Öllieferungen des Iran gegeben. Wenn es dem Land tatsächlich gelungen wäre, die strikten US-Sanktionen zu umgehen, dann käme "das zusätzliche iranische Öl zu einem Zeitpunkt an den Markt, an dem die Nachfrage schwächelt und mit Libyen ein weiteres Land an den Ölmarkt zurückkehrt", hiess es.

Auf der anderen Seite könnte der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan die Lieferung von rund 600 000 Barrel Rohöl gefährden, so Fritsch./ssc/jkr/zb

(AWP)