In der ersten Börsenliga hingegen, dem Dax , bleibt vermutlich alles beim Alten. Auch der jüngste Kurseinbruch bei den Aktien des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 dürfte Experten zufolge zunächst vermutlich keine Auswirkungen auf die Indexzusammensetzung haben. Die nächste reguläre Index-Umstellung findet zum 18. September statt. Sämtliche Änderungen wird die Deutsche Börse diesen Dienstag am späten Abend bekannt geben.

Der Lebensmittel-Teil des aufgespaltenen Handelskonzerns Metro , der den Traditionsnamen weiterführt, steht vor der Aufnahme in den Index der mittelgrossen Werte. Davon gehen zumindest die Index-Experten Petra von Kerssenbrock von der Commerzbank und Uwe Streich von der LBBW aus. Damit würde sich die Metro zum Unterhaltungselektronik-Teil Ceconomy gesellen. Diese Muttergesellschaft von Media Markt und Saturn war als Rechtsnachfolgerin des ursprünglichen Metro-Konzerns im Index geblieben.

BILFINGER UND RATIONAL IM MDAX GEFÄHRDET

Spannend wird, ob die derzeit im SDax zu findende Grand City Properties in den MDax aufsteigen wird. Während Petra von Kerssenbrock damit rechnet, erwartet LBBW-Experte Streich, dass dies der Immobilien-Gesellschaft nicht gelingen wird. Dabei verweist er auf den Börsenumsatz. Dieser ist neben dem Börsenwert, der an den frei handelbaren Aktien der Unternehmen gemessen wird (Marktkapitalisierung nach Streubesitz), das zweite Kriterium, an dem die Deutsche Börse die Index-Zugehörigkeit festmacht.

Sollte Grand City Properties den Sprung nach oben schaffen, so müssen gleich zwei aktuelle MDax-Unternehmen in den SDX der geringer kapitalisierten Unternehmen absteigen. Nach Einschätzung der Commerzbank-Expertin wird es den Baudienstleister Bilfinger und den Grossküchen-Hersteller Rational treffen. Gefährdet seien aber auch die Deutsche Pfandbriefbank und Südzucker .

GERRY WEBER AUF ABSTIEGSPLATZ

Mit diesem Wechselspiel zwischen MDax und SDax ist es allerdings nicht getan: Mit der Immobilienfirma Aroundtown Property sowie dem Essens-Lieferdienst Delivery Hero gibt es zwei externe SDax-Anwärter. Damit müssten dann insgesamt drei aktuelle SDax-Mitglieder weichen.

DZ Bank-Analyst Michael Bissinger sieht in jedem Fall den Modekonzern Gerry Weber auf dem absteigenden Ast. Erwartet wird zudem die Herausnahme des Personalvermittlers Amadeus Fire und des Agrar- und Dienstleistungsunternehmens Baywa . Allen dreien mangele es vor allem an der Liquidität, also am Börsenumsatz, sagte Commerzbank-Analystin von Kerssenbrock. LBBW-Experte Streich dagegen sieht aktuell Baywa gerettet und das Bahninfrastruktur-Unternehmen Vossloh absteigen.

STADA DROHT ABSTIEG

Noch nicht ganz klar ist, wie es mit Stada weitergeht. Kernfrage ist, ob und wenn ja wann die neuen Haupteigner Bain Capital und Cinven das dicke Aktienpaket des US-Investors Paul Singer übernehmen können. Mit der Übernahme würde die Marktkapitalisierung nach Streubesitz so stark sinken, dass der Pharmahersteller aus dem hessischen Bad Vilbel Abstiegskandidat Nummer eins wäre und nicht Bilfinger.

Bain und Cinven hatten in einer am Sonntagabend veröffentlichten Mitteilung eingelenkt und die Zahlung der von Singer geforderten 74,40 Euro je Stada-Aktie in Aussicht gestellt. Bis zum Vollzug gibt es aber noch ein paar Stolpersteine.

MEDIGENE KÖNNTE SICH RETTEN

Im TecDax wird es beim Spezialisten für Immuntherapien Medigene spannend. Bis vor wenigen Tagen hatten die Papiere laut Bissinger und von Kerssenbrock an der Schwelle zur automatischen Entnahme gelegen. Dank des jüngsten Kursfeuerwerks könnte von Kerssenbrock zufolge nun aber eine Rettung in letzter Minute gelingen. So schossen die Papiere binnen zwei Handelstagen bei extrem hohen Handelsvolumina um knapp 35 Prozent nach oben. Anleger setzen auf eine Immuntherapie-Branchenkonferenz in der kommenden Woche, bei der das Unternehmen die Vorzüge seiner Screening-Plattform demonstrieren will.

Medigene galt vor allem wegen des Börsenumsatzes als stark gefährdet. Das könnte sich infolge der Kursentwicklung geändert haben, denn die Deutsche Börse achtet auf die volumengewichteten letzten 20 Handelstage im August. Sollte das Biotech-Unternehmen allerdings die Verbleibekriterien bis Ende August nicht mehr erfüllt haben, dürfte sich der Anbieter von Automatisierungslösungen Isra Vision über eine Aufnahme freuen.

Wichtig sind Index-Veränderungen vor allem für Fonds, die den Index nachbilden (replizierende ETF). Sie müssen dann die Aktien ebenfalls austauschen und umgewichten. Das kann Einfluss auf die Aktienkurse haben. Laut dem LBBW-Experten Streich entwickeln sich Index-Aufsteiger in aller Regel überdurchschnittlich gut, während bei den Absteigern mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung zu rechnen sei./ck/mis/das

(AWP)