Die Freiburger wollen mit der Übernahme von LifeWatch die eigene Telemedizin verstärken. Sie sind am Telemedizin-Anbieter Medgate beteiligt und betreiben die zweitgrösste Privatklinik-Gruppe der Schweiz, eine Luxushotelkette sowie Gesundheitsimmobilien. LifeWatch bietet Dienstleistungen zur Überwachung der Herztätigkeit an und ist vor allen in den USA tätig.

Am Freitagabend hatte der zuständige LifeWatch-Ausschuss bestehend aus vier Verwaltungsratsmitgliedern den Aktionären empfohlen, das Angebot von Aevis abzulehnen. Ein Zusammenschluss bringe keinen strategischen Nutzen, hiess es. Auch bei den Kosten und den Erträgen würden zu wenig Synergien entstehen. Zudem sei der Preis zu tief.

BÖRSE SPRICHT ANDERE SPRACHE

Noch vor einem Jahr habe der LifeWatch-Verwaltungsrat den Einstieg eines Ankeraktionärs explizit begrüsst und die Zusammensetzung des Gremiums entsprechend verändert, kritisierte Aevis in der aktuellen Medienmitteilung.

Aevis könne eine "langfristige Vision" und die erforderlichen finanziellen Mittel zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells einbringen. Der Verwaltungsrat von LifeWatch lege zudem keine präzisen Zahlen zur Untermauerung seiner Empfehlung, das Angebot abzulehnen, vor.

Aevis zitiert derweil ein unabhängiges Bewertungsgutachten von Ernst & Young. Deren Analyse habe ergeben, dass das Tauschangebot für die LifeWatch-Aktionäre zwischen 12,40 und 13,60 CHF pro Anteil wert ist. Dies, basierend auf einer Bewertung des Aevis-Aktienkurses von 68 bis 72 CHF.

Nur spricht die Börse eine andere Sprache: Gegen Montag um die Mittagszeit notieren die Aevis-Papiere bei 59,75 CHF (+0,4%). Damit sind die offerierten 0,1818 eigenen Aktien je LifeWatch-Aktie lediglich 10,86 CHF wert. Als Alternative können auch 10 CHF in bar genommen werden. Auch an der Börse will man offensichtlich mehr sehen: die LifeWatch-Papiere steigen um 2,5% auf 12,55 CHF.

LIFEWATCH: WILLKÜRLICHE BEWERTUNG

Folglich stelle das definitive Angebot von Aevis "keine Verbesserung" der ursprünglichen Offerte dar, antwortet LifeWatch-Chef Stephan Rietiker in einer Replik, die AWP vorliegt. Die von E&Y vorgenommene Bewertung des Aevis-Aktienkurses nennt dieser "willkürlich".

Denn seit der Bekanntgabe der Offerte sei der Aktienkurs von Aevis gesunken und derjenige von LifeWatch gestiegen. Daher entspreche die vom Klinikbetreiber genannte Bewertung der eigenen Aktien nicht der Marktrealität.

Aevis und ihre Referenzaktionäre hatten ihr Übernahmeangebot Ende Januar lanciert. Sie halten gemäss letzter Meldung knapp 12% des Aktienkapitals und der Stimmrechte von LifeWatch.

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(AWP)