Nachdem Air Berlin bereits am Dienstag gemäss neuesten Angaben 164 Flüge streichen musste, sind laut der Fluggesellschaft auch am Mittwoch mindestens 32 eigene und 35 Eurowings-Flüge annulliert worden. Davon besonders stark betroffen waren die Verbindung ab Düsseldorf und Berlin. Ab Zürich wurden gemäss Flugplan mindestens zwei Flüge nicht durchgeführt.

Grund für die weiteren Annullationen war, dass sich erneut rund 150 Piloten krank gemeldet haben. Gegen Mittag gab es dann von der Airline die Entwarnung, dass viele Crews am Donnerstag an ihre Arbeitsplätze zurückkehren werden.

Zuvor hatten Vertreter des Managements und der Bundesregierung an die Piloten appelliert, ins Cockpit zurückzukehren. "Unterstützt uns in dieser für das Unternehmen existenzbedrohenden Situation", schrieb Konzernchef Thomas Winkelmann in einem offenen Brief. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt rief dazu auf "Vernunft wieder einkehren zu lassen und die Flüge stattfinden zu lassen". Alles andere würde die Rettung der Airline gefährden.

Air Berlin hatte vor vier Wochen Insolvenz angemeldet und verhandelt mit der Lufthansa und weiteren Interessenten über einen Verkauf von Unternehmensteilen. An diesem Freitag endet die Bieterfrist.

GESCHEITERTE GESPRÄCHE

Am Montag waren Gespräche gescheitert, in denen die Arbeitnehmerseite einen Sozialplan erreichen wollte. Viele Piloten fürchten bei einer Übernahme durch Konkurrenten wie die Lufthansa oder Easyjet erhebliche Gehaltseinbussen. Sie fordern deshalb Verhandlungen mit Air Berlin darüber, nach welchen Massstäben sie übernommen werden könnten.

Winkelmann versprach den Piloten, nach Auswertung der Kaufangebote Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften zu führen. "Unser Ziel ist eine geordnete Überleitung möglichst vieler Arbeitsplätze", schrieb der Air Berlin-Chef. "Die kurzfristige Stabilisierung des Flugbetriebs schon morgen ist die unabdingbare Voraussetzung dafür."

Die Verkäufer wollen ein sogenanntes "Grounding" verhindern, also die Einstellung des Flugbetriebs. Für Interessenten könnte dies jedoch eine elegante Lösung sein, um nicht für Air Berlins attraktive Start- und Landerechte an Flughäfen zahlen zu müssen. Denn bei einer Einstellung des Flugbetriebs droht Air Berlin diese "Slots" an andere Airlines zu verlieren, die diese kostenlos übernehmen könnten.

NEUE INTERESSENTEN

Derweil rückt Air Berlin in den Fokus eines chinesischen Investors. Die Betreiber-Gesellschaft des Flughafens Parchim in Mecklenburg Vorpommern, Link Global Logistics, erwägt eine Offerte für die insolvente Fluggesellschaft.

Der chinesische Unternehmer Jonathan Pang würde bei einer erfolgreichen Übernahme eine Kooperation seiner Logistikfirma mit der Fluggesellschaft ausloten. Verkehrsminister Dobrindt verwies mit Blick auf Pang auf das für Airlines geltende EU-Recht nach dem Prinzip "Ownership und Control". "Das heisst, dass die Mehrheit des Eigentums und die Kontrolle über eine europäische Fluggesellschaft auch von Europäern gehalten werden muss", sagte Dobrindt in Berlin.

Auch der Unternehmer Niki Lauda hat Interesse an Air Berlin. Er will zusammen mit Thomas Cook und dessen Tochter Condor für Teile von Air Berlin bieten. Er selbst werde an dem Konsortium 51 Prozent der Anteile halten, kündigte Lauda im Gespräch mit dem "Kurier" aus Österreich am Mittwoch an.

Laut dem Blatt wollen Lauda und seine Partner neben der von dem Ex-Rennfahrer selbst gegründeten Air-Berlin-Tochter Niki zusätzlich 17 Maschinen von Air Berlin übernehmen. Geplant ist demnach, ausschliesslich touristische Ziele auf der Kurz- und Mittelstrecke anzufliegen.

Daneben hat auch die Lufthansa hat offiziell ihr Interesse an Air Berlin erklärt. Der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl will nach eigenen Angaben bis zu eine halbe Milliarde Euro bieten. Als möglicher Käufer gilt ebenso die Billigairline Easyjet.

(AWP)