"Die Anleger befürchten, dass sich die Weltwirtschaft wegen des Durchhängers von China stärker als bisher befürchtet abkühlen könnte", sagt ein Börsianer. In diesem Umfeld nähmen Investoren nach dem zuletzt starken Lauf der Märkte erst einmal ihre Gewinne mit. Zudem könnte auch die am Donnerstag anstehende Ratssitzung der europäischen Zentralbank den Risikoappetit bremsen, heisst es am Markt.

In China gab Regierungschef Li Keqiang zum Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses das niedrigste Wachstumsziel seit fast drei Jahrzehnten vor: Die chinesische Wirtschaft soll 2019 zwischen 6,0 und 6,5 Prozent wachsen und damit spürbar langsamer als bisher. Dieses Ziel trage dem Handelskrieg mit den USA und der hohen Verschuldung Rechnung. Diese Nachrichten spielten den ohnehin permanent schwelenden Sorgen um die Weltwirtschaft direkt zu, kommentiert ein Börsianer. Derweil ist der Kalender mit einer Vielzahl von Daten und Unternehmenszahlen gespickt.

Der SMI notiert um 11.30 Uhr mit 9382 Punkten um 0,1 Prozent niedriger. Der SLI fällt um 0,3 Prozent auf 1451 Zähler. Der breite SPI sinkt um 0,1 Prozent auf 11'035 Stellen. Von den 30 SLI-Titeln geben 22 nach und 8 legen zu.

Richemont tauchen wegen China-Sorgen

Den stärksten Rückschlag verbucht Richemont (-3,2%). Der Schmuckhersteller leidet laut Händlern stark unter den neu angefachten China-Sorgen. Zudem sei der Titel sehr gut gelaufen und leide nun unter Gewinnmitnahmen. Dazu kommt, dass mit Merrill Lynch eine "starke Adresse" die Empfehlung auf "Underweight" von "Overweight" gesenkt hat. Der Uhrenproduzent Swatch (-1,3%) büsst wegen der Aussicht auf ein schwächeres Wirtschaftswachstum in China einen Teil des am Vortag gewonnenen Terrains ein.

Auch beim Sensorenhersteller AMS (-1,1%) und bei Logitech (-1,1%) führen Händler die gesenkte Wachstumsprognose Chinas ins Feld.

Stützen des Marktes sind einmal mehr die als wenig konjunkturabhängig geltenden Schwergewichte. Die Pharmariesen Novartis (+0,4%) und Roche (+0,1%) sowie der Lebensmittelriese Nestlé (+0,4%) gewinnen an Wert. Zu den Gewinnern zählen mit Swisscom (+0,7%) und Givaudan (+0,4%) zwei weitere als defensiv geltende Werte.

Gewinnmitnahmen auch bei Banktiteln

Lonza (-0,1%) rutschen leicht ab. Der Pharmazulieferer und Feinchemikalienhersteller hatte am Montagabend seine mittelfristigen Ziele angepasst. Damit trägt das Unternehmen dem Verkauf der Sparte mit Produkten zur Wasserbehandlung Rechnung. Der Medikamentenproduzent Vifor (-1,2%) leidet laut Händlern nach dem Kursanstieg vom Vortag unter Gewinnmitnahmen.

Auch bei den Bankaktien Credit Suisse (-0,6%), Julius Bär (-0,7%) der UBS (-0,9%) schreiten die Anleger zu Abgaben. Zyklische Werte wie ABB, Geberit und Adecco geben rund ein halbes Prozent nach. Gegen den Trend ziehen Kühne+Nagel (+0,8%) an.

Erneut sind es vor allem Unternehmen aus der zweiten Reihe, die den Nachrichtenfluss dominieren. Newron (-8,5%) sacken nach Zahlen besonders deutlich ab. Das italienische Pharmaunternehmen hat 2018 mit weniger Umsatz und höheren Verlusten abgeschlossen.

Oerlikon und Lindt & Sprüngli nach Zahlen im Verkauf

Auch bei den Aktien von Oerlikon (-1,6%) und Lindt & Sprüngli (-0,7%) reagieren die Anleger mit Verkäufen auf die laut Marktstimmen in etwa wie erwartet ausgefallenen Ergebnisse.

Forbo (+5,4%) schnellen dagegen in die Höhe. Der Belagshersteller hat mehr verdient und stellt eine höhere Dividende sowie ein Aktienrückkaufprogramm in Aussicht. Auch Inficon (+0,8%) können mit ihren Jahreszahlen punkten.

Tecan büssen vorübergehend ohne klare Ursache fast 10 Prozent ein. "Da hat sich wohl jemand bei der Auftragserfassung vertippt", sagt ein Händler. Die Aktie macht rasch Boden gut und steht aktuell noch mit 2 Prozent im Minus. Die Aktien von Ypsomed (-1,8%), eines weiteren Medizintechnikunternehmens, geben einen Teil des Vortagesgewinns ab.

(AWP)