Die Hoffnung auf mögliche Massnahmen der grossen Notenbanken sorgen bei Investoren für eine erhöhte Risikobereitschaft. Allerdings mahnen zahlreiche Börsianer an, dass sich erst noch zeigen müsse, ob der Aufwärtstrend auch nachhaltig ist.

Ausgelöst wurden die teilweise deutlichen Kursgewinne von US-Notenbankchef Jerome Powell, der sich am Dienstag offen für eine Lockerung der Geldpolitik zur Unterstützung der Wirtschaft gezeigt hatte. Nun setzten Investoren darauf, dass die grossen Notenbanken mit ihrer Politik des billigen Geldes mögliche konjunkturelle Belastungen aus dem Handelskonflikt abfedern würden. Der Markt preise eine Zinssenkung des Fed im September mittlerweile als ausgemachte Sache ein, meint ein Händler. Allerdings warnen viele Marktteilnehmer, dass die Lage fragil bleibe.

Der SMI gewinnt gegen 11 Uhr 0,4 Prozent hinzu auf 9640 Punkte. Der 30 Aktien umfassende SLI steigt um 0,7 Prozent auf 1479 Zähler und der breite SPI um 0,5 Prozent auf 11'654 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln legen 23 zu, 4 geben nach und 3 sind unverändert.

Zuletzt Geprügelte erholen sich

Laut Börsianern greifen Investoren aktuell vor allem bei jenen Werten zu, die in den letzten Wochen besonders deutlich unter dem sich verschärfenden Handelskonflikt zwischen den USA und China gelitten hatten. Dazu zählt allen voran der Uhrenhersteller Swatch (+2,7%). Die Aktien hatten in den vergangenen Wochen mehr als 11 Prozent eingebüsst. Branchenkollege Richemont (+3,0%) zieht noch etwas deutlicher an, setzt damit aber eine insgesamt gute Entwicklung fort.

Die beiden Unternehmen sind im Zuge der Handelsstreitigkeiten immer wieder in den Fokus geraten. Nun sorgen Aussagen Chinas, der Handelsstreit mit den USA sollte durch Gespräche gelöst werden, für eine gewisse Erleichterung.

Neben den beiden Uhrenherstellern gehören auch Aktien wie die von Partners Group (+2,0%), Logitech (+1,9%) und den beiden Grossbanken CS (+1,1%) und UBS (+0,8%) zu den Titeln, die nach zuletzt deutlichen Verlusten aktuell steigen.

Im Fall der beiden Bankaktien wurde zuletzt auf die Anleihenmärkte als Belastungsfaktor verwiesen. Während die Rendite der deutschen zehnjährigen Bundesanleihe auf ein Rekordtief gefallen ist, fallen auch in den USA die Zinsen für die richtungsweisenden zehnjährigen Treausries auf Niveaus, die sie seit längerem nicht gesehen haben.

Schwergewichte als Bremsklötze

Daneben fallen noch Temenos (+2,5%) mit einem klaren Kursplus auf. Sie hatten am Vortag zu den grössten Verlieren gezählt. Auch andere Zykliker wie LafargeHolcim, Adecco und Geberit werden bei Kursgewinnen zwischen 1,7 und 1,2 Prozent verstärkt nachgefragt.

Ausgebremst wird der Gesamtmarkt vor allem durch die beiden defensiven Pharma-Schwergewichte Novartis (-0,5%) und Roche (unverändert). Mit Lonza (-0,5%), Alcon und Sonova (beide -0,1%) fallen noch weitere Titel aus dem defensiven Gesundheitssektor zurück.

Im breiten Markt holen Aryzta (+1,5%) einen kleinen Teil des 13-prozentigen Vortagesverlustes auf. Noch deutlicher steigen Asmallworld (+7,8%) nach einer angekündigten Angebotserweiterung.

Eine engere Zusammenarbeit mit dem Detailhändler Migros nützt dagegen der Versandapotheke Zur Rose (-2,3%) nichts. Die Aktien litten unter der Auflösung einer Lock-Up-Gruppe, heisst es. Mitglieder aus dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung könnten nun Kasse machen.

(AWP)