Konjunktursorgen und die bevorstehende Berichtssaison sorgten dafür, dass Investoren verstärkt ihre Gewinne mitnähmen, heisst es von Händlern. Auf Nachrichtenseite herrscht aktuell aber eher Ebbe, so dass sich die Marktteilnehmer bereits auf die Wochenmitte fokussieren, wenn Fed-Chef Jerome Powell zur Anhörung vor dem US-Kongress auftritt.

Vom Fed-Chef erhoffen sie sich Aussagen zur Zinspolitik. Die robuste US-Wirtschaftsentwicklung spricht nach Ansicht vieler Ökonomen nämlich dafür, dass sich das Fed mit einem Zinsschritt noch etwas länger Zeit lassen könnte. Aber auch wenn es zu einem Zinsschritt kommen sollte, dürfte es mindestens ein halbes Jahr dauern, bis die Effekte sichtbar werden, erklärt ein weiterer Händler. Bis dahin könne es aber durchaus sein, dass es im Zuge der Berichtssaison noch viele Gewinnwarnungen gebe. "Genau in dieser Diskrepanz zwischen hohen Aktienbewertungen und fehlendem Gewinnwachstum liegt auch die Gefahr für die Börsen", so der Händler.

Der SMI gibt bis 11.10 Uhr um 0,5 Prozent nach auf 9941 Punkte. Für den 30 Aktien umfassenden SLI geht es um 0,9 Prozent auf 1518 Punkte abwärts und der breite SPI fällt um 0,5 Prozent auf 12'027 Punkte. Unter den 30 wichtigsten Aktien stehen 26 Verlierer 2 Gewinnern gegenüber, 2 sind unverändert.

Konjunktursensitive Werte unter Druck

Vor allem konjunktursensible Werte haben einen schweren Stand. Angesichts der nicht nachlassenden Sorgen um die weiteren Wirtschaftsaussichten trennen sich Investoren vor allem von jenen Aktien, die stärker von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig sind.

Für den wichtigen Wirtschaftspartner Deutschland zeichnet eine IFO-Umfrage denn auch ein eher graues Bild. So dürfte sich im Zuge der Konjunkturflaute die Kurzarbeit bald auch in Schlüsselbranchen der deutschen Wirtschaft erhöhen. Zum Beispiel die Automobilindustrie, den Maschinenbau und die Chemie, dürfte dies laut der Umfrage treffen.

Die Sorge um das Wirtschaftswachstum spiegelt sich denn auch in der Verliererliste wider: Mit Adecco (-5,8%), Clariant (-3,4%), Sika (-2,2%) und ABB (-2,0%) fallen vor allem konjunkturabhängige Werte zurück. Dabei wird der Abwärtsdruck bei Adecco durch eine Abstufung verstärkt.

Clariant und Sika werden nach einer Warnung des Konkurrenten BASF in Sippenhaft genommen. Hier hatte es zuletzt von Analysten Sorgen um die Geschäftsentwicklung im zwieten Quartal gegeben.

Der Industriekonzern ABB wiederum verkauft das Geschäft mit Solarwechselrichtern. Das wird von Analysten an sich zwar gelobt, führt aber zu finanziellen Belastungen, schränken die Experten ein.

Autoneum sacken nach Herunterstufung ab

Noch stärker geben die Zykliker aber im breiten Markt nach. Hier stechen Autoneum mit -7,8 Prozent hervor. Die ZKB hat das Rating für die Titel im Vorfeld der Halbjahreszahlen auf "Untergewichten" von "Marktgewichten" gesenkt. Angesichts der leidenden Automobilindustrie und der hausgemachten operativen Probleme habe er seine Schätzungen nach unten revidiert, heisst es zur Begründung. Auch Komax (-5,8%) und Georg Fischer (-3,6%) werden aus den Depots geschmissen.

Daneben geht es auch für Technologiewerte wie AMS (-2,9%) und Logitech (-2,8%) klar abwärts. Hier verweisen Händler auf schwache Vorgaben aus den USA und Asien. Auslöser für die Branchenschwäche sind Analystenkommentare. Vor allem vorsichtige Aussagen zu Apple drückten die Stimmung. Im breiten Markt bewegen sich die Abgaben bei VAT, U-blox und Kudelski zwischen 1,4 und 0,8 Prozent.

Gegen den Trend halten sich unter den Bluechips lediglich defensive Werte wie Novartis (+0,5%) und Swisscom (+0,1%) im Plus. Auch Roche und Sonova bieten mit unveränderten Kursen etwas Absicherung nach unten.

(AWP)