Mit einem Verlust von 109 Mio nach 2 Mio CHF im Vorjahr fielen die Halbjahresergebnisse noch schwächer aus als am Markt erwartet. Die Stromproduktion in der Schweiz sei defizitär, während das operative Ergebnis allein von den drei Wachstumsbereichen erwirtschaftet worden sei, heisst es von Alpiq am Montag. Im Gesamtjahr dürfte das operative Ergebnis tiefer ausfallen.

Wegen ausgelaufener Absicherungsgeschäfte - von vor dem SNB-Entscheid - ist es unter anderem zu negativen Währungseffekten gekommen. Die Stromproduktion wird üblicherweise gegen Preis- und Währungsschwankungen drei Jahre im Voraus abgesichert, weshalb sich die Aufgabe des Euro-Mindestkurses von 1,20 CHF wie erwartet erstmals im ersten Semester 2017 widerspiegelt.

KEINE BESSERUNG IN SICHT

Hinzu kommen die nach wie vor tiefen Grosshandelspreise, die weiter unter den Gestehungskosten liegen. Alpiq leidet - als reiner Stromproduzent im nur teilweise liberalisierten Schweizer Markt ohne Endkunden zu regulierten Tarifen - besonders stark. Bereits seit 2009 können Stromverbraucher mit über 100'000 Kilowattstunden pro Jahr ihren Versorger frei wählen. Ursprünglich war für 2014 dann die vollständige Marktöffnung vorgesehen. Alpiq geht davon aus, dass die Grosshandelspreise auch in den kommenden Jahre weiterhin unter den Gestehungskosten liegen.

Im Berichtszeitraum war ausserdem das Kernkraftwerk Leibstadt, an dem Alpiq mit 32% beteiligt ist, ausserplanmässig vom Netz. Belastend wirkte sich zudem ein verlorenes Schiedsgerichtsverfahren in Deutschland gegen Bilfinger aus.

Bei Alpiq haben nach wie vor der Erhalt der Kapitalmarktfähigkeit, die Sicherstellung der Liquidität und die weitere Reduktion der Nettoverschuldung oberste Priorität. Erfreulich für den Konzern ist es daher, dass die Nettoverschuldung weiter auf unter 800 Mio reduziert werden konnte. Diese hatte 2012 noch bei 4 Mrd gestanden.

HOFFNUNGEN AUF WACHSTUMSFELDER UND POLITIK

Der im März 2016 angekündigte Verkauf von bis zu 49% des Wasserkraftportfolios wird derweil "auf Eis gelegt". Kein potentieller Käufer habe die Kriterien erfüllt, sagte CEO Jasmin Staiblin an einer Medienkonferenz. Alpiq wollte so ursprünglich die Abhängigkeit von den Strompreisen reduzieren.

Es hatte immer geheissen, der Preis und weitere Konditionen müssten stimmen. Potentielle Investoren seien insbesondere nicht bereit gewesen, die regulatorischen Risiken mitzutragen, so Staiblin am Montag. Alpiq hofft nun stärker auf "Sofortmassnahmen als Übergangslösung bis zur kompletten Marktliberalisierung" vonseiten der Politik.

Und operativ liegt der Fokus weiterhin auf den Wachstumsfeldern, in denen bereits mehr als 90% der knapp 8'500 Mitarbeiter tätig sind. Im März 2017 hatte Alpiq angekündigt, die drei Wachstumsbereiche bis zu 49% für Investoren zu öffnen. Neuerdings sollen allerdings auch Angebote für bis zu 100% geprüft werden.

Im kommenden Jahr sollen potentielle Investoren angesprochen werden, sagte Staiblin. Dabei sei man offen für sowohl strategische als auch Finanzinvestoren. Die Konzernchefin rechnet mit "grossem Interesse" an den profitablen Geschäftsbereichen Digital & Commerce (Handelsgeschäft), Industrial Engineering (Anlagenbau, -rückbau, thermische Kraftwerke, erneuerbaren Energien im Ausland) sowie Building Technology & Design (Gebäudetechnik).

An der Börse legte die wenig liquide Aktie (Streubesitz von 12,09%) am Montag um 1,2% auf 83 CHF zu. "Die Zahlen zeigen erwartungsgemäss keine Stabilisierung der operativen Ertragskraft", kommentiert die ZKB. Die Kreditanalysten bei Vontobel meinen aber, dass die Chancen für mehr regulatorische Unterstützung der Wasserkraft gestiegen seien.

ys/cp

(AWP)