Zu diesem Schluss kommt die neuste Analyse der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Demnach haben sich die Einkommen der reichsten 10% seit der Wirtschaftskrise stark erholt, die der ärmsten 10% haben sich dagegen kaum verändert.

Steuern und staatliche Transferleistungen wie Arbeitslosengeld oder Familienunterstützung sind seit 2010 in zwei Dritteln der OECD-Länder gesunken. Zu Beginn der Krise hatten diese noch geholfen, den Anstieg der Einkommensungleichheit in den ärmsten Bevölkerungsschichten abzufedern.

UNGLEICHHEIT AUF REKORDHOCH

So verharrt die Ungleichheit in vielen Ländern auf einem Rekordhoch, trotz gleichzeitigem Rückgang der Arbeitslosigkeit. Die OECD misst die Einkommensverteilung mit dem sogenannten Gini-Koeffizienten. Der Wert 0 signalisiert eine gleichmässige Verteilung, der Wert 1 eine maximale Ungleichverteilung.

Für die Schweiz liegt der aktuellste Wert des Gini-Koeffizienten (Stand: 2013) bei 0,295. Im OECD-Schnitt waren es 2014 0,318 Punkte. Das ist der höchste Wert seit Einführung des Messsystems Mitte der Achtziger Jahre. 2010 hatte der Koeffizient noch bei 0,315 Punkten gelegen.

Die höchste Ungleichverteilung weist der Koeffizient für Chile aus (0,465), gefolgt von Mexiko (0,459) und den USA (0,394). Am gleichmässigsten verteilt ist das Einkommen in den nordischen Ländern Island (0,244), Norwegen (0,252) und Dänemark (0,254).

WENIGER ARMUT

Während die Schweiz bei der Ungleichverteilung lediglich im Mittelfeld der 35 OECD Mitgliedsstaaten liegt, rangiert sie bei der relativen Armut auf Rang 10. 8,6% der Schweizer Bevölkerung muss mit weniger als 50% des mittleren Einkommens des Landes (Median) auskommen.

Am besten schneiden auch hier Island und Dänemark ab (4,6 und 5,4%), gefolgt von Tschechien (6%) Am stärksten von relativer Armut sind die Israelis betroffen. 18,6% erhalten weniger als den Medianlohn. Die USA mit 17,5% und die Türkei mit 17,2% rangieren ebenfalls am Ende der Tabelle.

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(AWP)