Zürich (awp) - Der Backwaren-Konzern Aryzta hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2016/17 weniger Umsatz erzielt und ist auch organisch geschrumpft. Das Management warnt davor, dieser Entwicklung zu viel Gewicht beizumessen und bestätigt die Ziele für das Gesamtjahr. An der Börse sind sich die Investoren in der Beurteilung der Ergebnisse nicht einig.

Aryzta enttäuscht einmal mehr. Der Umsatz ging beim schweizerisch-irischen Konzern zwischen August und Oktober deutlicher zurück als von Analysten erwartet. Und vor allem resultierte entgegen den Prognosen der Experten auch organisch ein Minus statt eines Plus. In ersten Reaktionen wurde am Montagmorgen darüber spekuliert, ob die entsprechenden Wachstumsambitionen des Managements noch gültig seien.

Sie sind es, wie Investor-Relations-Manager Paul Meade im Verlauf des Vormittags an einer Telefonkonferenz betonte. Er warnte im Gegenteil davor, die aktuellen Wachstumsziffern zu überinterpretieren. "Wir haben immer betont, dass es von Quartal zu Quartal eine hohe Volatilität gibt", so der Manager.

NORDAMERIKA IST SCHULD

Konkret nahm der Umsatz im ersten Quartal um 3,3% auf 962,3 Mio EUR ab. Von diesem Minus entfielen 2,2 Prozentpunkte auf Devestitionen und 1,2 Prozentpunkte auf das organische "Wachstum". Der Währungseffekt war mit +0,1 Prozentpunkten gering. Gewinnzahlen gibt die Gesellschaft für das erste Quartal jeweils keine bekannt.

Begründet wurde das schwache organische Wachstum unter anderem mit einem Volumenrückgang, der primär eine Folge von Vertragserneuerungen in Nordamerika war. Ohne diesen Effekt wäre laut dem Management ein leichtes Plus erreicht worden. Zusätzlich habe es mit dem "Timing" von neuen Aufträgen gehapert. Und in Europa habe die Zusammenlegung von Fabriken in Deutschland das Geschäft beeinträchtigt.

Aufgeschlüsselt nach Regionen ging der Umsatz im wichtigsten Verkaufsgebiet Nordamerika um 7,5% auf 462,5 Mio EUR zurück, wobei organisch -4,7% resultierten. In Europa war der Umsatz mit -1,4% auf 436,3 Mio EUR zwar ebenfalls rückläufig; organisch nahm er hingegen zu (+1,4%). Im "Rest der Welt", der inzwischen knapp 7% zu den Verkäufen beisteuert, legte Aryzta deutlich zu (+21% rsp. +9,7%).

ZIELE BESTÄTIGT

Gemäss den Jahreszielen will Aryzta im laufenden Geschäftsjahr ein organisches Wachstum von 1% bis 2% erreichen. Dieser Plan sei nach wie vor "realistisch", meinte IR-Manager Meade. Und das Margenziel (EBITA-Marge von 11,5-12,5%) sei bekanntlich an dieses Ziel gekoppelt. Er bezeichnete die aktuelle Wachstumsschwäche in Nordamerika als "temporäres Thema".

Im Wortlaut von Aryzta sind diese Ziele allerdings nur die Basis für die offizielle Guidance zum Free Cashflow und dem Gewinn. Auch dabei gibt es keine Veränderungen: Es wird somit unverändert ein Free Cashflow in der Grössenordnung von 225 bis 275 Mio EUR sowie ein (bereinigter) Gewinn für das Gesamtjahr 2016/17 im Rahmen des Konsenses bei 358 Cent pro Aktie (VJ 350 Cent) angestrebt. Präzisiert wurden einzig die Angaben zum erwarteten Finanzaufwand für das Gesamtjahr (80-95 Mio EUR; bislang: 80-105 Mio EUR).

Letzteres hängt mit den Plänen für die Refinanzierung ab. Mit dieser sieht sich das Management auf Kurs. Noch vor Ende Jahr sei ein erster Schritt zu erwarten, so Meade. Nachdem im September Schulden von knapp 1,4 Mrd EUR über eine Zwischenfinanzierung vorzeitig zurückbezahlt wurden, ist die Gesellschaft nun bekanntlich auf der Suche nach einer längerfristigen Lösung.

AUF UND AB AN DER BÖRSE

An der Börse hatten die Investoren offensichtlich Mühe, die Zahlen und das Gesagte einzuordnen. Es kam bei überdurchschnittlichen Volumina zu einem Auf und Ab, wobei der Kurs zeitweise gut 4% unter und zeitweise 2% über dem Schlusskurs vom Freitag lag. Am Ende hatten die Optimisten die Nase vorn (+1,4%, SPI: -0,65%).

Einige Analysten befürchten nach diesem Startquartal ein weiteres Übergangsjahr für die Gesellschaft, andere sehen weniger schwarz und wollen erst einmal die Halbjahreszahlen abwarten.

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(AWP)