Die Bietbeschränkungen seien viel zu eng gesteckt, kritisierte der Branchenprimus am Mittwoch anlässlich der Veröffentlichung der Quartalszahlen. Die Swisscom habe heute mit 39 Megahertz (MHz) pro Million Kunden mit Abstand am wenigsten Frequenzen pro Kunde. Die Konkurrenten Sunrise und Salt verfügten mit 54 MHz bzw. 85 MHz pro Million Kunden über rund 40 Prozent respektive 100 Prozent mehr Frequenzen pro Kunde als die Swisscom. Denn die Swisscom ist mit 6,632 Millionen Mobilfunkkunden massiv grösser als Sunrise (2,35 Mio) und Salt (1,906 Mio).

Mit den jetzigen Regeln für die anstehende Frequenzauktion sei schon von vornherein festgelegt, dass die Swisscom-Konkurrenten nach der Versteigerung mindestens die Hälfte mehr Frequenzen pro Kunde hätten als die Marktführerin, kritisiert der "blaue Riese": "Eine Überarbeitung der Ausschreibungsunterlagen müsse deshalb sicherstellen, dass die Swisscom zumindest die Möglichkeit erhält, pro Kunde gleich viele 5G-Frequenzen zu erwerben wie ihre Mitbewerber."

Wie hoch die Maximalgrenze dann sein solle, die die Swisscom kaufen dürfe, darüber schwieg sich der Konzern aus: "Wir möchten keine konkrete Zahl nennen. Wichtig ist, dass Swisscom zumindest die Möglichkeit hat, Frequenzen entsprechend dem Marktanteil zu erwerben", erklärte Swisscom-Sprecher Armin Schädeli auf Anfrage. Die Swisscom wolle gleich lange Spiesse. Gemäss eigenen Angaben hatte die Swisscom Ende letzten Jahres 60 Prozent Marktanteil im Mobilfunk, während Sunrise auf 22 Prozent und Salt auf 17 Prozent kamen. Neuere Vergleichszahlen liegen noch nicht vor.

SUNRISE FORDERT KLEINER MAXIMALGRENZE

Damit fordert die Swisscom genau das Gegenteil von Sunrise. Die Nummer zwei im Schweizer Telekommarkt hatte vergangene Woche ebenfalls die Auktionsregeln kritisiert. Die jetzigen würden zu einer Zementierung der Marktmacht der Swisscom und zu einer Einschränkung des Wettbewerbs führen. Vor allem die Maximalgrenze von Frequenzblöcken, die ein einzelner Bieter erwerben dürfe, sei zu gross. Damit könne sich die Swisscom rund die Hälfte aller Frequenzen sichern, die für die kommende nächste Mobilfunkgeneration 5G wichtig sind. Deshalb fordert Sunrise eine Beschränkung der Maximalgrenze, die ein Konzern ersteigern darf.

Ins selbe Horn stiess Salt. Mit den gegenwärtigen Auktionsregeln bestehe ein hohes Risiko, dass die Swisscom ihre Finanzkraft dazu nutze, die Wettbewerber davon abzuhalten, das kritische Frequenzmindestmass in allen Bändern zu erhalten. "Dies schadet dem Wettbewerb und setzt die während den letzten 20 Jahren getätigten Investitionen der Mitbewerber aufs Spiel", erklärte Salt auf Anfrage. Die Maximalgrenze für die Swisscom sei zu gross. Zudem seien die Anreize ungenügend, die Nachfrage der Swisscom nach Frequenzen zu dämpfen.

Überdies stört sich Sunrise daran, dass bei den hohen Frequenzbändern, welche die Spitzengeschwindigkeiten mit 5G ermöglichen, nur jenes von 3,6 bis 3,8 GHz vergeben werden soll. Ursprünglich waren auch noch die 3,41 bis 3,5 GHz-Frequenzen zur Auktion vorgesehen. Warum diese nun nicht unter den Hammer kommen sollten, hätten die Behörden nicht erklärt, kritisierte Sunrise. Damit werde das Spektrum um ein Viertel reduziert.

Sollte die Eidg. Kommunikationskommission Comcom an der geplanten Ausgestaltung der Frequenzauktion festhalten, droht Sunrise mit einer Klage vor Bundesverwaltungsgericht gegen das Ergebnis der Auktion. Dies würde die Einführung der neuen 5G-Technologie deutlich verzögern.

Zur Klagedrohung von Sunrise wollte Swisscom-Chef Urs Schaeppi am Mittwoch keinen Kommentar abgeben. Bei der letzten Frequenzauktion im Jahr 2012 hatte die Swisscom 42 Prozent der versteigerten Frequenzbänder zu einem Preis von 360 Millionen Franken erworben.

jb/rw

(AWP)