Conti setzt bei der Frage nach eigenen Fabriken vor allem auf Partnerschaften. Erst nach 2020 will der Konzern entscheiden, wie es in der Frage weitergeht. Dann sei auch besser absehbar, ob künftige, deutlich effizientere Technologien wie die Feststoffbatterie der richtige Weg sind, so Degenhart. Timing sei bei der Entscheidung extrem wichtig. "Wer zu früh zu viel investiert, der wird Milliarden verbrennen. Wenn sie den richtigen Zeitpunkt verpassen, dann werden sie den Markt verlieren." Die Abschätzung der damit verbundenen Risiken sei nicht in sechs Monaten zu machen.

"Wir müssen eine Entscheidung treffen, und die machen wir nicht abhängig von irgendwelchen Fördergeldern", sagte Degenhart. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will den Bau von Batteriezellfabriken in Deutschland bis 2021 mit rund einer Milliarde Euro anschieben. Der Politiker rechnet im ersten Quartal 2019 mit konkreten Investitionsentscheidungen vor allem von Konsortien.

"In China existiert seit Jahren eine strategische Entscheidung auf politischer Ebene in Peking, dass die Elektromobilität mit Milliarden unterstützt wird", sagte Degenhart. In Europa sei daher derzeit nicht möglich, was in China möglich sei. Angesichts dessen stehe die Industrie hierzulande aber bisher gut da. "Ich glaube, dass sich die deutschen Hersteller und Zulieferer in Bezug auf Elektromobilität bisher ganz intelligent angestellt haben."

"Der Elektroantrieb ist für uns auch ohne Zelle eine Chance", verwies Degenhart auf gute Möglichkeiten, auch mit Teilen rund um den Elektroantrieb Geschäft zu machen. Die Teileausstattung eines Autos etwa mit Sensoren und Datenleitungen steige in den kommenden Jahren auf rund das Dreifache.

Conti sieht vor allem auch im Bereich mit Software grosse Umsatzchancen. Der Konzern sei jetzt endgültig an einem Punkt angelangt, wo er auch zum reinen Softwarelieferanten werde, sagte Degenhart. "Wir versuchen seit über zehn Jahren bei den Kunden Akzeptanz dafür zu bekommen, dass wir Software als Produkt vergütet bekommen - jetzt geht es nicht mehr anders", sagte er. "Das heisst, im Zusammenhang insbesondere mit dem Thema automatisiertes Fahren sind wir jetzt soweit, dass wir mit den Kunden ernsthaft über lizenzbasierte Modelle reden."

Conti beschäftigt nach Angaben von Degenhart derzeit 45 000 Ingenieure, 17 000 davon haben einen Softwarehintergrund. Immer wichtiger werde auch der Markt für Sicherheitssoftware im Auto, die schädliche Angriffe von aussen erkennen und abwehren könne./men/she/jha/

(AWP)