Den kräftigen Gewinnanstieg der Bâloise konnte man erwarten. Schliesslich "warnte" die Gruppe noch im Juli davor, dass der Gewinn die Marke von 300 Millionen Franken deutlich übertreffen werde. Am Ende kletterte er gar um knapp 47 Prozent auf 395 Millionen in die Höhe, wie der Versicherer am Mittwoch mitteilte.

Dafür ist im Wesentlichen ein buchhalterischer Effekt verantwortlich. Die Bâloise profitierte, wie so viele Schweizer Firmen, von der Umsetzung der Unternehmenssteuerreform. Der tiefere Steuersatz im "Heimatkanton" Basel-Stadt fiel besonders ins Gewicht: Die Auflösung von Steuerrückstellungen hübschten das Ergebnis um 128 Millionen Franken auf.

Kaum Grossschäden

Aber auch im operativen Geschäft lief es rund, besonders in der Sachversicherung. Da verbesserte sich der wichtige Schaden-Kosten-Satz um 6,7 Prozentpunkte auf sehr tiefe und damit gute 87,4 Prozent. Liegt die sogenannte Combined Ratio unter 100 Prozent, dann verdient ein Versicherer mit dem Geschäft Geld.

Denn die Rechnung blieb von Grossschäden weitestgehend verschont. Dazu zählt die Bâloise Ereignisse, die sie mehr als 3 Millionen Franken kosten. Insbesondere schwere Winterstürme seien im Vergleich zum Vorjahr ausgeblieben.

Gleichzeitig konnten unüblich hohe Reserven auflösen, die man für Geschäft früherer Jahre gebildet hatte und nicht mehr benötigte. Und zu guter Letzt fielen die im Vorjahr im deutschen Haftpflichtgeschäft vorgenommenen Nachreservierungen weg.

Besonders gut steht das Schweizer Geschäft mit einer Combined Ratio von 82,6 Prozent da, während dieser Wert in Deutschland dank der Sanierung mit 91,2 Prozent in den gruppenweiten Zielbereich von 90 bis 95 Prozent geführt werden konnte. Alles in allem rückte das operative Ergebnis in der Sachsparte um 56 Prozent auf 226 Millionen Franken vor.

Tiefstzinsen belasten

In der kleineren Lebensparte verdiente die Bâloise dagegen mit 106 Millionen Franken deutlich weniger als im Vorjahr (194 Mio). Schuld daran sind die ultratiefen Zinsen. Das veranlasste die Bâloise dazu, die Reserven im "hohen zweistelligen" Millionenbereich zu stärken, wie CEO Gert De Winter an einer Telefonkonferenz erklärte. Man wolle das Vorsorgegeschäft "nachhaltig sicher" betreiben.

Die Nachhaltigkeit des Geschäfts mit der beruflichen Vorsorge (BVG) stand auch bei der Aufnahme ehemaliger Axa-Kunden im Fokus, wie De Winter unterstrich. Dabei sei man beim Unterzeichnen neuer Verträge "selektiv" vorgegangen und habe etwa die Altersstruktur und die Verteilung Obligatorium zu Überobligatorium sehr genau geprüft.

Zum Jahresanfang hat sich die Axa aus dem Geschäft mit der BVG-Vollversicherung zurückgezogen. Der Bâloise flossen allein von ehemaligen Axa-Kunden Prämien im Umfang von 560 Millionen Franken zu und so blähte sich das Volumen im Kollektivlebengeschäft um 30 Prozent auf.

Mit dem Schub aus dem BVG-Bereich kletterten die Gesamteinnahmen um 10 Prozent auf 6,01 Milliarden Franken. Während der Axa-Effekt für das Wachstum in der ersten Jahreshälfte bedeutend war, spielt die im Juli vollzogene Übernahme des belgischen Versicherers Fidea NV erst im zweiten Semester eine Rolle. Im Gesamtjahr darf daraus mit zusätzlich 350 Millionen an Prämien gerechnet werden.

Bâloise auf Kurs

Gert De Winter sieht die Gruppe mit den im Rahmen des "Simply Safe"-Programms gesetzten Ziele "auf Kurs". Die Bâloise will bis 2021 etwa mit innovativen Versicherungslösungen eine Million neue Kunden dazugewinnen und Barmittel in Höhe von 2 Milliarden Franken zu erarbeiten. Einen Wechsel wird es derweil nächsten Sommer in der Geschäftsleitung mit dem Abgang von Thomas Sieber geben. Er leitet das Corporate Center.

An der Börse haben die Anleger die über Erwarten guten Zahlen der Bâloise zum Anlass genommen, Gewinne mitzunehmen. Die Aktie büsste bis Handelsschluss 3,2 Prozent ein, gehörte aber mit einer YTD-Performance von knapp 28 Prozent immer noch mit zu den grössten Gewinnern am Schweizer Markt in diesem Jahr.

mk/ra

(AWP)