Dem Schreiben zufolge planen Advent und Bain, ein verbindliches Übernahmeangebot abzugeben, das die Offerte des österreichischen Halbleiterhersteller AMS deutlich übertreffen soll. Einen konkreten Angebotspreis nannten die Finanzinvestoren allerdings nicht, wie Osram weiter mitteilte. Wie die Strategie und Wachstumsperspektive der Finanzinvestoren für Osram aussehen soll, blieb zunächst unklar.

Osram-Aktie legt zu

Die Aktie machte nach der Mitteilung durch Osram am Mittwoch einen Sprung und lag um 2,2 Prozent im Plus. Mit 38,80 Euro notierte sie zudem knapp über dem Angebot von AMS. Die Österreicher bieten 38,50 Euro je Anteilschein.

AMS will die neue Situation nun evaluieren, wie eine AMS-Sprecherin der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte. Mehr wollte sie vorerst nicht sagen.

Die Osram-Aktionäre haben nun die Wahl zwischen dem Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach. Sie müssen bis kommenden Dienstag (1. Oktober) entscheiden, ob sie die Offerte von AMS annehmen oder nicht. Die Österreicher brauchen 62,5 Prozent der Osram-Aktien, damit ihr Angebot erfolgreich ist. Doch bis dahin dürfte das Gegengebot von Bain und Advent nicht vorliegen.

Damit ist AMS in Zugzwang: Die Österreicher haben noch bis Montag Zeit, das eigene Angebot zu erhöhen. Dann würde sich die Annahmefrist bis zum 15. Oktober verlängern. Doch tappen sie im Dunkeln, ob ihre nachgebesserte Offerte dann ausreichen würde.

Parallelangebot auf Tisch

Parallel liegt auch noch ein Angebot von Bain und Carlyle auf dem Tisch, das mit 35 Euro je Anteilschein deutlich unter der AMS-Offerte liegt und ebenfalls bis zum 1. Oktober läuft. Der bisherige Bain-Partner Carlyle ist an der nun im Raum stehenden weiteren Offerte allerdings nicht beteiligt.

In den vergangenen Tagen hatten sich bereits Gerüchte verdichtet, dass Advent und Bain die Offerte der Österreicher überbieten und den Konkurrenten somit ausstechen wollen. AMS-Chef Alexander Everke hatte die Osram-Aktionäre vor diesem Hintergrund erst zu Wochenbeginn dazu aufgefordert, ihre Aktien anzudienen, um den Erfolg der Offerte zu sichern.

AMS hatte sich zuletzt auch über eigene Aktienkäufe eingedeckt und verfügt derzeit nach eigenen Angaben über insgesamt rund 5,5 Prozent an Osram - davon waren 2,05 Prozent von Aktionären angedient. Bain und Carlyle, deren Schwelle bei 70 Prozent liegt, waren bis Ende vergangener Woche knapp 1,7 Prozent angedient worden. Üblicherweise entscheiden sich Anteilseigner erst kurz vor Schluss, ob sie ihre Aktien verkaufen.

Warten auf verbindliches Angebot

Nach erfolgtem Blick in die Bücher wollen Advent und Bain den Angaben zufolge Osram ein konkretes Übernahmeangebot vorlegen. Bis dahin soll auch klar sein, wie die derzeit noch nicht festgezurrte Finanzierung aussehen soll. Aus Sicht des Osram-Vorstandes ist derzeit noch nicht abzusehen, ob es tatsächlich zu einem verbindlichen Übernahmeangebot kommt. Der Konzern wolle Advent und Bain ungeachtet dessen die Möglichkeit geben, "sein potenzielles Angebot kurzfristig weiter zu konkretisieren".

Nach Angaben von Osram hat Advent zugesichert, dass das Konsortium in keinem Fall weniger Verpflichtungen eingehen werde als Bain und Carlyle. Die beiden US-Finanzinvestoren hatten den Münchnern in ihrem Angebot zugesichert, die Standorte "der wesentlichen Unternehmensbereiche" und Arbeitsplätze zu erhalten und Neuinvestitionen zu unterstützen. Bevor das Konkurrenzangebot von AMS auf dem Tisch lag, hatten sich die Gremien klar für eine Annahme der Offerte von Bain und Carlyle ausgesprochen.

Die Osram-Führung hatte den Anteilseignern danach zwar empfohlen, die Offerte von AMS anzunehmen - allerdings nur aus finanzieller Sicht. Seine Bedenken hinsichtlich des Konzepts der Österreicher hielt das Management aufrecht. Viele Fragen blieben offen, vor allem mit Blick auf die Ausrichtung der Geschäfte, die globale Standortstrategie, das Synergiepotenzial und das Integrationskonzept. Für den laufenden Konzernumbau würden Vorstand und Aufsichtsrat eine private Eigentümerstruktur bevorzugen, hiess es von Seiten Osrams.

Die deutlich kleinere AMS aus Premstätten in der Steiermark will die Osram-Übernahme auf Pump finanzieren und stösst dabei auch auf heftigen Widerstand durch den Osram-Betriebsrat und die IG Metall. Beide haben sich klar gegen eine Übernahme ausgesprochen. So befürchtet die Gewerkschaft eine Zerschlagung des Konzerns. Der Betriebsrat sprach AMS zudem die Fähigkeit ab, eine Übernahme dieser Grössenordnung stemmen zu können und einen Konzern wie Osram zu integrieren.

Osram steht schon länger zum Verkauf, weil der Konzern in den vergangenen anderthalb Jahren in schwieriges Fahrwasser geraten ist. Die wichtigsten Kunden sind Auto- und Smartphone-Hersteller. Da in beiden Branchen die Geschäfte derzeit schlecht laufen, ist der Lichtkonzern hart getroffen.

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(AWP)