Insgesamt spricht Bilfinger von einem "erstattungsfähigen Schaden in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrages". In die geforderte Summe fliessen Kosten ein, die das Unternehmen zusätzlich zu bereits vorhandenen, aber ungenügenden Compliance-Systemen zahlen musste. Diese Systeme sollen die Einhaltung von Regeln gegen Korruption und Bestechung sicherstellen.

Der Bilfinger-Aufsichtsrat wirft den früheren Vorständen "Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit der Implementierung eines ordnungsgemässen Compliance-Management-Systems" vor. Das Unternehmen hatte deshalb auch den ehemaligen FBI-Direktor Luis Freeh als Berater in Sachen Verhaltenskodex angestellt. So konnte nach fünf Jahren die Aufsicht durch die US-Justizbehörde Ende 2018 beendet werden. Damit war auch eine bislang nur aufgeschobene Strafverfolgung obsolet.

Vorstandsmitglieder hätten ausserdem "Pflichtverletzungen im Rahmen eines M&A-Projekts begangen", teilte Bilfinger weiter mit. Als M&A (Mergers & Acquisitions) werden Fusionen und Zukäufe zusammengefasst.

Das Kontrollgremium hatte bereits Anfang 2018 grundsätzlich allen Vorstandsmitgliedern, die zwischen 2006 und 2015 amtierten, aber vor 2015 in das Gremium eintraten, Pflichtverletzungen vorgeworfen.

Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch, der Bilfinger zwischen 2011 und 2014 leitete, hatte bereits damals "mit Befremden" auf die Vorwürfe "gegen ganze Generationen von früheren Bilfinger-Vorständen" reagiert. Daran habe sich nichts geändert, sagte sein Sprecher Dirk Metz am Dienstag. Die Vorwürfe seien vollkommen abwegig.

Der Umsatz des auf Wartung und Reparatur von Anlagen spezialisierten Unternehmens mit 36 000 Beschäftigten lag 2018 bei 4,2 Milliarden Euro, drei Prozent über dem Vorjahreswert. Der Verlust unterm Strich fiel mit 24 Millionen Euro deutlich geringer aus als im Vorjahr mit 89 Millionen Euro./kf/DP/tav

(AWP)