Die Angst vor einer zweiten Welle der Corona-Pandemie und vor deren Folgen für die Wirtschaft und das Warten auf einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen über eine weiteres Unterstützungspaket der US-Regierung habe die Anleger veranlasst, Gewinne einzustreichen. Andere Faktoren, die dagegen Käufe auslösen könnten, seien nicht in Sicht, heisst es. Vor allem von Banken und Zykliker stehen unter Druck.

Möglicherweise könnten die US-Konjunkturzahlen am Nachmittag dem Markt noch eine neue Richtung geben. Veröffentlicht werden die Detailhandelsumsätze, die Industrieproduktion und die Stimmung der US-Konsumenten. Zuvor veröffentlichte Konjunkturzahlen aus China hatten zudem die Börsianer enttäuscht. Sowohl die Detailhandelsumsätze als auch die Industrieproduktion seien weniger gut als erwartet ausgefallen, heisst es am Markt.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr 1,56 Prozent tiefer bei 10'100,06 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gibt um 1,63 Prozent nach auf 1'546,39 und der breitgefasste SPI um 1,37 Prozent auf 12'561,39 Zähler. Sämtliche 30 SLI-Werte sind um 0,2 (Swisscom) bis 3,6 (AMS) Prozent schwächer.

AMS fallen deutlich

An der Spitze der Verlierer stehen einmal mehr die stets zu volatilen Kursen gehandelten Aktien von AMS (-3,6 Prozent). Ebenfalls unter grösserem Druck stehen Temenos (-2,3 Prozent auf 136,25 Fr.). Als Auslöser erwähnen Händler eine Verkaufsempfehlung von Baader Helvea. Der Broker hat sein Kursziel mit sehr tiefen 56 Franken bestätigt.

Dahinter folgen die Banken UBS (-2,7 Prozent), Julius Bär (-2,4 Prozent) und CS (-2,4 Prozent). Wie meistens, wenn Banken nachgeben, trennen sich Anleger auch gerne von Zyklikern. Tiefer stehen daher die Titel der Bauzulieferer Sika (-2,0 Prozent) und LafargeHolcim (-2,0 Prozent), des Personalvermittlers Adecco (-2,0 Prozent) und des Automationskonzerns ABB (-1,7 Prozent).

Die Luxusgüterhersteller Richemont und Swatch (je-1,7 Prozent) leiden genauso wie die am breiten Markt gehandelten Aktien des Flughafen Zürich (-1,2 Prozent) und des Reisedetailhändlers Dufry (-3,7 Prozent). "Die jüngsten Nachrichten, wonach viele Länder wegen der Covid-19-Pandemie wieder mehr Reisbeschränkungen erlassen und sich darauf die einzelnen gegenseitig mit Quarantäneerlassen eindecken, macht den vom Tourismus abhängigen Branchen stark zu schaffen", sagt ein Händler.

Die Versicherer Zurich (-1,2 Prozent), Swiss Life (-1,6 Prozent) und Swiss Re (-2,0 Prozent) sind genauso Opfer von Verkäufen wie die eigentlich als sicherer geltenden Pharmaschwergewichte Novartis (-1,2 Prozent) und Roche (-1,6 Prozent) oder wie der Lebensmittelriese Nestlé (-1,2 Prozent).

Swisscom-Aktie sticht heraus

Vergleichsweise gut schlagen sich Swisscom (-0,2 Prozent auf 505,80 Fr). JPMorgan hat das Kursziel für den Telekomtitel nach der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses auf 517 von 521 Franken gesenkt. Das Rating lautet "neutral". Zudem hat der Platzhirsch am Vortag ein gutes Ergebnis veröffentlicht.

Auch die Anteile von Rivalin Sunrise (-0,4 Prozent auf 109 Fr.) halten sich ebenfalls recht gut. Händler verweisen auf die Übernahme der Telekomfirma durch UPC. Der Übernahmepreis von 110 Franken je Aktie stütze den Kurs gut ab, heisst es.

Am breiten Markt werden die Aktien von Feintool (-2,5 Prozent) tiefer gehandelt. Die Industriegruppe ist im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen gefallen. Komax werden um 2,7 Prozent höher bewertet. Kepler Cheuvreux hat das Kursziel angehoben und empfiehlt den Maschinenbauer zum Kauf.

Weiterhin nichts für schwache Nerven sind die Aktien der Penny Stocks, die seit einiger Zeit täglich zweistellige Kursausschläge verzeichnen. So geht es heute mit Blackstone Ressources (+43 Prozent) und Relief Therapeutics (+11 Prozent) kräftig nach oben. Der Titel ist aufgrund positiver Meldungen über den Wirkstoff Aviptadil, der zur Behandlung von Covid-19 vorgesehen ist, stark ins Blickfeld der Spekulationen geraten.

(AWP)