Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. Die ASML-Aktie verlor an der Börse in Amsterdam kurz nach Handelsbeginn 2,24 Prozent auf 336,55 Euro. Im laufenden Jahr haben die Titel jedoch rund 27 Prozent gewonnen, auf längere Sicht sieht es noch bedeutend besser aus. So summiert sich das Plus in den zurückliegenden fünf Jahren auf rund 350 Prozent.

Ein Marktexperte schrieb am Morgen, er wisse von keinem anderen Unternehmen, das bereits einen Ausblick auf das neue Jahr gewagt habe. Dies sei aussergewöhnlich. Es zeige, dass ASML nicht unter Covid-19 leide und auch langfristig von seinen Erfolgsaussichten überzeugt sei.

Den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bestätigte ASML. Das Unternehmen rechnet für 2020 mit einem Umsatz von mindestens 13,3 Milliarden Euro. Wennink hatte bereits zuvor für dieses Jahr weiteres Wachstum angekündigt. Im dritten Quartal steigerte ASML die Erlöse im Vergleich zum Vorquartal um knapp ein Fünftel auf 3,96 Milliarden Euro und übertraf die Erwartungen von Analysten. Dabei profitierte das Unternehmen davon, dass es von Corona-Auswirkungen weitgehend verschont blieb.

Die für die Branche wichtige Bruttomarge lag allerdings mit 47,5 Prozent unter den 48,2 Prozent aus dem Vorquartal. Sie gibt an, wie viel vom Verkaufspreis nach Abzug der Herstellungskosten übrig bleibt. Der Auftragseingang legte hingegen deutlich auf 2,87 Milliarden Euro zu nach 1,1 Milliarden Euro ein Quartal zuvor. 595 Millionen Euro machten dabei die besonders zukunftsträchtigen EUV-Lithographiesysteme aus. Wegen der Schwankungen in der konjunkturanfälligen Chipbranche werden Geschäftszahlen üblicherweise mit dem Vorquartal verglichen.

Unter dem Strich kletterte der Nettogewinn um 41 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro. Für das laufende vierte Quartal erwartet ASML Umsätze zwischen 3,6 und 3,8 Milliarden Euro sowie eine Bruttomarge von rund 50 Prozent und traf damit die Erwartungen der Marktexperten.

Unterdessen will der Konzern sein wegen der Pandemie zwischenzeitlich unterbrochenes und bis 2022 laufendes Aktienrückkaufprogramm noch in dieser Woche wieder aufnehmen. Insgesamt will ASML Aktien im Wert von bis zu 6 Milliarden Euro zurückkaufen. Im zweiten und dritten Quartal hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben keine Rückkäufe vorgenommen. Als Zwischendividende für 2020 will ASML den Anteilseignern im November 1,20 Euro je Aktie zahlen.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 147 Milliarden Euro gehört ASML zu den wertvollsten Konzernen der Eurozone. Im Leitindex EuroStoxx 50 bedeutet der Börsenwert der Niederländer aktuell Platz vier hinter L'Oreal (rund 161 Milliarden Euro), dem Walldorfer Dax-Konzern und Softwarespezialisten SAP (rund 164 Milliarden Euro) und dem Luxusgüterkonzern LVMH , der die Rangliste anführt. Von den Franzosen, die auf eine Marktkapitalisierung von rund 210 Milliarden Euro kommen, ist ASML aber noch ein gutes Stück entfernt.

ASML segelt in der öffentlichen Wahrnehmung zwar weitgehend unter dem Radar, doch die Technik des Konzerns steckt in vielen der Chips, die von viel bekannteren Unternehmen wie Intel und Samsung hergestellt werden.

ASML beschäftigt derzeit rund 25 000 Mitarbeiter. Der Konzern mit Sitz im niederländischen Veldhoven bei Eindhoven wurde 1984 gegründet und produziert Anlagen zur Herstellung von Halbleitern, speziell Maschinen für die Chipindustrie. Eigenen Angaben zufolge ist das Unternehmen der weltweit grösste Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie. Ein Fokus von ASML liegt auf der Entwicklung von Maschinen für die EUV-Litographie, die zur Herstellung von Halbleitern mit kleineren Strukturgrössen benötigt werden./eas/stw/fba

(AWP)