Zuvor hatten die drei Stimmrechtsberater ISS, Glass Lewis und Ethos, die schätzungsweise ein Viertel bis ein Drittel des Aktienkapitals der Grossbank vertreten, den Aktionären die Ablehnung sämtlicher Vergütungsanträge an der Generalversammlung vom 28. April empfohlen.

Rohner hofft jetzt, dass sich mehr Aktionäre als zuvor nicht an diese Stimmrechtsempfehlung halten. "Aufgrund der Reaktionen von institutionellen Investoren gehen wir davon aus, dass sich die Zustimmung an der GV erhöhen wird", sagte er.

Unklar bleibt dabei, von wem der Anstoss zum Verzicht kam. Rohner führt im Interview lediglich aus, dass er nach der Veröffentlichung des Vergütungsberichts die offenbar kritischen Rückmeldungen verschiedener wichtiger Aktionäre an das Management weitergeleitet habe. Dieses sei dann schliesslich mit dem Verzichtsvorschlag auf den Verwaltungsrat zugekommen. "Wir hätten das Management nicht zu einem solchen Schritt zwingen können", sagte er.

ETHOS LEHNT WIEDERWAHL VON ROHNER WEITER AB

Ob die angebotenen Salärkürzungen zu einer Änderung der Empfehlungen der Stimmrechtsberater führen, ist noch offen. "Wir werden das sehr schnell diskutieren, denn die Summen sind immer noch stattlich", sagte dazu Ethos-Direktor Vincent Kaufmann in einem Interview der "SonntagsZeitung" und "Le Matin Dimanche". Schon entschieden ist jedoch, dass Ethos unverändert die Wiederwahl von Präsident Rohner und vom Vizepräsident Richard Thornburgh ablehnt.

Beide seien bereits in der Zeit bei der Credit Suisse in leitender Funktion tätig gewesen, die in den letzten zwei Jahren zu Milliardenverlusten bei der Grossbank geführt habe, sagte Kaufmann. Rohner habe auch "bis zum bitteren Ende" die Expansionsstrategie der Investmentbank unterstützt und erst nach massiven Verlusten im Nordamerikageschäft seine Haltung dazu geändert.

Rohner selbst verweist bei der Frage nach der Verantwortlichkeit auf seine Leistungen. "Wir als Verwaltungsrat und Geschäftsleitung tragen die Verantwortung", sagte er der "NZZ am Sonntag". "Aber ich erinnere daran, dass wir, seit ich im Amt bin, nicht nur die Bilanzrisiken, sondern auch die Vergütungen kontinuierlich gesenkt haben."

VERZICHT AUF LOHNERHÖHUNG

Der Verwaltungsrat der Credit Suisse hatte ursprünglich trotz weiterem Milliardenverlust beantragt, sowohl die Entschädigung der Geschäftsleitung wie auch des Verwaltungsrates für das vergangene Geschäftsjahr zu erhöhen. Für die Geschäftsleitung war ohne Sonderzahlungen ein Anstieg von 64 Mio CHF auf 82 Mio vorgesehen. Der Verwaltungsrat sollte für das Jahr 2016 statt 9,9 Mio CHF 11 Mio erhalten.

Konzernchef Tidjane Thiam und die Geschäftsleitung beschlossen nun aber, dem Verwaltungsrat vorzuschlagen, die bereits von dem Aufsichtsgremium zugeteilten Boni um 40% zu reduzieren. Laut Angaben des Geschäftsberichts bewegt sich dieser Verzicht um ungefähr 20 Mio CHF.

Darüber hinaus beschloss der Verwaltungsrat am Donnerstag in einer Sitzung, seine eigene Vergütung auf dem Niveau von 2015 und 2016 zu belassen und laut dem Communiqué auf die vorgesehene Erhöhung für 2017 zu verzichten. Für die Generalversammlung waren verschiedene Traktanden zur Anhebung vorgesehen gewesen.

(AWP)