In Zukunft will Dätwyler nur noch das wachstums- und margenstarke Dichtungs-Geschäft (Division Sealing Solutions) betreiben, wie die Gruppe kurz vor Weihnachten mitteilte. Die beiden Distributionsunternehmen für elektronische Komponenten - Distrelec und Nedis - werden an die deutsche Investmentgruppe Aurelius verkauft. Was mit dem Online-Distributor Reichelt geschieht, der dritten Marke innerhalb der Division Technical Components von Dätwyler, ist noch offen. Aber auch diese steht zum Verkauf.

Bereits 2018 liess Dätwyler durchblicken, dass das Geschäft mit den Elektronikteilen, das schon länger mit schwachen Margen kämpfte, Fortschritte machen müsse oder zur Disposition gestellt werde. Im August 2019 wurde dann die Division offiziell ins Schaufenster gestellt.

Hoher Buchverlust...

Als Distributoren von elektronischen Komponenten haben Distrelec und Nedis 2018 mit rund 850 Mitarbeitenden einen Umsatz von etwa 300 Millionen Franken erwirtschaftet, aber nur wenig Gewinn gemacht. Entsprechend musste Dätwyler beim Verkaufspreis Abstriche machen. Durch die Transaktion entsteht ein hoher Buchverlust von rund 670 Millionen Franken.

"Die Tochtergesellschaften waren zu üblichen Buchwerten in den Büchern, aber der erzielte Verkaufspreis liegt darunter", begründete ein Sprecher von Dätwyler gegenüber AWP den hohen Verlust. Dieser setze sich zusammen aus "hauptsächlich Goodwill, Währungsumrechnungsdifferenzen auf dem Eigenkapital der verkauften ausländischen Tochtergesellschaften und der Differenz zwischen Buchwerten und Verkaufspreis".

...ohne Einfluss auf flüssige Mittel

Er betonte gleichzeitig, dass "der Verlust keinen Einfluss auf die flüssigen Mittel und nur einen geringen Einfluss auf die Substanz" habe. Ob Dätwyler unter diesen Voraussetzungen für das Geschäftsjahr 2019 eine Dividende ausbezahlen werde, liess er offen. "Der Verwaltungsrat wird die Dividende basierend auf dem operativen Ergebnis festlegen."

Zieht man zum Vergleich den operativen Gewinn (EBIT) aus dem Jahr 2018 von 170 Millionen Franken heran, müsste 2019 auf Stufe EBIT ein Verlust von gegen 500 Millionen Franken resultieren. Diese Rechnung bestätigte der Sprecher.

Der Vollzug des Vertrags ist im ersten Quartal 2020 vorgesehen, vorbehältlich der Erfüllung der üblichen Vollzugsbedingungen. Über Einzelheiten der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart.

Der Käufer Aurelius verfügt gemäss Dätwyler über langjährige Investitions- und Managementerfahrung und ist bereits Eigentümer mehrerer Distributionsunternehmen. Ausserdem sei er auf Abspaltungen aus internationalen Konzernen spezialisiert. Aurelius will die beiden Einheiten laut einer eigenen Mitteilung finanziell und operativ unterstützen, um einen nahtlosen Übergang der Geschäftstätigkeit zu ermöglichen.

Börse kommentiert wohlwollend

Für den Verkauf des Onlinedistributors Reichelt will sich Dätwyler Zeit nehmen, um zur Wertoptimierung "weitere Optionen zu prüfen". In Analystenkreisen wurde darauf hingewiesen, dass der Verkauf von Reichelt ohne Distrelec und Nedis nun einfacher sei und zu einem besseren Preise gelingen sollte.

An der Börse fand die Transaktion gefallen, das sich Dätwyler nun auf das rentable Geschäft konzentrieren kann. Die Abtrennung der beiden unrentabelsten Bereiche sei zudem rascher erfolgt als gedacht, hiess es am Markt. Die Aktien verzeichneten am Freitag ein Plus von 3,3 Prozent.

cf/ra

(AWP)