Abseits der ergänzenden Übernahmen sollen die drei Geschäftsbereiche des Konzerns in den kommenden Jahren im Wesentlichen aus eigener Kraft wachsen. Den Angaben zufolge will Merck dadurch seinen Umsatz bis 2025 auf etwa 25 Milliarden Euro steigern, dies entspreche einer durchschnittlichen organischen Wachstumsrate von mehr als sechs Prozent pro Jahr. Für 2021 ist bislang ein Erlös von bis zu 19,7 Milliarden Euro angepeilt. Die Investitionen sollen im Zeitraum von 2021 bis 2025 um mehr als 50 Prozent gegenüber der vorangehenden Fünfjahresperiode steigen. Es sei zudem davon auszugehen, dass Merck ab Ende des Jahres 2022 ein Betrag im hohen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich für Übernahmen zur Verfügung stehe, hiess es weiter.

An der Börse legten die Merck-Papiere im weiter schwachen Marktumfeld zu. Mit plus 1,65 Prozent waren die Aktien der Darmstädter an der Dax -Spitze wieder auf dem Weg zum jüngsten Rekord bei 207,90 Euro. Die neuen Umsatzziele bis 2025 lägen über der der aktuellen Konsensschätzung, schrieb Analyst Richard Vosser von JPMorgan .

Nach milliardenschweren Zukäufen wie zuletzt dem des US-Halbleiterzulieferers Versum Materials hatte Merck dem Schuldenabbau bis zum kommenden Jahr oberste Priorität eingeräumt. "Angesichts der zügigen Rückführung der Nettofinanzverschuldung steigt die finanzielle Flexibilität von Merck wieder deutlich", hiess es vom Konzern dazu nun.

Bei Merck mit seinen Sparten für Laborausrüstung, dem Pharmabereich und dem Geschäft mit Spezialmaterialien florierten die Geschäfte in der Corona-Pandemie zuletzt prächtig. Vor allem die ohnehin schon seit längerem boomende Laborsparte profitiert derzeit vom blühenden Geschäft mit Produkten und Dienstleistungen für die Arzneiforschung.

Unter anderem beliefert Merck viele Corona-Impfstoffhersteller wie etwa auch Biontech mit seinen Produkten. Die Darmstädter wollen nun ihr Geschäft rund um die Herstellung biopharmazeutischer Produkte durch mehr Kapazitäten und eine Vergrösserung des Produktionsnetzwerks ausbauen. Zudem will sich Merck auch stärker als Auftragsfertiger und -entwickler positionieren.

Für den Geschäftsbereich sieht Merck deshalb nun noch optimistischer in die Zukunft - obwohl gleichzeitig mit nachlassendem Rückenwind durch die Pandemie gerechnet wird, wie Garijo in ihrer Präsentation betonte. Demnach soll die Laborsparte mittelfristig im Schnitt um 7 bis 10 Prozent pro Jahr aus eigener Kraft wachsen - und damit schneller als voraussichtlich der Markt. Zuletzt hatte Merck für den Geschäftsbereich noch ein organisches Plus von 6 bis 9 Prozent angepeilt. Helfen soll in Zukunft auch ein noch stärkerer Fokus auf die Wachstumsregion Asien-Pazifik und insbesondere China.

Die Spanierin Garijo legt wie ihr Vorgänger Stefan Oschmann ihr Augenmerk nach eigenem Bekenntnis auf ein "sehr aktives Portfoliomanagement" - weniger aussichtsreiche Aktivitäten werden deshalb eher zugunsten lukrativer Projekte gestrichen. Dies gilt auch für die Pharmasparte, die Garijo vor ihrem Wechsel an die Konzernspitze im Mai lange und erfolgreich geführt hatte. Dabei hatte die Managerin den Bereich stärker auf aussichtsreichere Medikamente gegen Krebs und Multiple Sklerose (MS) ausgerichtet.

Für den Pharmabereich erwartet Merck nunmehr mittelfristig ein durchschnittliches jährliches organisches Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich, das zum Grossteil durch neue Produkte gespeist werden soll. Neben den bereits eingeführten Krebspräparaten wie Bavencio und Tepmetko sowie der MS-Tablette Mavenclad setzen Mercks Forscher auch grosse Hoffnungen in einige Arzneien, die sich noch in der Entwicklung befinden. Seine kurzfristigen Ambitionen für die neuen Medikamente hatte Merck allerdings erst kürzlich etwas eingedämpft. Diese sollen 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 beisteuern anstatt der zuvor angepeilten 2 Milliarden Euro.

Für das kleinste Standbein, den Bereich für Spezialmaterialien ("Electronics"), setzt die Konzern-Chefetage nun die Messlatte ebenfalls noch einen Tick höher. Dank der zugekauften Versum Materials hatte Merck in den vergangenen rund zwei Jahren den Bereich auf das wachsende Geschäft mit Halbleitern ausgerichtet. Dieses soll der wesentliche Wachstumstreiber der Sparte werden, in der Merck etwa auch Farbpigmente für die Auto- und Kosmetikindustrie produziert. Bis 2025 soll die gesamte Sparte nunmehr im Schnitt um 3 bis 6 Prozent beim Umsatz aus eigener Kraft zulegen (zuvor: 3 bis 4 Prozent).

Im abgelaufenen zweiten Quartal hatte das organische Wachstum der Sparte Electronics bei etwas mehr als 10 Prozent gelegen. Dabei profitierte Merck zuletzt stark von der weltweiten Chipknappheit, die beispielsweise auch die Autoindustrie bremst./tav/nas/men

(AWP)