Durch zukünftige Entwicklungen wie die Digitalisierung ist in der Bankenbranche ein Paradigmenwechsel absehbar, bilanzieren die Autoren der am Montag vorgestellten Zukunftsstudie "Bankfachspezialisten 2030". Diese wurde von der ZHAW School of Management and Law im Auftrage des Zürcher Bankenverbandes mit dem Ziel durchgeführt, wissenschaftlich fundierte Anhaltspunkte dafür zu geben, welche Veränderungen von Unternehmen, Mitarbeitenden und Bildungsinstitutionen gefordert sind, um die "Erfolgsgeschichte des Schweizer Finanzplatzes" weiterzuschreiben.

40% BEI UNIVERSALBANKEN BETROFFEN

In ihrem Zukunftsszenario gehen die Studienautoren davon aus, dass einerseits neue digitale Dienstleistungen zunehmend massentauglich werden. Anderseits glauben sie, dass die persönliche Beratung und Betreuung für die Kunden bedeutend bleiben wird. Gleiches gelte auch für die Daten- und Systemsicherheit im Bankengeschäft.

Als Folge dessen werde sich die Arbeitssituation vor allem für Kundenberater und -betreuer verändern, während sich klassische Supportfunktionen wie Risk & Compliance oder Finance nur inhaltlich aber nicht grundsätzlich verändern würden, heisst es weiter.

Vom Umbruch in der Arbeitswelt betroffen ist eine recht hohe Anzahl von Beschäftigten. Bei den Schweizer Universalbanken seien rund 40% der Mitarbeitenden im Vertrieb tätig, worunter klassische Beratungstätigkeiten und damit zusammenhängende Tätigkeiten fallen. Bei kleineren Banken könnte der Anteil des "Vertriebs"-Personals aber 60% bis 80% betragen, sagte Anita Sigg, Studienleiterin der ZHAW.

In den nächsten Jahren seien Kundenberater stark gefordert, sich weiter zu entwickeln und interdisziplinärer werden. Viele der sogenannte Professionals - also Bankspezialisten über 45 Jahre - müssten ihre Einstellung ändern und vermehrt alternative Laufbahnkonzepte in Betracht ziehen, um flexibel und geplant auf veränderte zukünftige Rahmenbedingungen reagieren zu können. Andererseits müssten sie genau analysieren, welchen Wert ihr bestehendes Kompetenzportfolio im Rahmen der möglichen zukünftigen Entwicklungen hat und wie sie allfällige Lücken schliessen können, schreiben die Autoren. "Sie können sich nicht in die Pension retten", sagte Sigg.

Gefordert seien aber nicht nur die Mitarbeitenden. Auch die Banken und die Bildungsinstitutionen würden in der Pflicht stehen, sich auf die künftigen Kompetenzanforderungen auszurichten. Um für Mitarbeitende auch in Zukunft attraktiv zu bleiben, müssten sich die Arbeitgeber fragen, wie bisherige Attraktivitätsmerkmale wie Karriereaussichten und Entschädigung durch neue Elemente - beispielsweise Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, Arbeitsmodelle, Cross-Industrie-Anschlussmöglichkeiten - ersetzt werden könnten.

KV-AUSBILDUNG NICHT MEHR ZEITGEMÄSS

Die Bildungsinstitute wiederum müssten ihre Bildungsprogramme so auszurichten, dass die Auszubildenden in ihren bisherigen und künftigen Tätigkeitsfeldern bestehen können. Handlungsbedarf sieht Sigg insbesondere in der kaufmännischen Berufslehre (KV) der Bankenfachkräfte. Dort liege der Schwerpunkt der Ausbildung noch immer zu stark bei Fachkompetenzen, die es schon heute so nicht mehr gebe.

So sei vieles in der Abwicklung, wie das Ausfüllen von Formularen, bereits automatisiert und teilweise auch an andere Unternehmen ausgelagert. Entsprechend müsste die Ausbildung dafür sorgen, dass die Lernenden Kompetenzen über Prozesse und Methoden erlangen würden, hält Sigg fest.

sig/rw

(AWP)