FRANKFURT (awp international) - Jetzt ist es offiziell: Paul Achleitner soll auch in Zukunft den Aufsichtsrat der Deutschen Bank führen. Das Kontrollgremium habe den 60-Jährigen für eine zweite Amtszeit einstimmig nominiert, sagte ein Konzernsprecher am Montag und bestätigte damit dpa-Informationen vom Sonntag. Da Achleitner auch die Rückendeckung der grössten Aktionäre haben soll, dürfte seiner Wiederwahl bei der Hauptversammlung im kommenden Mai nichts mehr im Wege stehen.

Zuvor hatte eine interne Untersuchung keine Anhaltspunkte für eine Pflichtverletzung ihres Aufsichtsratschefs ergeben. Dabei ging es um die Rolle Achleitners bei der Aufarbeitung der Libor-Affäre um manipulierte Referenzzinsen. In den USA und Grossbritannien musste das Geldhaus deshalb eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden US-Dollar zahlen. Die Strafe in Grossbritannien war dabei um 100 Millionen Pfund höher ausgefallen, weil die dortige Finanzaufsicht der Bank mangelnde Kooperation bei der Aufklärung vorwarf. Eine Mitverantwortung Achleitners dafür konnte die Untersuchung nun nicht feststellen.

Achleitner war 2012 parallel zur Vorstands-Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen oberster Kontrolleur der Deutschen Bank geworden. Zuletzt wurde auch er zunehmend für die Talfahrt des Instituts verantwortlich gemacht. Dem Chefkontrolleur wird eine Mitschuld an der lange schleppenden Aufarbeitung der Altlasten gegeben. Zudem habe er zu lange am Investmentbanker Jain als Co-Chef festgehalten. Erst Mitte 2015 zog er die Notbremse, und Jain musste gehen. Seitdem soll der Brite John Cryan als Vorstandschef die Bank sanieren.

Derzeit gelten vor allem die juristischen Altlasten als grösste Gefahr für die Bank. So ringt das Geldhaus in den USA um einen Vergleich wegen umstrittener Hypothekengeschäfte aus der Zeit vor der jüngsten Finanzkrise. Die US-Justiz forderte zuletzt eine Zahlung von 14 Milliarden US-Dollar und löste damit Sorgen um die Stabilität der Konzerns aus, obwohl die Bank selbst mit einer deutlich niedrigeren Strafe rechnet. Im vergangenen Jahr hatte das Institut bereits einen Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro ausgewiesen./enl/stw/she

(AWP)