Der seit Mitte 2012 amtierende Aufsichtsratschef betonte: "Ein Zeitpunkt hierfür ist heute noch nicht absehbar." Die Aktionäre dürften aber davon ausgehen, dass er nicht darauf dringen werde, "die gesamte Wahlperiode durchzustehen."

Das turbulente Jahr 2017 hatte Faber in die Kritik gebracht. Der geplante Zusammenschluss mit der Londoner Börse LSE scheiterte auch deshalb, weil den Verantwortlichen der Deutschen Börse ein Plan B für den Fall des Brexits zu fehlen schien. Zudem brachte der Aufsichtsrat unter Fabers Vorsitz ein für den inzwischen zurückgetretenen Konzernchef Carsten Kengeter massgeschneidertes Vergütungsprogramm auf den Weg, das bis heute die Staatsanwaltschaft Frankfurt beschäftigt.

Kengeter hatte Mitte Dezember 2015 für 4,5 Millionen Euro 60 000 Deutsche-Börse-Aktien gekauft. Der Konzern packte 69 000 Aktien drauf. Gut zwei Monate nach dem Deal machten Deutsche Börse und London Stock Exchange (LSE) ihre Fusionspläne öffentlich, was die Kurse trieb. Die Ermittler werfen Kengeter vor, schon im Sommer 2015 mit der LSE-Führung Gespräche über eine Fusion geführt und das lukrative Aktiengeschäft in diesem Wissen getätigt zu haben. Wegen des anhaltenden Drucks trat Kengeter zum Jahresende 2017 zurück. Für Anwaltshonorare im Zusammenhang mit dem Insiderverfahren gab die Börse nach Fabers Angaben insgesamt etwa 5,5 Millionen Euro aus.

Das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Insiderhandel sei "schlicht und einfach ein Skandal", schimpfte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Herr Dr. Faber, ich hätte von Ihnen wenigstens die moralische Verpflichtung erwartet, sowohl für den dilettantischen Fusionsversuch als auch für den eigentlichen Skandal des Insiderverdachts gegen Herrn Kengeter und unser Unternehmen einzustehen und sich ihr nicht zu entziehen."

Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment hielt dem Aufsichtsrat zugute, dass es "im Chaos des vergangenen Jahres noch gelungen ist, einen überzeugenden Nachfolger für Herrn Kengeter zu finden".

Seit Januar führt der langjährige HVB-Chef Theodor Weimer die Deutsche Börse - und er sorgte rasch für Aufbruchstimmung: Drei neue Vorstände ziehen in den nächsten Monaten in die Führungsetage ein. Auch erste strategische Entscheidungen sind gefallen: Die jährlichen Fixkosten sollen bis Ende 2020 um rund 100 Millionen Euro sinken. Die Neuaufstellung schlägt einmalig mit rund 200 Millionen Euro zu Buche.

"Wir machen auch vor der Management-Ebene nicht Halt. Wir werden dort bis zu 50 Stellen abbauen, um die Organisation effizienter und agiler zu machen", sagte Weimer bei der Hauptversammlung. "Wenn wir unsere Wachstumsziele wie geplant erfüllen, werden wir trotz des geplanten Personalabbaus über die nächsten Jahre eine dreistellige Zahl neuer Stellen schaffen." Erwartet wird, dass neue Stellen an Billigstandorten wie Cork (Irland) oder Prag entstehen werden.

Wachstumschancen für die Deutsche Börse sieht Weimer in allen Geschäftsbereichen - "von den Marktdaten über den Handel bis hin zu unseren Dienstleistungen für Investmentfonds". Ergänzend stünden Zukäufe auf dem Programm. Schwerpunkte seien die Bereiche festverzinsliche Wertpapiere, Energieprodukte, Währungen, Dienste für Investmentfonds sowie Daten und Indizes./ben/DP/mis

(AWP)