Die Arbeitslosenquote fiel im Mai von 14,7 Prozent im Vormonat auf 13,3 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Der Rückgang erfolgte jedoch von extrem hohen Niveau: Im April hatte die Arbeitslosenquote den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht. Analysten hatten für Mai einen deutlichen Sprung der Quote auf 19,0 Prozent erwartet.

Laut Ministerium ging die Arbeitslosigkeit sowohl unter Männern als auch unter Frauen zurück. Darüber hinaus ging sie unter weissen Arbeitnehmern und solchen mittel- oder südamerikanischer Herkunft zurück. Unter Teenagern sowie Arbeitnehmern afroamerikanischer und asiatischer Herkunft veränderte sich die Arbeitslosigkeit dagegen kaum.

Der Arbeitsmarkt in den USA ist flexibler als zum Beispiel in Deutschland: Arbeitnehmer können viel schneller entlassen werden, es kommt aber auch viel schneller wieder zu Neueinstellungen. Die Arbeitslosenquote war jedoch immer noch dramatisch höher als vor der Zuspitzung der Pandemie: Im Februar hatte sie bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Wert seit Jahrzehnten.

Die Beschäftigung stieg trotz Corona-Krise deutlich. Ausserhalb der Landwirtschaft kamen rund 2,51 Millionen Stellen hinzu. Analysten hatten hingegen mit einem weiteren Rückgang um im Schnitt 7,5 Millionen Arbeitsplätze gerechnet. Der Zuwachs folgt auf einen Abbau von 20,687 Millionen Stellen im April. Dies war der stärkste Rückgang seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1939.

Den Angaben zufolge stieg die Beschäftigung in solchen Branchen besonders stark, in denen sie zuvor besonders stark abgebaut worden war. Das Ministerium nannte den Freizeit- und Hotelbereich, den Gesundheitssektor sowie den Einzelhandel. Zudem wurde auf eine steigende Beschäftigung am Bau und im Erziehungswesen verwiesen.

Die neuen Arbeitsmarktdaten zeigten, dass "Wiedereinstellungen früher und stärker angefangen haben" als die Zahl der Erstanträge zuletzt suggerierte, schrieb Analyst Michael Pearce von der Beratung Capital Economics. "Die schneller als erwartete Wende am Arbeitsmarkt wird Hoffnungen nähren, dass das Virus nicht die gleichen dauerhaften Wunden am Arbeitsmarkt hinterlässt wie normale typische Rezessionen", schrieb er.

Im Mai wurde zudem erneut eine grosse Zahl Angestellter schlicht als "abwesend" vom Arbeitsplatz aus anderen Gründen kategorisiert, also weder als beschäftigt noch als arbeitslos. Falls diese als arbeitslos gezählt würden, läge die Arbeitslosenquote über 16 Prozent, hiess es.

Viele Geschäfte, Fabriken und Restaurants dürfen in den USA inzwischen wieder unter Auflagen öffnen. US-Präsident Donald Trump hofft daher, dass sich der Arbeitsmarkt in der zweiten Jahreshälfte wieder rasch stabilisieren wird. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Arbeitslosigkeit selbst Ende nächsten Jahres noch knapp unterhalb der Marke von 10 Prozent liegen könnte.

Die durchschnittlichen Löhne und Gehälter gingen überraschend zurück, nachdem sie im Vormonat noch extrem gestiegen waren. Fachleute weisen jedoch darauf hin, dass die Daten durch die Krise massiv verzerrt sein dürften. Die Stundenlöhne sanken im Mai gegenüber dem Vormonat um 1,0 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Stundenlöhne um 6,7 Prozent.

An den Finanzmärkten stieg der US-Dollar nach Bekanntwerden der Daten stark an. Im Gegenzug geriet der Euro unter Druck. Die Aktienmärkte reagierten mit starken Kursgewinnen, während sichere Anlagen wie Staatsanleihen erheblich unter Druck gerieten./bgf/jbz

(AWP)