Hintergrund des Kaufangebots von DSV an Panalpina ist die herausfordernde Situation in der Logistikbranche. Dass sich das Wachstum des Welthandels beispielsweise wegen des Handelsstreits zwischen den USA und China weiter abschwächen dürfte, könnte den Verdrängungskampf noch verstärken. Im stark fragmentierten Markt ist daher Fusionsfieber ausgebrochen.

Gerade Panalpina steht aufgrund der eher schwachen Aktienkursentwicklung diesbezüglich seit längerem unter Druck der Grossaktionäre Cevian und Artisan. Beide halten etwa zehn Prozent am Aktienkapital der Basler und forderten bereits die Prüfung eines Zusammenschlusses. Bisher sträubte sich mit der Ernst Göhner Stiftung (EGS) allerdings Panalpinas Haupteigner (Anteil von 46%) gegen einen solchen Schritt.

Die Stiftung hilet sich bedeckt: "Die EGS nimmt das nicht bindende Angebot von DSV für Panalpina zur Kenntnis, möchte es aber derzeit nicht kommentieren", erklärte ein Sprecher auf Anfrage.

Rücktritt des Präsidenten

Doch führte die wiederholte Kritik von Cevian vor einigen Wochen schliesslich zur Rücktrittsankündigung von Verwaltungsrats-Präsident Peter Ulber, der in dem Gremium die Stiftung repräsentierte. Seither wird Panalpina wieder als Übernahmekandidat gehandelt. Das Gebot von DSV pro Panalpina-Aktie beläuft sich konkret auf 170 Franken je Aktie, bestehend aus einer Kombination aus Bargeld und DSV-Aktien.

DSV betonte in seiner Mitteilung die Vorteile eines möglichen Zusammenschlusses. Damit würde ein führendes globales Transport- und Logistikunternehmen mit signifikanten Wachstumsmöglichkeiten entstehen. Bei Panalpina selbst gab man sich zurückhaltend und schrieb von einer "unaufgeforderten, unverbindlichen Kontaktaufnahme". Eine Stellungnahme darüber hinaus lehnte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP ab.

Zumindest an der Börse kam das Angebot gut an. Dort vollführten die Anteilsscheine am Mittwochnachmittag einen Kurssprung von 28 Prozent auf 175 Franken. Damit lagen die Titel gar über dem DSV-Gebot. Die Investoren gehen offenbar davon aus, dass ein noch höheres Angebot für Panalpina möglich wäre.

Kommen könnte ein solches von Konkurrent Kühne+Nagel aus Schindellegi, der zu den Weltmarktführern gehört. Das Unternehmen bekundete vor einiger Zeit sein Interesse an den Baslern, liess aber auch verlauten, dass es keine feindliche Übernahme anstrebt. Zum Angebot von DSV an Panalpina äusserte sich Kühne+Nagel bisher nicht.

Haltung der Stiftung unklar

Ob die bei Panalpina dominierende EGS einem Zusammenschluss gegenüber inzwischen offener ist, bleibt vorerst unklar. Die Stiftung beantwortete eine entsprechende Anfrage bisher nicht. Erst vor kurzem hatte das Management des Konzerns jedoch betont, dass man keine Fusion anstrebe und vielmehr schon bald selber grössere Übernahmen zu stemmen gedenke.

Entsprechend dieser Verlautbarungen gehen Analysten davon aus, dass Panalpina und ihre Aktionäre das erste Gebot von DSV nicht akzeptieren werden. Dass eine weiter verbesserte Offerte erfolgreich sein könnte, sei aber nicht auszuschliessen, schrieb beispielsweise die Bank Baader Helvea in einem Kommentar.

Dass es DSV nach grösseren Zukäufen gelüstet, war dafür bekannt. Erst im Oktober hatten die Dänen ein Übernahmeangebot für den Schweizer Panalpina-Konkurrenten Ceva Logistics vorgelegt. Ceva hatte dieses Angebot jedoch abgelehnt und war stattdessen eine vertiefte Partnerschaft mit seinem Hauptaktionär, der französischen Reederei CMA CGM, eingegangen.

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(AWP)