Dabei räumt die Managerin ein, dass sie für die wachsende Zahl von Flügen selbst mitverantwortlich ist. Das Wachstum komme von der irischen Rivalin Ryanair, von Easyjet selbst und von der ungarischen WizzAir, sagte sie in einer Telefonkonferenz. Zwar signalisierten verschiedene Airlines, Kapazität aus dem Markt zu nehmen. In Wirklichkeit wachse sie aber weiter, wenn auch nicht mehr so schnell wie vor einem Jahr.

An der Börse geriet die Easyjet-Aktie trotz der erhöhten Gewinnprognose in Turbulenzen. Zusammen mit anderen Papieren aus der Branche sackte ihr Kurs nach anfänglichen Gewinnen um vier Prozent ins Minus. Aktienhändler fanden zunächst keine eindeutigen Gründe. Nach der zuletzt starken Kursentwicklung schienen Investoren verstärkt Kasse zu machen, sagte einer von ihnen. Möglicherweise verlagerten auch Grossanleger ihr Engagement von der Luftfahrt in eine andere Branche.

Derweil ist die neue Easyjet-Tochter in Österreich startklar, die dem Konzern die europäischen Flugrechte nach dem EU-Austritt Grossbritanniens sichern soll. Die neue Fluglizenz liege vor, der erste Flug finde noch an diesem Donnerstag statt, sagte McCall. 100 Maschinen will Easyjet in Wien insgesamt anmelden. Wie viele neue Jobs in diesem Zuge in Wien entstehen werden, liess McCall offen. Es werde dort ein kleines Büro geben. Aus Grossbritannien werde niemand nach Österreich wechseln, stellte sie klar.

Zu McCalls optimistischeren Erwartungen für das Geschäftsjahr bis Ende September trugen vor allem kräftig steigende Passagierzahlen und Ticketerlöse bei. Im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni beförderte Easyjet 22,3 Millionen Fluggäste und damit fast elf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch waren die Flugzeuge besser gefüllt.

Je Fluggast nahm Easyjet fast fünf Prozent mehr ein als ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg dabei um 16 Prozent auf 1,4 Milliarden Pfund. Das lag allerdings zu einem Gutteil an dem späten Ostertermin im April. Im Vorjahr war Ostern in den März und damit in Easyjets zweites Geschäftsquartal gefallen. Ohne den Ostereffekt wären der Erlös je Sitzplatz gefallen, räumte Finanzchef Andrew Findlay ein.

Zudem sind in den Umsatzerlösen Wechselkurseffekte enthalten. So hat das britische Pfund nach dem Votum der Briten für den EU-Austritt deutlich an Wert verloren. Einnahmen in Euro sind umgerechnet in Pfund daher jetzt merklich mehr wert. Währungsschwankungen herausgerechnet, konnte Easyjet die Betriebskosten je Sitz um 5,5 Prozent senken. Ohne den günstigen Treibstoffpreis wären sie um 1,6 Prozent gestiegen.

Auf der Suche nach einer neuen Chefin oder einem neuen Chef schaut sich Easyjet laut McCall nun innerhalb und ausserhalb des Unternehmens um. Es gebe keinen Zeitplan, bis wann ein Nachfolger für sie gefunden sein solle, sagte sie. Die Managerin hatte vor wenigen Tagen angekündigt, Easyjet Ende 2017 zu verlassen. Anfang 2018 übernimmt sie die Führung des britischen Fernsehsenders ITV ./stw/men/fbr

(AWP)